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12.07.1999 13:01

Sommersmog bildet auch nachts neue Schadstoffe

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    AKADEMIE FÜR TECHNIKFOLGENABSCHÄTZUNG
    IN BADEN-WÜRTTEMBERG

    P R E S S E M I T T E I L U N G

    Umweltchemiker auf den Spuren nächtlicher Umtriebe

    In der Hitze der Nacht beginnt der Schadstoffcocktail so richtig zu wabern: Das an heißen Sommertagen reichlich gebildete Gebräu aus Ozon und den Stickoxiden der Autoabgase wächst über sich selbst hinaus. Nicht genug damit, daß der Reizgas-Mix tagsüber die Augen und die Schleimhäute der oberen Luftwege angreift. Nach Sonnenuntergang legen Ozon und Co. erst richtig los und zerlegen den einfachen Kohlenwasserstoff Isopren in eine Reihe schädlicher Spurenstoffe.

    Dabei ist Isopren eigent-lich harmlos und kommt massenhaft in der Natur vor. Viele Pflanzen, vor allem Eichen, geben jährlich bis zu 450 Mil-lionen Tonnen davon in die Atmosphäre ab. Der Sommers-mog verändert das Isopren an Tagen mit hoher Sonnenscheindauer und läßt nächtens bisher unbekannte Schadstoffe entstehen. Die ge-ringen Konzentrationen dieser Nitrate und Hydroxinitrate des Isoprens (wenige Milliardstel Gramm pro Kubikmeter Luft) waren bisher allerdings schwierig nachzuweisen. Erstmals haben jetzt Forscher um den Umweltchemiker Prof. Dr. Karlheinz Ballschmiter die Isopren-Abkömmlinge in der Umge-bungsluft analysiert. Sie bleiben nicht etwa friedlich, sondern sind instabil und reagieren gerne in der Atmosphäre weiter. Daß sie hochwirksam sind, zeigen die leicht abgewandelten Verwandten der entstehenden Isopren-Nitrate. Sie finden sich nicht ohne Grund in Sprengstoffen (Nitroglycerin), Medikamenten (Nitrospray) und als Zündhilfen in Dieselmotoren.

    Im Rahmen eines Projektes der Aka-demie für Technikfolgenabschätzung (Stuttgart) und der Universität Ulm entwickelte das Team um Prof. Ballschmiter dazu eigens Analyseme-thoden mit hochempfindlichen Meßin-strumenten. In Mikrosyntheseverfahren gelang es den Forschern zudem, eine Reihe der Spurenstoffe im Rea-genzglas "nachzubauen". Die Untersuchung zeigt, daß sich auch natürliche Stoffe unter Smogbedingungen verändern. Die Umweltchemiker unter Prof. Ballschmiter vermuten zum Beispiel, daß mehrere hundert von Pflanzen abgege-bene Riechstoffe sich ähnlich wie das Isopren verhalten. Momentan ver-feinern die Umweltchemiker ihre Analysemethoden noch mehr. Die Akademie wird dann im September eine umfas-sende Studie über das bodennahe Ozon als Schadstoff und eine Einordnung der international sehr unterschiedlichen Grenz- Richt- und Leitwerte vorlegen.

    Kontakt: Prof. Dr. Karlheinz Ballschmiter, stellvertretender Sprecher des Vorstands der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg
    E-Mail: ballsch@afta-bw.de
    oder
    karlheinz.ballschmiter@chemie.uni-ulm.de

    PM/ozon/07/99


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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