Am vergangenen Sonntag, dem 11. September, wurde in der überfüllten Universitätskirche der Tag des offenen Denkmals mit der alten Klosterglocke feierlich eingeläutet. Bei diesem Festakt wurde gleichzeitig die im Jahre 1463 gegossene Glocke der Klosterkirche der Zisterzienserinnen wieder in Betrieb genommen. Bei der Glocke handelt es sich um eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1463. Sie gehört zu den letzten bekannten Werken der Werkstatt des Rickert de Monkehagen, die seit dem 14. Jahrhundert zahlreiche Glocken geschaffen hatte. Diese Glocke ist in Rostock einmalig und gehört mit der ein Jahr später für die Schlosskirche zu Schwerin gegossenen Glocke zu den letzen bekannten Werken dieser berühmten Werkstatt.
Der Rektor der Universität Rostock, Professor Hans Jürgen Wendel, informierte in seinem Grußwort über die Geschichte der Glocke und ihre Restaurierung. Der ehemalige Dachreiter, in dem sich die Glocke befand, ist 1808 wegen Baufälligkeit abgetragen worden. Erst 90 Jahre später, 1898, wurde der heutige Dachreiter wieder aufgerichtet. Entsprechend den Vorschriften des Ordens ist die Glocke klein und von geringem Umfang, sie wiegt ca. 110 Kilo. Die lateinische Inschrift auf der Schulter der Glocke enthält das Baujahr (MCCCC LXIII) und den Spruch "o rex glorie christe veni cum pace", was zu Deutsch bedeutet: "O Christus, Ehrenkönig, komme mit Frieden." "Diese Inschrift stellt eine schöne Verbindung zum diesjährigen Thema des Tages des offenen Denkmals Krieg und Frieden dar", meinte der Rektor der Rostocker Universität.
Da die Glocke mit dem viel zu langen und nur unzureichend gelagerten Joch nicht fachgerecht läutbar war, musste ein kleiner Holzglockenstuhl eingebaut werden, an dem die Glocke montiert wurde. Der vorhandene Klöppel war nicht mehr brauchbar und wurde durch einen neuen ersetzt. Professor Wendel dankte ausdrücklich der Rostocker Kaufmannschaft, die durch ihre Jahresköste die Restaurierung möglich gemacht hat. Professor Ingolf Richter sprach im Nahmen der Rostocker Kaufmannschaft zu den Anwesenden. In der Satzung der Kaufmannschaft ist die Pflege und Förderung von Kulturwerten der Hansestadt verankert. Dank dieser Unterstützung konnten in den letzten Jahren einige Kunstschätze der Universität restauriert werden, so der hölzerne Insignienkasten aus dem Jahr 1734.
Der Universitätsprediger, Professor Thomas Klie, der am 10. April dieses Jahres im Rahmen der Eröffnungstage der Universitätskirche in sein Amt feierlich eingeführt wurde, sprach über die Theologie der Glocke. In der Klosterkirche der Zisterzienserinnen war die Glocke die religiöse Uhr, die im Dreistundentakt, beginnend um 3 Uhr morgens, den Tagesablauf gliederte. Jetzt nutzt die Theologische Fakultät Rostock mit ihren 400 Studierenden die ehemalige Klosterkirche als Gottesdienstraum und für Lehrveranstaltungen. Das Merkmal einer gebildeten Religion in Rostock ist, dass nicht nur Theologen, sondern auch Vertreter anderer Fachdisziplinen bei Universitätsgottesdiensten zu Wort kommen.
Die alte Glocke ist ein bedeutendes Denkmal der Stadt Rostock, deren historischer Glockenbestand in der jüngeren Vergangenheit immense Verluste erlitten hat. Nun wird nach über 100 Jahren diese Glocke wieder in Rostock zu hören sein. Die Theologiestudentin Peggy Lüker läutete mit der alten Glocke den Tag des offenen Denkmals 2005 ein.
Dr. Igor Pochoshajew
Tel: 0381/ 498 84 16
Email: igor.pochoshajew@uni-rostock.de
Die Glocke
Foto: Ulrike Wittig
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Peggy Lüker läutet die Glocke,
Foto: Igor Pochoshajew
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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