Korrespondierende Entzündungen im Herz
Acht-Jahres-Studie identifiziert schwelendes Infarktrisiko
Weder handelt es sich bei MONICA 1984 um eine gewisse telefonische Dienstleistung, noch sind Beziehungen auf der log-Hazards-Skala von diesbezüglicher Art. MONICA steht für »Monitoring Trends and Determinants in Cardiovascular Disease«, der Zusatz »1984« für das Startjahr, und besagte Beziehungen hat MONICA nicht gehabt, sondern aufgedeckt - ein wichtiges Resultat für Kadiologen und ihre Patienten, denn es geht um die Beziehungen zwischen Entzündungsreaktionen im Organismus und dem statistischen Risiko eines akuten Gefäßverschlusses am Herzen.
Ein Teilprojekt von MONICA war die »Augsburg-Kohorten-Studie«, an der sich Wissenschaftler aus dem Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit der Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF), MEDIS-Institut und Institut für Epidemiologie, Neuherberg, aus der Immunological Medicine Unit an der Imperial College School of Medicine, Hammersmith Hospital, London (UK) sowie die Ulmer Ärzte Dr. Margit Fröhlich und Dr. Dr. Hans-Günther Fischer beteiligten. Federführend war Prof. Dr. Wolfgang Koenig, Geschäftsführender Oberarzt der Medizinischen Klinik im Ulmer Universitätsklinikum. Koenig stellte auf der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen e.V. (DGPR) am 14. Mai 1999 in Todtmoos/Schwarzwald die wichtigsten Ergebnisse des Acht-Jahres-Projekts unter dem Titel »C-reaktives Protein, ein sensitiver systemischer Entzündungsmarker, als Prädiktor eines koronaren Ereignisses bei gesunden Männern mittleren Alters« vor. Stellvertretend für das Team wurde er mit dem PRO-CORDE-Förderpreis der DGPR dekoriert.
Daß es für Herzpatienten kritisch werden kann, wenn sich sklerotische Ablagerungen in den Koronargefäßen entzünden, ist schon länger bekannt. Da unsere Organe keine Inseln sind, sondern unter anderem über den Blutkreislauf miteinander in Verbindung stehen, könnten, so die Überlegungen der Forscher, auch anderswo lokalisierte Entzündungsprozesse die vorgeschädigten Gefäße in Mitleidenschaft ziehen. Entzündlich vorbelastete Menschen wären danach prinzipiell als Risikokandidaten für einen akuten Gefäßverschluß einzustufen.
Auch nikotinbereinigt überzufällig
Um ihre Vermutung zu überprüfen, wählten die Forscher zum Studienstart 936 gesunde Männer zwischen 45 und 64 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung als Probanden aus und untersuchten deren Blut mit Hilfe eines hochempfindlichen immunradiometrischen Verfahrens auf C-reaktives Protein (CRP) - ein Molekül, das im Zuge der Entzündungsabwehr vom Körper gebildet wird, und zwar bereits bei sehr leichten Entzündungen, um nach deren Abklingen zügig wieder abgebaut zu werden. Dauerhaft erhöhte CRP-Werte bei einem augenscheinlich gesunden Probanden lassen sich demzufolge als Anzeichen einer latenten chronischen Entzündung verstehen. Während der folgenden acht Beobachtungsjahre registrierten die Forscher bei ihren Testpersonen insgesamt 53 koronare Ereignisse, und die entfielen tatsächlich bevorzugt auf Probanden mit erhöhtem CRP-Spiegel. Der Unterschied war statistisch signifikant. Rechnete man noch das generell erhöhte Risiko der Raucher heraus, fiel die solcherart nikotinbereinigte Differenz ein wenig geringer aus, blieb aber überzufällig.
Die MONICA-Daten bestätigen also zum einen die Annahme, daß C-reaktives Protein als Risikomarker zur Prognose eines akuten Gefäßverschlusses herangezogen werden kann, zum anderen, nicht weniger wichtig, daß auch eine geringgradige Entzündung in der Pathogenese der Atherosklerose eine Rolle spielen und insbesondere für das Auftreten thrombotischer Komplikationen von Bedeutung sein kann. Die Bedingungen, unter denen eine Entzündung in einen Herzinfarkt mündet, bedürfen allerdings noch genauerer Aufklärung.
Der prognostischen Bedeutung der bereits bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, hohe Blutfettwerte, Übergewicht und hoher Blutdruck tun die MONICA-Resultate, betont Koenig, keinen Abbruch. Mehr als die Hälfte der Infarktfälle, mit denen die Ärzte konfrontiert werden, lassen sich auf die Risikoklassiker zurückführen. Für jene bislang mehr oder minder rätselhaften Scheinbar-aus-heiterem-Himmel-Infarkte aber, deren Anteil noch immer zwischen 40 bis 50 Prozent liegt, liefert die Studie ein wichtiges ergänzendes Erklärungsmodell.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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