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08.09.2005 10:21

Krebs, Metastasen und Myome: schonend mit Ultraschall behandelbar

Dipl.Pol. Justin Westhoff MWM-Vermittlung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Presse-Artikeldienst:
    Charité-Strahlentherapeuten setzen neues Gerät ein -
    Beispiel: Starke Knochenschmerzen bei Metastasen können ohne Operation und Strahlenbelastung in einer "Sitzung" gelindert werden -
    Ähnliches gilt für gutartige Geschwülste

    Günter Wietbach*, liegt in der Klinik für Strahlenheilkunde der Charité seitlich auf einem Behandlungstisch - zwar in einer "Röhre", sonst aber bekommt er, seine Lieblingsmusik im Kopfhörer, von der aufwendigen und völlig neuartigen Technik kaum etwas mit. Der Patient litt unter stärksten Schmerzen, weil sich bei seiner Krebserkrankung Absiedlungen in den Knochen gebildet haben. Es kommt häufig vor, dass solche Metastasen Knochen befallen, was unter anderem auch das Risiko für Knochenbrüche erhöht.

    Der 47jährige ist der weltweit erste Patient mit einer Tochtergeschwulst im Oberarmknochen, dem mit einer neuartigen Behandlungsmethode geholfen werden konnte. Denn er ist Teilnehmer einer aktuellen internationalen klinischen Studie, die europaweit nur in Berlin und London vorgenommen wird - und Wietbach fühlt sich ganz und gar nicht wie ein "Versuchskaninchen". Zwar würde auch die herkömmliche Strahlentherapie seine Schmerzen recht gut lindern. Aber tägliche Bestrahlungen über zwei Wochen hin sind sehr belastend, und es dauert weitere zwei bis drei Wochen, bis sich die Erleichterung einstellt. Hier ist es anders: Schon zwei Tage nach der Behandlung sind die Schmerzen erheblich zurück gegangen - und das ohne Strahlenbelastung. Das erste Studienziel ist also schon mal erreicht. Das zweite Ziel der Charité-Wissenschaftler ist es, Metastasen vollständig zu zerstören.

    Die Faszination der Methode ist auch bei Wietbachs behandelndem Arzt Dr. Alexander Beck zu spüren. Das Team von Strahlentherapeuten auf dem Campus Virchow-Klinikum der Charité - Europas größter medizinischer Fakultät - setzt eine Kombination aus zwei bekannten Techniken so ein, dass daraus etwas gänzlich Neues entstanden ist: Zielgerichteter, "fokussierter" Ultraschall (FUS) wird mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) millimetergenau auf Gewebe gelenkt. Die Zellen etwa eines Tumors werden sehr kurz erhitzt, auf diese Weise zerstört und anschließend vom Körper abgebaut. MRT ist eine computergestützte bildgebende Diagnostik, die anstatt Strahlen magnetische Felder auswertet. Ultraschall nicht nur für Untersuchungs-, sondern mit seiner Wärmeentwicklung auch für Behandlungszwecke einzusetzen, gelang erst, als man die Schallwellen stark auf einen Punkt konzentrieren konnte. Vor rund 20 Jahren wurde so erstmals Prostatakrebs behandelt. Jetzt aber, durch das von einem israelischen Hightech-Unternehmen entwickelte Gerätesystem**, tun sich nicht nur zahlreiche weitere Anwendungsgebiete auf, sondern der Eingriff wird auch immer präziser und schonender.

    Der Patient liegt auf einem Tisch, der im Wesentlichen das Innenleben eines Ultraschallgerätes hat, in einer MRT-Röhre. Er muss zwar während der drei- bis vierstündigen Behandlung seitlich, auf dem Bauch oder dem Rücken (je nachdem, wo sich die Geschwulst befindet) liegen, wird dabei aber durch Tücher und Polster entlastet. Gegen Hitzeentwicklung und Aufregung gibt es milde Schmerz- und Beruhigungsmittel. Zwischen Patient und dem Ultraschall-Generator sorgen ein Gelkissen und ein Wasserbad für luftblasenfreie Kopplung zwischen Gerät und Körper, wodurch eine ungehinderte Übertragung der Schallenergie gewährleistet ist.
    "Mit dem MRT können wir jetzt das Zielgebiet exakt darstellen, vor dem eigentlichen Ultraschalleinsatz den sicheren Weg der Schallwellen bis zum Zielgewebe im MRT simulieren und während der Anwendung Verlauf sowie Erfolg der Behandlung permanent kontrollieren", ist Prof. Roland Felix, Direktor der Klinik für Strahlenheilkunde, begeistert.

