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22.09.2005 13:27

Die Spur der Steine führt zu antarktischen Gletschern

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Geowissenschaftler der Universität Jena planen Antarktis-Expedition

    Jena (22.09.05) Den Spuren zum Urzeitkontinent "Gondwana" werden Geowissenschaftler aus Jena bis in die Antarktis folgen. Am 25. Oktober werden der Geochemiker Prof. Dr. Lothar G. Viereck-Götte und der Sedimentologe Robert Schöner vom Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit zwei Kollegen aus Freiberg und Münster zu einer großen Expedition an den südlichen Polarkreis aufbrechen. Auf der 22. Internationalen Polartagung, die noch bis zum 24. September in Jena stattfindet, stellen die Forscher ihr Projekt vor.

    Die Expedition führt sie in das "Victoria Land" in der Ostantarktis. "Wir hoffen, dort Erklärungen für das Auseinanderbrechen des großen urzeitlichen Kontinents vor vielen Millionen Jahren zu finden", beschreibt Robert Schöner das Ziel der Forschungsreise. "In der Permzeit, also vor etwa 260 Millionen Jahren, gab es auf der Weltkugel noch diesen großen Kontinent Gondwana. Damals war der Teil, den wir heute als Antarktis bezeichnen, noch mit Südamerika, Südafrika, Indien und Australien verbunden und in etwas nördlicheren, also gemäßigteren Klimazonen zu finden", erklärt Prof. Viereck-Götte.

    Darauf deuten etwa Kohlevorkommen oder Spuren von Pflanzen aus weniger polaren Breiten hin, die in der Antarktis gefunden wurden. Sie haben Ähnlichkeit mit Funden aus Südafrika oder Australien. "Es ist dadurch nachgewiesen, dass es auch im Gebiet der Antarktis Wälder gegeben hat", ergänzt Schöner, der gerade seine Doktorarbeit geschrieben hat.

    Während der Expedition, die bis Anfang Februar 2006 dauern wird, wollen die Wissenschaftler von der nur im antarktischen Sommer bewohnbaren deutschen Forschungsstation "Gondwana" aus verschiedene Gesteinsvorkommen im Transantarktischen Gebirge erkunden. "Wir werden dazu mit dem Hubschrauber zu geologisch wichtigen Gebieten bis zu eineinhalb Flugstunden von der Station entfernt gebracht, wo wir unser aus zwei Zelten bestehendes Lager aufschlagen", berichtet Schöner. Für etwa eine Woche sind die vier Wissenschaftler dann auf sich gestellt. Wenn ausreichend Gesteinsproben und Fossilien gesammelt sind, werden die Materialien mit einem Hubschrauber zur Forschungsstation und die Expeditionsteilnehmer zum nächsten Ort geflogen. Obwohl zum Expeditionszeitpunkt am südlichen Polargebiet Sommer ist, rechnen die Forscher in den Gebirgshöhen um 3.000 Meter mit Temperaturen zwischen -15 und -30 Grad Celsius. "Aber es herrscht dort meist trockene Luft und die Sonne wärmt auch in diesen Höhen", beruhigt Viereck-Götte. Das Problem werden die vom polaren Eisplateau abfließenden Winde sein, die sich häufig zu Stürmen entwickeln. Daher müsse man neben der wissenschaftlichen Arbeit das Wetter stets gut im Auge haben, um sich nicht in Gefahr zu bringen.

    Obwohl Schöner schon Expeditionserfahrungen auf Grönland gesammelt hat, sei die bevorstehende Tour schon "ein großes Abenteuer", räumt der 31-Jährige ein. Das Besondere sei, dass vier Fachleute aus verschiedenen geowissenschaftlichen Spezialgebieten dabei ein gemeinsames Ziel verfolgen. "Es geht nicht um die Erkundung von Rohstoffen auf der Antarktis, die der Mensch vielleicht einmal nutzen könnte", versichert Schöner. Doch müsse auch die Antarktis wie andere Kontinente geologisch erkundet werden. "Das hilft uns zu verstehen, wie sich die Kontinente und Meere auf der Erde entwickelt haben", ergänzt Viereck-Götte. Die Entwicklungsgeschichte der Welt lasse sich nur mit einer Vielzahl von Puzzlesteinen rekonstruieren. "Wir können nur wirksam und dauerhaft schützen, was wir kennen", ist Schöner überzeugt.

    An ihren Puzzlesteinen werden die Jenaer nach der Rückkehr aus der Antarktis mindestens drei Jahre arbeiten. Ihr Projekt wird im Rahmen der GANOVEX IX-Expedition durchgeführt, die von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe organisiert wird. Die Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ist auf maximal drei Jahre angelegt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Lothar G. Viereck-Götte / Dipl.-Geol. Robert Schöner
    Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
    Burgweg 11, 07749 Jena
    Tel.: 03641 / 948720 oder 948629
    E-Mail: lothar.viereck-goette@uni-jena.de oder Robert.Schoener@uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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