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05.09.2005 15:56

Die libanesische Schriftstellerin Emily Nasrallah am Zentrum Moderner Orient, Berlin

Dr. Sonja Hegasy Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO)
Geisteswissenschaftliche Zentren Berlin e.V. (GWZ)

    Im Rahmen des 5. internationalen literaturfestival berlin (ilb)
    liest die libanesische Schriftstellerin
    EMILY NASRALLAH
    am Zentrum Moderner Orient; Kirchweg 33, 14129 Berlin
    Dienstag, 13. September 2005, 19.30 s.t.
    Moderation: Helene Schär

    Die Grande Dame der libanesischen Literatur, Emily Nasrallah, liest aus ihrem erfolgreichen Erstlingswerk >Septembervögel< sowie aus ihrem neuesten Roman >Flug gegen die Zeit<. >Septembervögel< (dt. 1982) wurde mit drei arabischen Literaturpreisen prämiert.

    Emily Nasrallah wurde 1931 in einer christlichen Familie im Südlibanon geboren und ist eine der anerkanntesten Schriftstellerinnen und Intellektuellen des Nahen Ostens. Ihr vielfach ausgezeichnetes Werk umfasst neben Romanen, Essays und Erzählbänden auch sieben Kinderbücher. Mit 21 Jahren war sie die erste junge Frau, die der Dorfgemeinschaft ihres Geburtsortes Kfeir den Rücken kehrte, um an der American University in Beirut Erziehungswissenschaften zu studieren. In der Hauptstadt arbeitete sie zunächst als Lehrerin, später als Journalistin und freie Schriftstellerin.

    Eintritt frei

    Im Zentrum ihrer Texte stehen die Lebensmodelle von Frauen, die in ihrem Streben nach Gleichberechtigung und freier Entfaltung hin- und hergerissen sind zwischen dörflich-familiärer Enge und urbaner Freiheit. Ihre Figuren sind beharrliche weibliche Widerstands- und Überlebenskämpfer gegen schicksalhafte oder tradierte gesellschaftliche Zwänge in einem Land, in dem Religion und Sippe prägend sind. Nicht selten entscheiden sich ihre Charaktere für das "passive Verharren". Brechen sie jedoch aus, so finden sie meist keine neue Zugehörigkeit. So erzählt "Ar-Rahîna" (1974, dt. "Das Pfand", 1996) in kunstvoll-metaphorischer Sprache die Geschichte Ranjas, die als junge Frau erfährt, dass ihre Eltern sie bei ihrer Geburt an den mächtigen Grundbesitzer Nimrod verpfändet haben - ihr gelingt es allerdings nicht, sich von ihrem Schicksal zu lösen.

    Als 1975 der Libanon für mehr als fünfzehn Jahre in einen blutigen Bürgerkrieg versinkt, rückt der Gegensatz von Stadt und Land aus dem Blickwinkel ihrer Romanfiguren. Der ganze Libanon wird nun zu dem, was früher das Dorf war: ein Ort, von dem man sich nicht ungestraft entfernt. Ihre Romane und Erzählungen aus dieser Zeit sind Hilferufe aus einer implodierenden Gesellschaft. In ihrem preisgekrönten Kinderbuch "Yawmiyyat Hirr" (1997, dt. "Kater Ziku lebt gefährlich", 1998) schildert die Autorin psychologisch einfühlsam aus dem Blickwinkel eines Siam-Katers und seiner Freundin, dem Mädchen Muna, die Kriegsschrecken des umkämpften Beirut in all ihrer bestürzenden Alltäglichkeit. Die distanzierte, aber nie verharmlosende Optik des Haustieres lässt die Geschehnisse noch unfassbarer erscheinen. Während ihre Figuren, Muna und ihre Familie, die Stadt verlassen, weigerte sich die Autorin selbst ins Exil zu gehen - obwohl ihr Hab und Gut dreimal Bombenangriffen vollständig zum Opfer fiel. Zusammen mit einer als "Beirut Decentrist" bezeichneten Gruppe von Schriftstellerinnen blieb sie in Beirut, wo die Mutter von vier Kindern auch heute lebt.

    © internationales literaturfestival berlin


    Weitere Informationen:

    http://www.zmo.de
    http://www.zmo.de/veranstaltungen/2005/ilb_05_programm.pdf
    http://www.emilynasrallah.com


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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