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13.09.2005 07:50

Gemeinsame Jahrestagungen von DECHEMA und GVC richtungweisend für die Prozeßindustrien

Dr. Christine Dillmann Kommunikation
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

    "Wir brauchen ein innovationsfreundliches Klima und müssen Kräfte bündeln und Stärken stärken", so lautet das Fazit der gemeinsamen Jahrestagungen von GVC-VDI Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen und DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Vom 6. bis 8. September 2005 diskutierten in Wiesbaden mehr als 1.100 Chemiker, Ingenieure und Nachwuchswissenschaftler aus akademischer Forschung und Industrie aktuelle Forschungsergebnisse und Entwicklungstrends für neue und nachhaltige Technologien.

    "Wenn wir mehr Innovation wollen, dann müssen wir unsere Kräfte noch stärker als bisher bündeln und fokussieren. Das betrifft die Zusammenarbeit innerhalb der nationalen und internationalen Gesellschaften ebenso wie zwischen Wissenschaft und Industrie", erklärte der Vorsitzende der DECHEMA, Dr. Alfred Oberholz, zur Eröffnung der gemeinsamen GVC/DECHEMA-Jahrestagungen in Wiesbaden. "Bildung und Forschung sind die einzigen Ressourcen, die wir in Deutschland und Europa haben, um im globalen Wettbewerb zu bestehen, und wir müssen so viel besser und schneller sein, wie wir teurer sind", sagte er. An dem Lissabon-Ziel, bis zum Jahr 2010 die EU-Forschungsausgaben auf 3 % des EU-Bruttoinlandsprodukts zu steigern, müsse man unbedingt festhalten. Die FuE-Aufwendungen der europäischen Chemie sind deutlich hinter die USA und Japan zurückgefallen und lagen in den letzten Jahren nur noch bei 1,9 %.

    Als Exzellenzforum der deutschen Verfahrenstechnik überzeugten diese vierten gemeinsamen Jahrestagungen von GVC-VDI Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen und DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. vom 6. bis 8. September 2005 in Wiesbaden. Mehr als 1.100 Chemiker, Ingenieure und Nachwuchswissenschaftler aus akademischer Forschung und Industrie diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse und Entwicklungstrends für neue und nachhaltige Technologien. Die Schwerpunkte dieser Veranstaltung reichten von der Reaktionstechnik, Prozeßführung und Anlagentechnik über die Katalyse und Nanotechnologie bis hin zu Biokraftstoffen und energie- und ressourceneffizienten Verfahren. Die Jahrestagungen dienen als Plattform für Innovationen und Technologietransfer.

    Neben der DECHEMA und der GVC beteiligten sich in diesem Jahr erstmals weitere Fachgesellschaften: die NAMUR Interessengemeinschaft Prozeßleittechnik der chemischen und pharmazeutischen Industrie, die DBG Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie, die GVT Forschungsgesellschaft Verfahrenstechnik und die DGMK Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle, um die Kräfte zu bündeln und Synergieeffekte zu erzeugen. Mit 400 Beiträgen konnte eine Steigerung des fachlichen Informationsangebotes um fast 20 % gegenüber dem Vorjahr erreicht werden.

    Podiumsdiskussion zur Zukunft der Chemie in Europa

    "Lassen Sie uns auf unsere Stärken besinnen", forderte auch Ernst Schwanhold, Leiter des Kompetenzzentrums Umwelt, Sicherheit und Energie bei der BASF AG in Ludwigshafen in der Podiumsdiskussion zum Thema "Zukunft der Chemie in Europa -Rahmenbedingungen und Herausforderungen durch die Globalisierung". "Die Chemie ist eine der wenigen geschlossenen Innovationsketten in Europa. In den Verflechtungen und Verbünden liegt unsere Position der Stärke gegenüber den aufstrebenden Industrienationen in Asien", erklärte er. Um den Vorsprung bei den drei wichtigen Faktoren Ökonomie, Umwelt und Soziales zu erhalten, adressierte er als wichtige Forderungen an die Politik: Regelungen minimieren und Geschwindigkeitsaufnahme bei Innovationen. Die Umweltpolitik müsse nicht bis in jedes Detail politisch geregelt werden, die chemische Industrie könne mit Eigenverantwortung umgehen, sagte er.

