Bochum, 10.07.1995, Nr. 111
Entwarnung fuer Kleingaertner
Schwermetallbelastung in Boeden unbedenklich
RUB-Geooekologe untersuchte Boeden in Schrebergaerten
Beruhigt koennen die Schrebergaertner im oestlichen Ruhrgebiet der neuen Erntesaison entgegenblicken. Anders als erwartet liegt dort die Gesamtmenge der Schwermetalle unterhalb der vom Umweltbundesamt herausgegebenen Bodenrichtwerte fuer Haus- und Schrebergaerten. Dieses Fazit zieht Dr. Thomas Held in seiner Dissertation (betreut von Prof. Dr. Hans-Juergen Klink, Physische Geographie/Geooekologie, Fakultaet fuer Geowissenschaften der Ruhr-Universitaet Bochum) ueber den Schwermetallgehalt von Gartenboeden.
Unter den derzeitigen Nutzungsbedingungen besteht keine Gefahr beim Verzehr von Obst und Gemuese aus diesen Gaerten. Fruehere Untersuchungen in Berlin, Hamburg und im westlichen Ruhrgebiet hatten gezeigt, dass in Nutzgaerten Gemuesepflanzen mit Schwermetallen stark belastet waren. Selbst bei gleichbleibenden Schadstoffeintraegen von Schwermetallen werden nach Ansicht des Bochumer Wissenschaftlers im oestlichen Ruhrgebeit die Belastungsgrenzen in etwa 100 Jahre ueberschritten. Die von Dr. Held untersuchten Schrebergaerten liegen noerdlich des Ardey- gebirges genau in der Hauptwindrichtung, so dass er mit einer hohen Belastung der Gartenboeden durch Eintraege aus Industrie, Verkehr und Hausbrand rechnen konnte. Die fuer seine Untersuchung "Anthropogene Schwer-metallgehalte in Kleingaerten einer altindustriellen Stadt - Belastungsumfang und Bewertungsansaetze am Beispiel Witten/Ruhr" ausgewaehlten Schrebergaerten im Suedosten des Ruhrgebiets werden schon seit 150 Jahren zumeist von der eisenergzeugenden und - verarbeitenden Industrie genutzt. Heute befinden sich in der Naehe Betriebe fuer Stahl- und Maschinenbau, Klimatechnik sowie Chemie- und Elek- troindustrie. Der Bodentyp der Kleingaerten entspricht einem oekologisch sehr hochwertigem Loesslehmboden mit hoher Luftdurchlaessigkeit und grossem Wasserspei-chervermoegen. Pflanzen koennen diesen Boden leicht durchwurzeln. Gute Puffereigenschaften bei einem neutralen oder schwach sauren pH-Wert und ein hoher Humusgehalt bewirken eine grosse Speicherkapazitaet des Bodens fuer Naehr- und Schadstoffen.
Um die im Boden natuerlich vorhandenene Menge der Schwermetalle zu bestimmen, entnahm der Bochumer Geooekologe zunaechst Bodenproben aus ueber einem Meter Tiefe. In diesen Bereich kann eine Beeinflussung durch den Mensch ausgeschlossen werden. Die festgestellte Hintergrundbelastung mit den Elementen Cadmium, Kupfer, Blei, Nickel, Zink und Chrom liegt unterhalb der Durchschnittswerte fuer den Ennepe-Ruhr-Kreis. Zum Beispiel enthaelt hier ein Kilogramm getrockneter Erdboden zwischen 0,1 und 0,3 mg des hochgiftigen Cadmiums. Dagegen zeigt sich eine Anreicherung von Schwermetallen in den obersten 30 Zentimetern des Bodens. In diesem spatentiefen Bereich treiben die meisten Gartenpflanzen ihre Wurzeln. Der Gehalt von Cadmium, Zink, Blei und in geringerem Umfang Kupfer ist hier erhoeht. Die Cadmiummenge erreicht bis zu einem Milligramm in einem Kilogramm Trockenmasse. Im Vergleich zu Kleingaerten im westlichen Ruhrgebiet ist dieser Wert immer noch gering. Dort liegt der Cadmiumgehalt bis zu 6 mg/kg Trockenmasse. Obwohl Moehren Schwermetalle sonst verstaerkt anreichern, konnte Dr. Held in diesem Gemuese aus den Wittener Kleingaerten keinen ueberhoehten Schwermetallgehalt nachweisen.
Weitere Experimente des Geooekologen ergaben, dass der hohe Hu-musgehalt und der neutrale pH- Bereich der Oberboeden ein Auswaschen der Schwermetallionen verhindern. Die so an organische Substanzen gebundenen Schwermetalle werden von den Pflanzen nicht aufgenommen.
Der Bochumer Geowissenschaftler kommt zu dem ueberraschenden Fazit, dass trotz des leicht erhoehten Schwermetallgehalts in den Wittener Kleingaerten keine unmittelbare Gefaehrdung fuer die Hobbygaertner zu erwarten ist. Dank der hochwertigen Bodenqualitaet, ist die Belastungsgrenze der Boeden in dieser Region noch nicht erreicht. Dennoch raet der Geooekologe den Kleingaert-nern, darauf zu achten, dass ihre Boeden nicht uebersaeuern, und fuer einen hohen Humusgehalt zu sorgen, damit die Schwermetalle nicht ausgewaschen werden. Denn neben dem Schadstoffeintrag ueber die Atmosphaere, koennen verunreinigte Duengemittel, ausgebrachte Schlacken und Aschen die Bodenqualitaet gefaehrden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
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Deutsch
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