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15.09.2005 09:50

Herbsttagung der Europäischen Akademie: Business Ethics of Innovation

Dipl.-Päd. Sevim Kiliç Administration
Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH

    Engers / Bad Neuenahr-Ahrweiler, 14. September 2005. - "Welche Rolle spielen Unternehmen, wenn es darum geht, neue Problemlösungen zu entwickeln und anzubieten?". Dieser Frage widmete sich die diesjährige Herbsttagung "Business Ethics of Innovation" der Europäischen Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler, die vom 11. - 13.September auf Schloss Engers bei Koblenz stattfand. Themenschwerpunkte der Tagung waren: 1. Business Ethics and Innovation, 2. Business Ethics of Pharmaceutical Innovations und 3. Business Ethics of IT Innovations.

    "Unternehmen sollten zum Gemeinwohl beitragen, indem sie aktiv Konflikte lösen, die sich aus ihren gewinnorientierten Strategien ergeben." Mit dieser Forderung begann Professor Horst Steinmann, Nürnberg, den Eröffnungsvortrag. Unternehmen sollen sich auch an der Gestaltung des Rahmens beteiligen, in dem sie handeln. Diese Forderung wurde von Professor Dirk Matten, London, aufgegriffen. Laut Matten könne man feststellen, dass Unternehmen schon heute in bestimmten Zusammenhängen Aufgaben übernähmen, die traditionell als politische verstanden werden. Unternehmensethik habe die Aufgabe, diese neuen Aufgaben theoretisch zu stützen. Dazu müsse man die Governance Diskussion aufnehmen, in der die Bedeutung informeller Anteile politischer Entscheidungsprozesse bearbeitet wird.
    Wenn es um Innovationen geht, sind die Herausforderungen an Unternehmen besonders groß. Innovationen sind der Motor wirtschaftlicher Entwicklung. Je besser es gelingt, ein neues Produkt exklusiv anbieten zu können, desto höher können die Gewinne sein, die ein Unternehmen mit diesem Produkt erzielt. Patente stellen hierbei eine rechtliche Möglichkeit dar, diese Exklusivität sicherzustellen. Die neue Rolle von Unternehmen im Zusammenhang von Governance verlangt es aber auch, dass sich Unternehmen daran beteiligen, Wege zu finden, den Zugang zu den neuen Produkten für diejenigen zu ermöglichen, die sie benötigen. So sind patentgeschützte Medikamente oftmals für Patienten in Entwicklungsländern praktisch nicht verfügbar, weil die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen. Dr. Andreas Seiter, bei der Weltbank mit diesen Fragen beschäftigt, berichtete über viele Anstrengungen von Unternehmen, diesen Konflikt zwischen Gewinnprinzip und Verfügbarkeit in Entwicklungsländern zu lösen. Besonders wichtig sei es, die Medikamente durch eine angemessene Infrastruktur den Patienten zur Verfügung zu stellen. Oftmals existierten weder angemessene Möglichkeiten der Lagerung noch ein Distributionsnetz. Bevor diese Probleme gelöst werden können, müssten die Medikamente überhaupt entwickelt worden sein. So wies Professor Michael Selgelid, Sydney, darauf hin, dass Medikamente für viele Krankheiten gar nicht entwickelt würden, weil die Betroffenen nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügten, um einen für Firmen interessanten Markt darzustellen. Selgelid stellte Weiterentwicklungen und Ergänzungen des Patentschutzes dar, die Anreize für Unternehmen bieten könnten, diese Medikamente zu entwickeln. Es sei unerlässlich, dass die Unternehmen selbst sich an der Umsetzung beteiligten. Anreize seien auch für den Bereich der Behandlung infektiöser Krankheiten wichtig. Denn obwohl infektiöse Krankheiten wie TB eine stetig wachsende Bedrohung darstellten, würden keine neuen Antibiotika entwickelt. Besonders für die gegen die üblichen Wirkstoffe resistenten Arten sei es wichtig, neue Medikamente "in der Hinterhand" zu haben. Die ethischen Fragen, die während der Entwicklung neuer Medikamente auftreten, wurden von Professor Margaret Eaton, Stanford, erläuterte. So müssten Unternehmen ihre neuen Medikamente möglichst früh auf den Markt bringen, dürften aber selbstverständlich erst mit der klinischen Erprobung beginnen, wenn alle vorhergehenden Erprobungsschritte abgeschlossen seien.
    Professor Rainer Kuhlen, Konstanz, erläuterte die Funktionen des Copyrights und stellte fest, dass "ein starkes Copyright bestehendes Wissen schützt, es unterstützt jedoch nicht die Schaffung neuen Wissens." Die Schaffung neuen Wissens sei vielmehr durch einen Ansatz offener Innovationen zu gewährleisten. Kommerzielles Interesse und offener Zugang seien kein Widerspruch, sondern könnten miteinander in Einklang gebracht werden. Es gibt vielversprechende Geschäftsmodelle, die mit einem Open Source Ansatz arbeiten, so Professor Markus Nuettgens, Hamburg. Open Source bedeutet, daß die Software und der Quellcode einer Software frei verfügbar sind. Auf diese Weise können alle an der Weiterentwicklung einer Software mitarbeiten. Immer mehr Softwarefirmen beteiligten sich an der Open Source Initiative. "Die Geschäftsmodelle der Zukunft werden serviceorientiert sein, nicht lizenzorientiert", so Nüttgens.

    Die Ergebnisse der Tagung werden in der Reihe "Wissenschaftsethik und Technikfolgenbeurteilung", die vom Direktor der Europäischen Akademie im Springer Verlag herausgegeben wird, veröffentlicht.

    Ansprechpartner für die Presse:
    Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH

    Dr. Gerd Hanekamp
    Dipl.-Päd. Sevim Kiliç
    Tel. 02641/973-312, -313
    Fax 02641/973-320
    Email gerd.hanekamp@ea-aw.de
    sevim.kilic@ea-aw.de


    Weitere Informationen:

    http://www.europaeische-akademie-aw.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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