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28.09.2005 14:50

Wer zu Antisemitismus neigt

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Von der 10. Fachgruppentagung Sozialpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena (28.09.05) Ist jede Kritik an israelischer Politik direkt mit Antisemitismus gleichzusetzen? Wo endet Meinungsfreiheit und wo beginnt Judenfeindlichkeit? Und aus welchen Quellen speist sich heute Antisemitismus? Diesem Fragenkomplex widmet sich seit langem Prof. Dr. Wolfgang Frindte von der Universität Jena. Bei der 10. Fachgruppentagung Sozialpsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität hat Frindte am Mittwoch (28.09.) die Ergebnisse mehrerer Studien zu den Ursachen von Antisemitismus vorgestellt.

    Bei einer Untersuchung, die Frindte und Silke Zachariae präsentiert haben, sind 410 Deutsche zwischen 18 und 83 Jahren zu ihrem Verhältnis zu Juden mit einem standardisierten Fragebogen befragt worden. Im Ergebnis zeigte sich zum einen, dass autoritär eingestellte Personen häufiger zu Antisemitismus neigen und Israels Politik oft kritischer bewerten als weniger autoritär erzogene und eingestellte Personen. Je höher das Alter der Befragten lag, umso höher war auch der Anteil der Zustimmung. Ähnliche Einstellungen finden sich auch bei Menschen, die stark hierarchisch denken, einer sog. "sozialen Dominanzorientierung" anhängen. Sie lehnen, so die Jenaer Studien, die Existenz eines eigenen jüdischen Staates und des Zionismus - als nach ihrer Meinung imperialistische und rassistische Ideologie - komplett ab.

    Kritische Aussagen zu Israels Politik, die jeder Dritte Befragte äußerte, kommen, so Prof. Frindte, aus zwei völlig unterschiedlichen politischen Lagern. Dazu gehören sowohl linksorientierte Personen ohne ausgeprägte antisemitische Einstellungen als auch rechtsorientierte Personen, die ihre Kritik an Israel mit antisemitischen Zielen äußern.

    Allerdings hat der Jenaer Psychologe auch ermittelt, dass diese verdeckte Form der Judenfeindlichkeit weiter verbreitet ist als angenommen. "Solche abgeschwächten Ressentiments - gerade auch in der Form politischer Kritik - sind leichter zu reproduzieren", weiß Prof. Frindte, "daher muss umso aufmerksamer auf diese Nuancen reagiert werden". Doch gegen ein Verschweigen antisemitischer Themen spricht sich Frindte aus, "denn so stärkt man ungewollt dem Antisemitismus den Rücken".


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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