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29.09.2005 12:00

Klimaänderung so rasant wie noch nie - Hamburger Klimaforscher präsentieren neueste Modellergebnisse für das kommende Jahrhundert

Dr. Annette Kirk Kommunikation
Max-Planck-Institut für Meteorologie

    Nach Berechnungen der Wissenschaftler am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) wird sich das Klima in den kommenden hundert Jahren so schnell ändern wie noch nie. Das haben die neuesten Klimamodellrechnungen für unterschiedliche Szenarien bis zum Jahr 2100 ergeben.

    Auf dem Höchstleistungsrechnersystem des Deutschen Klimarechenzentrums haben die Klimaforscher des MPI-M mit ihrem komplexen Klimamodell berechnet, dass die globale Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um vier Grad steigen und der Meeresspiegel durchschnittlich um bis zu 30 Zentimeter ansteigen könnte. Im Sommer rechnen die Wissenschaftler unter bestimmten Bedingungen mit dem vollständigen Abschmelzen des Meereises in der Arktis. Für Europa wird eine Zunahme von trockeneren und wärmeren Sommern erwartet, aber auch mehr extreme Hochwasserereignisse durch Starkniederschläge.

    Die Ergebnisse der Hamburger Klimaforscher werden in den Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change) einfließen, der im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) den Regierungen als unabhängige Information zur Verfügung gestellt wird. Das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie ist eines der weltweit führenden Klimaforschungseinrichtungen und war in den vergangenen 2 Jahren mit ca. 50 Wissenschaftlern und einem finanziellen Aufwand in Höhe von knapp 10 Millionen Euro an dem Forschungsprojekt beteiligt. Derzeit stellen die Hamburger Wissenschaftler ihre Ergebnisse auf einem internationalen Workshop im Max-Planck-Institut für Meteorologie vor und diskutieren sie mit Kollegen und Anwendern aus dem In- und Ausland. Die Daten und Ergebnisse werden insbesondere auch Forschergruppen zur Verfügung gestellt, die sich mit Klimafolgenforschung befasst. Dazu gehören die Regionalisierung der Ergebnisse sowie die Auswirkungen auf Land- und Meeresökosysteme, Hydrologie, Luftqualität und auf sozio-ökonomische Systeme

    Mit aufwändigen Modellen konnten die Klimaforscher die Vermutungen der vergangenen Jahre bestätigen, dass der Mensch einen großen und bislang nie da gewesenen Einfluss auf unser Klimageschehen hat und die globale Erwärmung fortschreitet. Zur Überprüfung der eigenen Klimamodellrechnungen haben die Forscher zunächst das Klima der vergangenen Jahrhunderte simuliert und die Ergebnisse mit dem realen Klimageschehen verglichen. "Auf diese Weise konnten die theoretischen Modelle der Wirklichkeit angepasst werden", sagte Professor Jochem Marotzke, Geschäftsführender Direktor am MPI-M. "Dafür haben wir den größten Klimarechner Europas am Deutschen Klimarechenzentrum eingesetzt". "Das wesentliche Ergebnis der Zukunftsszenarien ist die fortschreitende Erhöhung der globalen Mitteltemperatur und die damit verbundene Verschiebung von Klimazonen", so Dr. Erich Roeckner, Projektleiter der Hamburger Modellrechnungen für den IPCC-Bericht. In Europa werden die Sommer wärmer und trockner. Extremereignisse wie Starkniederschläge mit Hochwasserereignissen als Folge gehen mit einer erwärmten Atmosphäre einher. Auch die Winter werden wärmer und feuchter werden. In der Arktis werden die Eisbären im Sommer nicht mehr von Eisscholle zu Eisscholle wandern können, da es diese wegen des schmelzenden Meereises unter bestimmten Bedingungen vermutlich nicht mehr geben wird. Die Forstwirtschaft wird in fast allen Teilen der Erde andere als bislang übliche Baumarten bewirtschaften müssen.

    "Das Max-Planck-Institut für Meteorologie beteiligt sich an der Berechnung der IPCC-Szenarien mit einem gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Modell, das als eines der weltweit besten Klimamodelle angesehen wird", betont Guy Brasseur, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie als einer von 15 koordinierenden Hauptautoren des IPCC-Berichtes. "Als Wissenschaftler wollen wir den Politikern mit dem IPCC-Bericht eine möglichst verständliche Entscheidungsvorlage an die Hand geben, ohne selbst zu entscheiden, welche Maßnahmen nun politisch am dringlichsten umgesetzt werden sollten."

    Der 2007 neu erscheinende 4. Sachstandbericht des IPCC - kurz IPCC-Report - ist der Leitfaden für alle Regierungen, um sich auf die geänderten Klimaverhältnisse der kommenden Jahrzehnte vorzubereiten. Insgesamt beteiligen sich an den ca. alle 5 Jahre erscheinenden IPCC-Reports weltweit etwa 1000 Wissenschaftler, die von ihren Regierungen beauftragt werden, sich an dem umfassenden, unabhängigen Klimastatusbericht zu beteiligen.

    Ansprechpartner für Medien:

    Dr. Annette Kirk
    Max-Planck-Institut für Meteorologie
    Bundesstr. 53
    20146 Hamburg
    Tel.: 040 41173 374, e-mail: annette.kirk@dkrz.de

    Dr. Erich Roeckner
    MPI-M
    Tel.: 040 41173 368, e-mail: roeckner@dkrz.de

    TV-Footage und Radio-O-Töne bei:

    ALDEBARAN Marine Research & Broadcast
    Deichstr. 48-50
    20459 Hamburg
    Tel.: 040 32 57 21-0

    Hamburg, den 19. September 2005


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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