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29.09.2005 13:31

Machen wir unsere Städte dicht?

Dr. Christine Dillmann Kommunikation
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

    Sonderkolloquium zur Begründung und Umsetzung der
    EU-Feinstaubrichtlinie am 13. Oktober 2005, 13:30 Uhr, DECHEMA-Haus, Theodor-Heuss-Allee 25, Frankfurt am Main

    In der Europäischen Union gelten seit Januar 2005 verbindliche Grenzwerte für den Partikelgehalt in der bodennahen Atmosphäre. Die Richtlinie steht in Übereinstimmung mit der Einschätzung internationaler Institutionen, wie der WHO und OECD, über die gesundheitlichen Risiken der Feinstaubbelastung in den städtischen Ballungsräumen.

    Beim Sonderkolloquium "Machen wir unsere Städte dicht? - Zur Begründung und Umsetzung der EU-Feinstaubrichtlinie", das die DECHEMA, die GDCh, das Institut für Energie- und Umwelttechnik IUTA und der VDI-Bezirksverein Frankfurt-Darmstadt gemeinsam ausrichten, stellen anerkannte Fachleute den Stand des Wissens und praktische Erfahrungen zu diesem Thema vor.

    Im Fokus der Regelung steht die Massenkonzentration an Fein- und Feinstpartikeln bis zu einer Größe von 10 µm, die sogenannte PM10-Fraktion. Sie legt fest, daß seit 1. Januar 2005 ein Immissionswert von 50 µg pro m3 (als Tagesmittelwert) maximal 35mal pro Jahr überschritten werden darf und daß ein Jahresmittelwert von 40 µg pro m3 einzuhalten ist. Im Fall von Überschreitungen der Höchstwerte verlangt die EU Maßnahmepläne zur Immissionsminderung.

    Epidemiologen und Toxikologen haben in den letzten Jahren zunehmend Erkenntnisse über die Gesundheitsrisiken durch Feinstäube in der Luft gewonnen. Für Asbest und Quarzpartikel sind derartige Risiken in der Arbeitsmedizin seit langem bekannt. Neu sind die Erkenntnisse über Risiken, die von der Schwebstäuben in unserer Atemluft in Stadtregionen für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgehen. Infarktgefährdete Menschen sind davon im besonderen Maße betroffen. Umweltmediziner unterscheiden verschiedene Größenfraktionen der Schwebstäube und kommen zu der Erkenntnis: je kleiner die Partikel, desto tiefer können sie in die Lunge eindringen und desto eher können sie dort zu entzündlichen Reaktionen führen oder sogar die Zellwände durchdringen und in die Blutbahn gelangen. Die medizinischen Auswirkungen von Feinstaubbelastungen stellen Prof. Dr. Holger Schulz vom GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg, und Prof. Dr. Wolfgang Dott vom Universitätsklinikum Aachen vor.

    Aus umweltmedizinischer Sicht ist also die Meßgröße PM10 der europäischen Richtlinie ein recht grober Maßstab, weil auch die chemischen und physikalischen Eigenschaften, die Partikel für den Menschen gefährlich machen, noch immer Gegenstand der Forschung sind. Die europäische Union verband mit der verbindlichen Vorgabe der Höchstwerte seit Mitte 2001 auch die Verpflichtung an die Mitgliedsstaaten zum Aufbau entsprechender Meßnetze und zur Durchführung repräsentativer Messungen.

    Demzufolge wuchs erst in den letzten Jahren die genauere Kenntnis über die Höhe und Verteilung der Feinstaubkonzentrationen in Deutschland und über die wesentlichen Einflußfaktoren. Der Entwicklungsstand atmosphärischer Modelle, mit denen die Meßdaten zur Grundlage von Simulationen der Luftbelastung in unterschiedlichen Maßstäben gemacht werden können, wurde vorangetrieben. Mit ihnen läßt sich auch der Einfluß des atmosphärischen Transports von Partikeln auf die Immissionsbelastung erkennen. Heute wissen wir deshalb sehr viel mehr über die Zusammensetzung und Herkunft des Feinstaubs. Wir erkennen, daß hohe Feinstaubgehalte in der Stadtluft nicht allein durch den lokalen Verkehr bestimmt werden, sondern zu einem wesentlichen Anteil durch die städtische Hintergrundbelastung und - je nach Ortslage und Witterungseinfluß in unterschiedlichem Maße - durch den Zustrom von Partikeln aus weiter entfernten Quellen, wie Dr. Thomas Kuhlbusch von IUTA, Duisburg, in seinem Vortrag erläutert. Dabei spielt auch die Neubildung von Partikeln in der Atmosphäre aus natürlichen und vom Menschen emittierten (gasförmigen) Vorläufersubstanzen eine Rolle. Dr. Eberhard Reimer von der Freien Universität Berlin stellt eine Feinstaubanalyse des Berliner Raums vor und Dr. Angelika Broll vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie, Wiesbaden, geht auf die Verhältnisse im Rhein-Main-Gebiet ein.

    Ausbreitungsmodelle hoher Auflösung sind darüber hinaus ein entscheidender Schlüssel, um die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen, z.B. die Verlagerung des Verkehrs auf Umgehungsstraßen oder technische Verbesserungen zur Emissionsminderung, bereits im voraus abzuschätzen. Die Frage, welche Rolle der Straßenverkehr im allgemeinen und Rußpartikel im speziellen als Belastungsquelle spielen, läßt sich damit recht genau beantworten. Wie sich Feinstäube ausbreiten und abscheiden erläutert Prof. Dr.-Ing. Klaus-Gerhard Schmitt von IUTA aus Duisburg.

    Dieselrußfilter sind eine der Lösungen, die Belastung zu vermindern. Aber sind sie das Allheilmittel? Wie weit läßt sich der Einfluß des Verkehrs auf die Feinstaubbelastung der Innenstädte und die Häufigkeit der Höchstwertüberschreitungen reduzieren? Was vermag eine verbesserte Abscheidung feinster Stäube in der Technik zu leisten? Auf diese Fragen versucht Dipl.-Ing. Andreas Mayer von TTM Technik Thermische Maschinen, Niederrohrdorf, Schweiz eine Antwort zu geben.

    Eine Diskussion und ergänzende Informationen im Foyer runden das Programm ab.

    Die Teilnahme ist kostenlos, aus organisatorischen Gründen erbitten wir eine Anmeldung.

    Weitere Informationen und Anmeldung:
    DECHEMA-Kolloquien
    Frau Brandt
    Tel.: (0 69) 75 64-375
    Fax : (0 69) 75 64-272
    E-Mail: kolloquien@dechema.de
    Internet: http://www.dechema.de/kolloquien

    Die DECHEMA (Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.) ist eine gemeinnützige wissenschaftlich-technische Gesellschaft mit Sitz in Franfurt/Main. Mehr als 5.000 Naturwissenschaftler, Ingenieure und Firmen, Organisationen und Institute gehören ihr heute als Mitglieder an. Ihr Ziel ist es, den technischen Fortschritt auf den Gebieten Chemische Technik, Biotechnologie und Umweltschutz zu fördern und mitzugestalten. Mit ihren vielfältigen Aufgaben ist die DECHEMA Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit.


    Weitere Informationen:

    http://www.dechema.de/kolloquien - Kolloquienprogramm und Anmeldung


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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