Jena. (22.07.99) Im Juni 1999 bewilligte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Thüringen ein Projekt, das die Errichtung einer neuartigen Wissenschaftsstruktur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ermöglicht. Das Vorhaben mit dem vorläufigen Namen "TheorieLabor - Koordinierungsstelle für Strukturdynamik und Strukturrevolution", das heute von Minister Dr. Gerd Schuchardt eingeweiht wird, ist konzipiert als eine theoretisch arbeitende, methodenorientierte Forschungsstelle, die sich unter transdisziplinären Gesichtspunkten der Untersuchung von Entstehung, Entwicklung und Bedeutung dynamischer Strukturen in komplexen adaptiven Systemen widmet.
Dabei werden sowohl im Bereich der Grundlagenforschung als auch in den Anwendungsfeldern die Kompetenzen unterschiedlicher Disziplinen durch die Kooperation von assoziierten Arbeitsgruppen zusammengeführt und projektbezogen gebündelt. Weiterhin dient die Koordinierungsstelle als Verfügungssystem für theoretisches und methodisches Wissen aus dem fächerübergreifenden Bereich der Dynamik komplexer adaptiver Systeme, das für interessierte Anwender aufbereitet und bereitgestellt wird.
Dies wird in Form von Symposien, Workshops, Seminaren und Diskussionsforen geschehen. Dabei soll es um Fragestellungen aus den sich überschneidenden Interessenbereichen von z.B. Bio-, Neuro- und Medizinische Informatik, Angewandte Mathematik, Theorie Dynamischer Systeme, Theoretische Biologie, Neurobiologie, Theoretische Physik, Kognitionswissenschaften, etc. gehen. Darüber hinaus soll das TheorieLabor als Transferstelle, zusammen mit der interessierten Wirtschaft, sowohl einen technisch-wissenschaftlichen Dialog über den Zusammenhang von progressiver Theoriebildung und innovativen Anwendungen initiieren, als auch entsprechende Pilotprojekte, die die erarbeiteten Konzepte und Methoden im Rahmen einer industriellen Praxis bzw. einer experimentellen Forschung umsetzen, supervidieren.
Die Initiatoren - ein Dreierdirektorium aus Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach (Jena) als Projektträger, sowie Prof. Dr. Herbert Witte (Jena) und Prof. Dr. Jürgen Jost (Leipzig) - erhoffen sich von diesem Konzept der Wechselwirkung zwischen Theoretikern und Praktikern eine entscheidende Verbesserung der Erkenntnismöglichkeiten, sowie einen Spin-Off-Effekt für die regionale Wirtschaft, der es ermöglicht werden soll, neueste wissenschaftliche Entwicklungen zügig in fortschrittliche Produkte umzusetzen.
Der organisatorische Kondensationskern des TheorieLabors - Direktorium, Geschäftsstelle mit wissenschaftlichem Leiter, zwei Gastwissenschaftler, zwei Stipendiaten - wird im August 1999 seine neuen Arbeitsräume beziehen. Dieser Kern wird von Beginn an durch drei assoziierte Arbeitsgruppen unterstützt, sowie in den folgenden Jahren durch weitere drittmittelgestützte Projektgruppen ergänzt. Forschungsprojekte der Anlaufphase umfassen einerseits theoretische Untersuchungen zur Strukturbildung in dissipativen dynamischen Systemen unter Einbeziehung mathematisch-fundierter Methoden zur Entwicklung einer tragfähigen konzeptionellen Basis für verschiedenartige Anwendungen und andererseits die konkrete Entwicklung nichtlinearer Verfahren zur Optimierung der Medizinischen Diagnostik - insbesondere der EEG-Analyse.
Teilthemen sind:
- Mathematische Methoden und Konzepte zur Analyse und Modellierung des Verhaltens Neuronaler Systeme (Prof. Jost).
- Adaptive Neuronale Netze und EEG-Monitoring (Prof. Breidbach).
- Nichtlineare Analyse hirnelektrischer Prozesse (Prof. Witte).
Forschungsperspektiven der nächsten Jahre:
- Theorie: Globale Dynamik interagierender dynamischer Teilsysteme (Module); Anwendungen: Modellierung komplexer modularer Systeme, z.B. aus den Bereichen Neurobiologie, Ökologie, Chemie und Ökonomie.
- Theorie: Kognitive neuronale Systeme; Anwendungen: Kontrolle und Optimierung von dynamischen Prozessen, z.B. in den Bereichen Bio- und Medizintechnik, Informatik, Robotik, mediale Simulatoren.
- Theorie: Mathematische Konzepte und Methoden für die Analyse und Evaluation von komplexen dynamischen Mustern. (Nichtlineare Zeitreihenanalyse, numerische Verfahren, Neuronale Netze); Anwendung: Medizintechnische und Diagnosesysteme, insbesondere zur EEG-Musterdetektion.
- Theorie: Evolution künstlicher Neuronaler Systeme, Lernprozesse, Emergenz kognitiver Fähigkeiten; Anwendungen: Nichtlineare Neurokontroller, Prediktoren.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach
Tel.: 03641/949500, Fax: 949502
e-mail: b6brol@pluto.rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/biologie/ehh/theolab.htm
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geowissenschaften, Informationstechnik, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).