    Die genaue Kenntnis des Schallwegs sowie der Lage und Ausdehnung des zu behandelnden Gewebebereichs ist für Strahlentherapeuten in mehrfacher Hinsicht wichtig. Trifft Ultraschall zum Beispiel auf Narbengewebe, können darin kleinste Luftblasen eingeschlossen sein, die den Schall reflektieren und streuen - im geplanten Ziel käme dann zu wenig Energie an. Deshalb wird das MRT-Ultraschall-System immer auf den jeweiligen Patienten, auf die individuelle Schalllaufstrecke geeicht. Trifft Ultraschall auf Knochen, ist der weitere Weg zurzeit noch versperrt, die ganze Schallenergie wird dort abgegeben. Genau diese Eigenschaft nutzen nun Dr. Beck und seine Kollegen für einen Trick: Zwar erreichen die Ärzte durch kleine Löcher in der Oberfläche des Knochens und seiner Knochenhaut, die von den Metastasen verursacht werden, einen Teil der Krebszellen direkt. Die anderen bösartigen Zellen werden aber indirekt getroffen, indem der Knochen die entstandene Wärme an sie weiterleitet. Die Krebszellen sind hitzeempfindlicher als der Knochen und sterben ab.

    Die neue Technik wurde 2002 in Europa und 2004 in den USA zunächst für die Behandlung von Frauen mit Myomen an der Gebärmutter zugelassen, die keine Kinder mehr bekommen wollen. Ein Myom ist eine gutartige, aber sehr unangenehme und schmerzhafte Geschwulst, die zum Beispiel auch ein ungeborenes Kind im Mutterleib gefährden kann. Auch hier war die Behandlung bisher aufwendig und belastend. Wahrscheinlich werden bald auch Frauen mit Kinderwunsch vom MRT-überwachten, fokussierten Ultraschall profitieren. Da diese Form der Ultraschalltherapie die Gebärmutter höchstwahrscheinlich nicht schädigt, arbeitet die Charité derzeit an einer weiteren internationalen klinischen Studie mit, um endgültig zu klären, ob nach einer solchen Behandlung eine glückliche Schwangerschaft möglich ist.

    Doch das ist längst nicht alles. Die Technik dürfte auch in vielen anderen Bereichen anwendbar sein. So beginnen die Charité-Wissenschaftler Ende 2005 auch eine Studie zur Brustkrebstherapie. Auch bestimmte Lebermetastasen werden mit dem Ultraschall bereits ins Visier genommen.

    Außer Günter Wietbach nehmen noch zwei weitere Patienten mit Metastasen im Oberschenkel- beziehungsweise Beckenknochen an der Studie teil. Auch bei ihnen wurden die Schmerzen schnell gelindert. Dr. Beck betont, dass "die jetzigen Ergebnisse erst noch in weiteren Untersuchungen mit mehr Patienten bestätigt werden müssen", ist aber sehr optimistisch, dass die neue Ultraschall-Therapie weiterhin erfolgreich sein wird.

    * Name geändert
    ** Firma InSightec, System ExAblate 2000®
    --
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    Verwendung oder Abdruck frei gegen Zusendung eines Belegexemplares an:
    MWM-Vermittlung, Kirchweg 3 b, 14129 Berlin
    mwm@mwm-vermittlung.de
    Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an:
    Dr. Alexander Beck
    Klinik für Strahlenheilkunde
    Charité, Campus Virchow-Klinikum
    (030) 4506-57489
    alexander.beck@charite.de
    Prof. Felix hat die folgende E-Mail-Anschrift:
    roland.felix@charite.de


    Weitere Informationen:

    http://www.charite.de/rv/str/index.php
    http://www.mwm-vermittlung.de/aaktuelles.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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