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19.09.2005 11:00

Neuro-Enhancement - Verbesserung des menschlichen Gehirns.

Evert Kramer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hanse-Wissenschaftskolleg

    Neuro-Enhancement
    Ethische, soziale und rechtliche Aspekte
    Klausurwoche im Hanse-Wissenschaftskolleg
    20. bis 27. September 2005

    Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, findet vom 20. bis 27. September 2005 im Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst eine Klausurwoche zum Thema "Neuro-Enhancement" mit Vorträgen und intensiven Debatten statt. Beteiligt sind neben dem HWK das Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin an der Universität Münster sowie das Centrum für Bioethik dieser Universität. Während in den Vereinigten Staaten die Diskussion um Neuro-Enhancement schon fest etabliert ist, steht sie in Deutschland erst in den Anfängen. Die Klausurtagung soll dazu dienen, diese Debatte auch bei uns in Gang zu bringen, indem sich Nachwuchswissenschaftler qualifizieren, auf diesem Feld kompetente interdisziplinäre Auseinandersetzungen zu führen.
    Unter Neuro-Enhancement versteht man Maßnahmen zur gezielten Verbesserung geistiger Fähigkeiten oder psychischer Befindlichkeiten bei Gesunden. Dank des großen neurowissenschaftlichen Erkenntniszuwachses der letzten Jahre sind zahlreiche Ansätze zum Verständnis und zur Behandlung solch krankhafter Befunde wie Gedächtnisschwund, Aufmerksamkeitsstörungen oder Depressionen entwickelt worden. Die pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Interventionen, die hier wirksam Abhilfe schaffen können, eignen sich zumindest zum Teil zugleich auch als Enhancement-Methoden, zur Veränderung der Gehirnzustände bei Gesunden.
    So werden bereits heute Medikamente, die zur Behandlung der Alzheimer-Demenz, des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms (ADS), von Depressionen oder des pathologischen Schlafdrangs (Narkolepsie) entwickelt und zugelassen sind, außerhalb ihres Indikationsbereichs ("off-label") verschrieben, weil sich Studenten mit diesen Mitteln durch Examina, Manager durch Stress-Zeiten oder melancholische Mitmenschen durch Phasen der Verstimmtheit hindurchhelfen lassen wollen. Genaue Daten über Ausmaß und Zielgruppe dieses bereits praktizierten Enhancements liegen nicht vor. US-amerikanische Experten gehen jedoch von Hunderttausenden von Konsumenten bzw. Patienten aus. Dies ist aber erst der Anfang einer möglichen künftigen Enhancement-Praxis, die von den zahlreichen zu erwartenden neuen und wirksamen Neuro-Therapeutika - etwa Medikamente gegen Gedächtnisverlust - Gebrauch machen könnte. Pharmakonzerne hoffen hier auf einen gigantischen und außerordentlich lukrativen Marktsektor. Und nicht nur Pharmaka, sondern auch magnetische oder elektrische Stimulationsverfahren (TMS, Tiefenstimulation) scheinen ein beachtliches Enhancement-Potential zu besitzen.
    Evident ist, dass das Neuro-Enhancement eine ganze Reihe sozialer, anthropologischer, rechtlicher, medizinischer und vor allem ethischer Fragen aufwirft, darunter Fragen nach

    · der Grenze zwischen Therapie und Enhancement
    und nach deren normativer Bedeutung;
    · der Bewertung unterschiedlicher Mittel für ähnliche
    oder identische Enhancement-Ziele;
    · der Medikalisierung von Fragen, die eigentlich sozialer Natur sind;
    · den sozialen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungspotentialen, die sich
    durch selektive Zugangsmöglichkeiten oder Inanspruchnahme ergeben könnten (beispielsweise durch die hohen Kosten der Enhancement-Mittel);
    · den erwartbaren Spiralen kontinuierlicher Standardverschiebungen und eines wachsenden Wettbewerbs zwischen den einzelnen durch den kollektiven Bebrauch von Enhancement-Mitteln;
    · der Veränderung unseres tradierten Menschenbildes durch das Enhancement.

    Im Zentrum der Klausurwoche stehen die Debatten zwischen den Teilnehmern über von ihnen im Vorfeld abgefasste und verschickte zehn- bis fünfzehnseitige Papiere zu einzelnen Aspekten des Neuro-Enhancement. Flankiert werden diese Debatten durch eine Reihe von Vorträgen international ausgewiesener Experten, die ihre eigenen Positionen darlegen und zur Diskussion stellen werden. Enden wird die Klausurwoche mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion in der Stadtwaage in Bremen.

    Für weitere Informationen aus erster Hand laden HWK und die anderen Veranstalter Sie herzlich zu einem Pressegespräch ein:

    Zeit: am 26. September 2005, 13:15 bis 14:00 Uhr
    Ort: im Hanse-Wissenschaftskolleg, Lehmkuhlenbusch 4 in 27753 Delmenhorst

    Als Gesprächspartner stehen Ihnen dort zur Verfügung:
    Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Universität Münster),
    Uwe Opolka (HWK, Tel. 04221/9160-109)
    sowie eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer der Klausurwoche.

    Die öffentliche Podiumsdiskussion am Ende der Veranstaltung
    findet in Bremen statt:

    Zeit: am 26. September 2005, 19:00 bis ca. 20:30 Uhr
    Ort: Stadtwaage, Langenstraße 13, 28195 Bremen (im Zentrum, Nähe Markplatz,
    Straßenbahnen 2 und 3, Haltestelle Obernstraße)

    Unter der Gesprächsleitung von Dr. Thomas Kleinspehn (NordwestRadio)
    werden diskutieren:
    Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Universität Münster),
    Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth (Hanse-Wissenschaftskolleg und Universität Bremen)
    Prof. Dr. Reinhard Merkel (Universität Hamburg).

    Die Veranstaltung ist öffentlich! Der Eintritt ist frei!


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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