    Verfügbare Mittel gezielter einsetzen

    "Wir müssen die Stärken stärken", forderte Alfred Oberholz. "Die Rahmenbedingungen für Forschung und Industrie müssen so gestaltet werden, daß der Übergang von Invention zu Innovation nicht behindert wird. Forschungsgelder dürfen nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern sollten leistungsorientiert verteilt werden". Für die Universitäten forderte er mehr Eigenverantwortung, Flexibilität und Entscheidungsfreiheit in der Personalpolitik. Nur so könnten sich Eliteuniversitäten entwickeln und nicht per Dekret.

    Zwischen Forschung und Industrie habe sich eine neue Form der Zusammenarbeit entwickelt, bestätigten auch Prof. Erich Wintermantel von der TU München und Prof. Hans Hasse von der Universität Stuttgart. So hat beispielsweise die BASF den Verfahrenstechnikern in Stuttgart zu Forschungszwecken innovative Software zur Prozeßsimulation zur Verfügung gestellt. "Die jungen Nachwuchsingenieure können so vom Know-How aus der Praxis profitieren und tragen mit ihren Ideen auch gleichzeitig zur weiteren Verbesserung der Simula-tions-Software bei", betonte Hasse. Man müsse die Zusammenarbeit mit den Schnittstellen stärken, die Industrie in den Campus holen und bilaterale Industrie-Hochschul-Kooperationen stärken, betonte auch Wintermantel. Ebenso müsse die Vernetzung mit Nachbardisziplinen gepflegt werden, z.B. mit Biologie, Maschinenbau, Elektronik oder Fertigungstechnik.


    Von Biomasse zu neuen Produkten

    Vor zehn Jahren eher noch als abwegige Idee einiger Weniger gesehen, standen Themen wie Biokraftstoffe, Biodiesel und Strategien zur stofflichen Nutzung von Biomasse zu diesen Jahrestagungen hoch im Interesse des interdisziplinären Fachpublikums und der Presse. Nicht zuletzt deshalb, weil die Rohstoffmärkte und Kraftstoffpreise gerade auf Rekordniveau zielen und alternative Rohstoffquellen zumindest für die mittlere Zukunft erforderlich sind.

    Daß aus nachwachsenden Rohstoffe wirtschaftlich bedeutende Chemieprodukte entstehen könnten, zeigten Prof. Herbert Vogel von der TU Darmstadt und Prof. Marquart Kunz von der Südzucker AG an Beispielen auf. Die sogenannten Bio-Grundchemikalien müssen, um mit den petrochemischen Grundchemikalien (Olefine, Aromaten etc.) konkurrieren zu können, in Bio-Zwischenprodukte wie z.B. Ethanol, Glycerin, Hydromethylfurfural, Milchsäure, Propylenglycol u.a. höherwertige Zwischenprodukte umgewandelt werden. Neue Prozeßideen und strategische Konzepte sind hier erforderlich. Während die Herstellung von Glycerin aus Ölen, von Ethanol aus Stärke oder Isomaltose aus Saccharose technisch bereits realisiert ist, sind andere Produkte wie Acrolein auf Basis von Glycerin oder Propylenglycol oder Milchsäure auf Basis von Zucker noch im Stadium von Forschung und Entwicklung.

    Auch die Gentechnik könne hier neue Potentiale erschließen. Eine Trennung zwischen grün - rot - weiß sei allerdings hier nicht sinnvoll, denn Forschung und Entwicklung auf diesen Gebieten sind eng verzahnt, und ohne grüne Gentechnik werde auch die weiße Biotechnologie nicht zum Erfolg kommen, erklärte Schwanhold.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Maschinenbau
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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