idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
09.09.2005 09:45

BMBF-Verbundprojekt sucht nach Stammzell-Therapien für neurologische Erkrankungen

Frank Luerweg Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Mit rund 1,6 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den nächsten drei Jahren den Kampf gegen bestimmte Hirnerkrankungen. Das Projekt konzentriert sich auf Krankheiten, die mit dem Verlust der Isolierschicht um die Nerven einhergehen; dazu gehören beispielsweise die Multiple Sklerose und die relativ seltenen Leukodystrophien. Im Fokus der Forscher stehen Therapieansätze mit embryonalen und adulten Stammzellen. Das bundesweite Netzwerk, an dem als externer Partner die Universität Cambridge beteiligt ist, wird vom Institut für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn koordiniert.

    Die Nervenzellen im Gehirn sind durch zahlreiche Ausläufer miteinander vernetzt, über die sie elektrische Impulse austauschen. Diese Ausläufer sind von einer weißen, sehr fetthaltigen Schicht umgeben, dem so genannten Myelin. Es verhindert, dass sich Kurzschlüsse bilden, und sorgt vor allem für eine schnelle Signalübertragung. Bei bestimmten Erkrankungen verlieren die Nerven ihre weiße Hülle. Die Folge sind beispielsweise fortschreitende Bewegungs-, Hör- und Sehstörungen.

    Die Projektpartner wollen unter anderem versuchen, den Myelin-Verlust durch den Einsatz von Stammzellen zu bremsen. Dabei konzentriert sich die Arbeitsgruppe um den Bonner Wissenschaftler Professor Dr. Volkmar Gieselmann auf die so genannte metachromatische Leukodystrophie. Bei dieser seltenen Erbkrankheit wird die Isolierschicht instabil. Ursache der Erkrankung ist ein Gendefekt, durch den die "Produzenten" der Isolierschicht, die so genannten Oligodendrozyten, nicht mehr korrekt arbeiten. Zusammen mit Professor Dr. Oliver Brüstle will Gieselmann bei Leukodystrophie-kranken Mäusen versuchen, die defekten durch gesunde Zellen zu ersetzen.

    Dazu arbeitet Brüstle mit seinen Mitarbeitern an neuen Verfahren zur Gewinnung von genetisch optimierten Oligodendrozyten aus embryonalen Stammzellen. "Damit die Ersatzzellen an die Stellen im Gehirn wandern, an denen sie gebraucht werden, wollen wir sie genetisch so modifizieren, dass sie beweglicher werden", erklärt der Hirnforscher, der das Verbundprojekt koordiniert. Die Mediziner injizieren die Reparaturzellen dann in das Mäusegehirn und hoffen, dass sie die defekten Oligodendrozyten ersetzen. Dasselbe Verfahren wollen sie bei Mäusen mit Multipler Sklerose testen.

    In dem Verbundprojekt arbeiten die Bonner mit Medizinern der Unikliniken Hamburg-Eppendorf und Düsseldorf sowie Neurobiologen der Universitäten Bochum und Hamburg zusammen. Externer Projektpartner ist die Universität Cambridge. Die Wissenschaftler versuchen auch, Therapieansätze mit adulten Stamzellen zu entwickeln. Selbst wenn alles wie geplant funktioniert, wird es aber noch eine Reihe von Jahren dauern, bis sich die Ergebnisse für die Humanmedizin verwerten lassen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Oliver Brüstle
    LIFE & BRAIN Center, Universität Bonn
    Telefon: 0228/6885-500
    E-Mail: brustle@uni-bonn.de

    oder
    Professor Dr. Volkmar Gieselmann
    Institut für Physiologische Chemie der Universität Bonn
    Telefon: 0228/73-2411
    E-Mail: gieselmann@institut.physiochem.uni-bonn.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).