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05.07.1999 07:29

Konjunktur 1999/2000: Rückkehr auf den Aufschwungspfad

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Im Frühjahr 1999 haben sich die Perspektiven der Weltwirtschaft wieder aufgehellt. Dazu trugen die Fortschritte bei der Bewältigung der Krisen in Südostasien ebenso bei wie die anhaltende Dynamik der US-Konjunktur. Auch im Euroraum und in Deutschland mehren sich die Anzeichen, daß der Tiefpunkt der konjunkturellen Delle durchschritten ist und die Wirtschaft auf den im vergangenen Jahr eingeschlagenen Aufschwungspfad zurückkehrt.
    Die konjunkturelle Wende in Deutschland kommt aus dem Bereich, in dem auch die Dämpfung des Aufschwungs 1998 ihren Anfang genommen hatte: von der Auslandsnachfrage. So zieht die Ausfuhr seit dem Frühjahr wieder an und die Bestellungen aus dem Ausland sind weiter aufwärts gerichtet. Die direkten und indirekten Effekte des negativen externen Nachfrageschocks aus den internationalen Krisenregionen ein-schließlich der Drittmarkteffekte sind gebannt. Die mit Verzögerung wirksamen Krisenfolgen werden dagegen die Konjunktur in Deutschland noch einige Zeit belasten.
    Der Exporteinbruch seit Sommer 1998 führte nicht in eine Rezession, da sich andere Rahmenbedingungen der Konjunktur, insbesondere im monetären Bereich, nicht nur nicht verschlechtert, sondern sogar verbessert haben. So versehen die niedrigen kurz- und langfristigen Zinsen die konjunkturellen Auftriebskräfte mit dem nötigen Schwung für die Rückkehr auf den Aufschwungspfad. Der hohe Grad an Preisniveaustabilität schränkt die Gefahr von Verspannungen ein.
    Die günstigen monetären Rahmenbedingungen regen vor allem die Investitionsaktivitäten der Unternehmen an, die allerdings im Sommerhalbjahr 1999 zunächst die von den Krisengebieten ausgelösten gedämpften Absatzchancen mit Verzögerung zu spüren bekommen werden. Ausrüstungsinvestitionen und gewerbliche Bauinvestitionen dürften danach wieder verstärkt zunehmen. Der Wohnungsbau in Deutschland verläßt die Talsohle, die Erholung kommt allerdings aufgrund des anhaltend kräftigen Rückgangs in Ostdeutschland nur langsam voran.
    Als Stütze der Konjunktur erweist sich die Konsumnachfrage der privaten Haushalte. Zwar blieb infolge des konjunkturellen Dämpfers ein beschäftigungsinduzierter Einkommensschub aus. Anregungen kommen jedoch aus den Einkommenssteigerungen infolge der höheren Lohnabschlüsse, der Entlastungen bei den direkten Steuern und Beiträgen zur Rentenversicherung sowie infolge der sozialpolitischen Maßnahmen. Die Ökosteuer wirkt leicht bremsend.
    So konnte die Binnennachfrage während der konjunkturellen Delle zwar eigene Akzente setzen, sie waren aber nicht kräftig genug, den Einbruch im Auslandsgeschäft deutlich zu übertreffen. Zu Beginn des Jahres stagnierte deshalb die Produktion sogar. Seit dem zweiten Vierteljahr haben sich die Produktionsaktivitäten jedoch wieder beschleunigt, so daß das Bruttoinlandsprodukt 1999 um 1,7 vH größer sein wird als im Vorjahr. Mit zunehmender Dynamik der Exportkonjunktur wird für das Jahr 2000 ein Zuwachs der gesamtwirtschaftlichen Produktion um 2,5 vH erwartet.
    Der Verlust an Auftriebskräften hat auch den 1998 begonnenen Beschäftigungsaufbau gestoppt. Die Unternehmen haben wegen der eingetrübten Absatzerwartungen sowie der gestiegenen Arbeitskosten infolge der kräftigen Tariflohnerhöhungen ihre Personaldispositionen überprüft und per saldo seit dem Winter keine neuen Einstellungen mehr vorgenommen. Die Belegschaften werden weitgehend durchgehalten. Mit Verzögerung wird auch die Arbeitsnachfrage auf das Wiederanziehen der Konjunktur reagieren. Im Durchschnitt des Jahres 1999 kommt es zwar zu einem Zuwachs an Beschäftigung, dieser ist jedoch in erster Linie auf eine starke Zunahme arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen in der zweiten Jahreshälfte 1998 und die Aufrechterhaltung des hohen Standes in diesem Jahr zurückzuführen. Im kommenden Jahr wird sich die Lage am Arbeitsmarkt im Zuge der Festigung der Konjunktur deutlicher verbessern. Die registrierte Arbeitslosigkeit bildet sich in beiden Jahren stärker zurück als dies der Beschäftigungsaufbau erwarten läßt. Maßgeblich hierfür ist erneut der spürbare Rückgang des Arbeitsangebots.
    Im Interesse der Stärkung des Beschäftigungsaufbaus ist die Lohnpolitik bei der nunmehr wie-der anziehenden Konjunktur aufgerufen, nach den hohen Lohnabschlüssen zu Beginn des Jahres 1999 auf den Pfad der Lohnzurückhaltung zurückzukehren. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern für den Euroraum insgesamt. Je geringer der Lohnkostendruck auf die Preise ist, desto län-ger kann auch der Aufschwung währen, ohne daß die EZB dämpfend wirken muß.
    Das 30-Mrd.-Sparpaket der Bundesregierung ist ein bemerkenswerter Konsolidierungserfolg, obwohl nicht alle darin enthaltenen Posten tatsächliche Ausgabenkürzungen sind. Auch deshalb sind die kurzfristig dämpfenden Effekte gering. Um die Wachstumsbedingungen zu verbessern, sollte eine Unternehmenssteuerreform, die den Unternehmenssektor als ganzes entlastet, bald umgesetzt werden. Werden hierfür die steuerlichen Mehreinnahmen des Jahre 1999 im Bundeshaushalt 2000 eingesetzt, so wird der Prozeß der Haushaltskonsolidierung dadurch nicht gefährdet.

    Rückfragen bitte an: Dr. Udo Ludwig (03 45/77 53 800)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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