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06.10.2005 14:43

Eine medizinische Disziplin im Wandel von zwei Jahrzehnten

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    20. Münchner Herbsttagung für Forensische Psychiatrie 2005

    Die erste Forensische Herbsttagung fand im Jahr 1986 statt und ist seither regelmäßig durchgeführt worden. Die Zahl der Anmeldungen hat sich mittlerweile auf über 250 erhöht und die Qualität der Vorträge hat sich kontinuierlich verbessert. Die Herbsttagung ist ein Spiegel für die Entwicklung der forensischen Psychiatrie geworden, ein Fach, das auch an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen hat.
    Die Ziele der ersten Veranstaltung waren, ein Forum für den wissenschaftlichen Gedankenaustausch zu schaffen und die Qualität wissenschaftlicher Untersuchungen in der Forensischen Psychiatrie und der forensisch-psychiatrischen Praxis zu verbessern.

    Heute gibt es die Zertifizierung durch die psychiatrische Fachgesellschaft und die Schwerpunktsarztbildungen durch die Landesärztekammern. Die enge Kooperation mit den Juristen hat dazu geführt, dass auch der Bundesgerichtshof eine Arbeitsgruppe etabliert hat, in der Mindestanforderungen für Begutachtungen in einem interdisziplinären Arbeitskreis erarbeitet werden. Als drittes hat sich im Laufe der Zeit eine Professionalisierung der Behandlung psychisch kranker Rechtsbrecher etabliert. Die Begutachtung und Behandlung in der Forensischen Psychiatrie ist verbindlicher geworden.

    Allerdings hat sich die Landschaft der Forensischen Psychiatrie in den letzten 20 Jahren verändert. Diese Veränderungen können auch dem Zeitgeist zugeschrieben werden, das heißt von der Rehabilitation zum Punitivismus und vom Grundsatz der Freiheit des Einzelnen und der Erhaltung individueller Rechte zum Grundsatz der Sicherheit und der Ausgrenzung potentieller Risiken, zu dem das Klientel der Ärzte ohne Zweifel gehört.
    Die Forensische Psychiatrie kann sich diesem Zeitgeist nicht entziehen. Aus der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung haben sich einige Konsequenzen für die Forensische Psychiatrie ergeben, die prognostiziert werden konnten, und andere, die nicht vorhersehbar waren: Prognostizierbar war die massive Zunahme der Unterbringungszahlen im Maßregelvollzug und die damit verbundenen aus-ufernden Kosten. Nicht vorhersehbar war die Reaktion der Politik auf diese Entwicklung, mit beispielsweise. dem Verzicht auf fachlichen Rat bei den Gesetzesinitiativen, die den Maßregelvollzug betreffen, oder mit den Privatisierungsbestrebungen des Maßregelvollzugs, wo eher Unternehmensberater mit wirtschaftlicher Kompetenz als Forensiker mit ihrer Fachkompetenz gefragt sind.

    In den letzten zehn Jahren sind mindestens fünf Gesetzesänderungen erfolgt, von denen selbst die Fachleute manchmal nicht wissen, wie diese Gesetzesänderungen in die Praxis umzusetzen sind. Zwei weitere Gesetzesänderungen sind geplant: eine zur Novellierung des Maßregelvollzugs, eine andere zur Novellierung der Führungsaufsicht. "Man kann nicht übersehen, dass das gesetzgeberische Tempo zur Verunsicherung führt, nicht nur bei unserer Klientel, sondern auch bei den Verantwortlichen im Maßregelvollzug und in der Begutachtung. Wünschenswert wäre zum jetzigen Zeitpunkt Konsolidierung und Konstanz, die auch der Planungssicherheit zum Beispiel bei langen Unterbringungszeiten dienen", so Professor Dr. Norbert Nedopil, Organisator der Tagung.

    Diese Konstanz kann die Münchner Herbsttagung für sich beanspruchen. Die Schwerpunkte der diesjährigen Tagung sind:
    oNeuere und ausgefeiltere Methoden der Risikoeinschätzung von Rechtsbrechern,
    oBegrenzung von Risiken, Risikomanagement und Therapieoptimierung bei psychisch gestörten oder sexuell devianten Rechtsbrechern,
    oFrauen als Opfer und Täterinnen und
    oAnalyse intrafamiliärer Gewalt und deren Prävention.

    Kontaktadresse: Professor Dr. Norbert Nedopil oder Elisabeth Wuttke, Abteilung für Forensische Psychiatrie, Psychiatrische Klinik der Universität München, Nußbaumstr. 7, 80336 München
    Tel. +498951602705 (Frau Wuttke)
    Tel. +498951602700
    Fax: +498951603398
    email norbert.nedopil@med.uni-muenchen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.forensik-muenchen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Psychologie, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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