Bundesamt für Naturschutz startet Forschungsprojekt
Bonn, 8.September 2005: Infolge der Klimaveränderungen prognostizieren wissenschaftliche Studien Artenverluste zwischen 15 und fast 40 % weltweit und in Europa. Damit hätte der Klimawandel zukünftig einen weitaus stärkeren Einfluss auf die Gefährdung von Arten als es der direkte Verlust oder die Veränderung von Lebensräumen bisher hatte. Welche Folgen aber können in Deutschland auftreten? Mit dieser Frage hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) gerade ein Forschungskonsortium beauftragt, das in den nächsten drei Jahren modellieren soll, wie sich der für Deutschland in den nächsten 50 Jahren prognostizierte Temperaturanstieg von regional bis zu 1,4 °C auswirken kann.
Grundlage für die Modellierung sind über 14 Millionen Verbreitungsdaten von Pflanzen, die von zumeist ehrenamtlichen Expertinnen und Experten erfasst und im BfN zusammengeführt werden (www.floraweb.de). "Durch diese langfristige Aufbauleistung haben wir in Deutschland so gute Grundlagen zur Verfügung wie nur wenige andere Länder weltweit", so der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Diese Daten werden vom Umweltfor-schungszentrum Leipzig-Halle mit biologischen Informationen wie der Ausbreitungsreichweite von Samen zusammengeführt und dann mit regionalen Klimaszenarien des Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung verschnitten. Auf dieser Grundlage kann modelliert werden, welche bisher häufigen Arten durch den Klimawandel zukünftig Probleme bekommen. Am Institut für Geobotanik der Universität Hannover wird zudem durch Feld- und Literaturarbeit untersucht, ob bei bisher seltenen und bedrohten Zielarten mit einer Verringerung der Gefährdung zu rechnen ist. Schließ-lich werden bereits in Nachbarländern wachsende und als Gartenpflanzen bekannte Arten daraufhin überprüft, ob sie zukünftig nach Deutschland einwandern und hier möglicherweise die heimische Pflanzenvielfalt verdrängen können.
"Die Überlebensbedingungen für die Natur verändern sich - teils zum besseren, häufig jedoch zum schlechteren. Da sich die Naturschutzpolitik dem Klimawandel und seinen Auswirkungen stellen muss, sollen mit diesem Vorhaben erstmals die Klimafolgen für unsere schutzwürdige Arten erforscht werden", so Vogtmann. Dabei stoßen allein auf Schadensbegrenzung beschränkte Lösungsansätze im Naturschutz schnell an ihre Grenzen: "Niemand kann und will Klimaanlagen neben unseren kühle- und feuchtebedürftigen Moorarten aufstellen: In erster Linie müssen daher die Anstrengungen zum Klimaschutz weiterverfolgt werden; außerdem muss der Naturschutz über Anpassungsstrategien wie flexible und stärker vernetzte Schutzgebiete nachdenken."
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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