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29.09.2005 14:23

Initiative gefragt: FiBS-Studie zum volkswirtschaftlichen Nutzen frühkindlicher Förderung in Deutschland

Birgitt A. Cleuvers Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS)

    Die letzte OECD-Bildungsstudie hat wieder gezeigt, dass Deutschland unterproportional in die Bildung nachwachsender Generationen investiert. Auch wenn dies teilweise durch geringe Kohortenstärken bedingt ist, wird sich diese Tendenz im Zuge des demografischen Wandels negativ auswirken. Gerade unzureichende vorschulische Förderung kann hier zu einem beachtlichen volkswirtschaftlichen Schaden führen. Angesichts ungünstiger sozioökonomischer Entwicklungen wird zudem die Frühförderung für Kinder aus benachteiligten Familien dabei immer wichtiger, denn nur auf diesem Wege können langlebige Bildungsbenachteiligungen verhindert werden.

    Der Akademikerbedarf in Deutschland wird sich in den kommenden zwanzig Jahren mehr als verdoppeln, wobei die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge noch nicht eingerechnet ist. Daneben muss der Anteil an Schulabbrechern von derzeit rund zehn Prozent deutlich verringert werden. Dies ist aber nur durch eine ausreichende und qualitativ hochwertige Frühförderung möglich, wie die folgende Wirkungskette zeigt.

    Gute Frühförderung hat - individuell und volkswirtschaftlich gesehen - folgende positive Effekte:

    - die Kinder haben einen unmittelbaren Partizipationsnutzen (höhere Zufriedenheit, besseres Sozialverhalten, höheres Selbstwertgefühl etc.) und höhere IQ-Werte
    - sie können mitunter früher eingeschult werden, wiederholen seltener Klassen und werden daher früher einen Bildungsabschluss erreichen
    - die Kinder werden seltener auf Sonderschulen verwiesen oder gar die Schule abbrechen, woraus höhere Absolventenquoten resultieren
    - die Übergangsquoten auf weiterführende Bildungseinrichtungen werden steigen
    - höhere Bildung ist mit besserer Gesundheit und Ernährung sowie einer geringeren Kriminalitätsrate verbunden
    - die Erwerbseinkommen werden durchschnittlich steigen und damit zu höheren Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen führen
    - die Arbeitslosigkeit wird sinken (und könnte im Zuge des demografischen Wandels für nachwachsende Kohorten marginal werden)
    - die öffentlichen Haushalte werden durch eine geringere Inanspruchnahme von Sozialleistungen profitieren
    - langfristig verbessert sich das Bildungsniveau der eigenen Kinder, d.h. die intergenerationalen Abwärtsspiralen werden durchbrochen

    "Diese Übersicht über die positiven Effekte einer guten und quantitativ ausreichenden Frühförderung macht deutlich, dass sie das zentrale Element für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und die Verbesserung der Berufschancen nachwachsender Generationen ist," fasst der Leiter des FiBS, Dr. Dieter Dohmen, die Studie zusammen. "Kinder, die den Anschluss frühzeitig verlieren, haben hinterher faktisch keine Chance mehr, diesen Nachteil jemals wieder aufzuholen. Rund 550.000 arbeitslose Jugendliche, von denen viele über keinen Schulabschluss verfügen, sollten eine deutliche Mahnung sein. So notwendig deren Nachqualifizierung ist, so hätten die hohen Kosten doch vermieden werden können, wenn frühzeitig gegengesteuert und die Kinder unterstützt worden wären."

    Nach Ansicht des Bildungsökonoms würde schon ein wichtiger Schritt gemacht, wenn die vorhandenen positiven Erfahrungen mit diversen Modellversuchen genutzt und in die Breite getragen würden. Der zweite, genauso wichtige Schritt wäre dann der qualitative und quantitative Ausbau des frühkindlichen Bereichs.

    "Der derzeitig geringe Ausbaustand und die bisweilen hohen Gebühren schließen aber vor allem Kinder aus benachteiligten Familien aus," sagt Dr. Dohmen, "so dass sich der Abstand beim Bildungsniveau weiter vergrößert. Ein zentrales Problem ist hier das Auseinanderfallen von Kosten und Erträgen. Während die Kommunen die Kosten zu tragen haben, profitieren vor allem Land und Bund von diesen Investitionen. Es besteht dringender Handlungsbedarf zur Neuverteilung der Finanzierungslasten im Kita-Bereich."

    Die Studie steht allen Interessierten als FiBS-Forum Nr. 29 unter www.fibs-koeln.de zum Herunterladen zur Verfügung.

    (Insgesamt: 55 Zeilen à ca. 85 Anschläge, 3.940 Zeichen)

    Kontakt: Birgitt A. Cleuvers (FiBS), Tel. 02 21 / 550 95 16
    Wir freuen uns über einen Hinweis auf Ihre Berichterstattung. Vielen Dank!


    Weitere Informationen:

    http://www.fibs-koeln.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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