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07.10.2005 15:31

Deutschlands Herz-Spezialisten schlagen Alarm: Patienten mit akutem Herzinfarkt rufen viel zu spät den Notarzt

Christiane Limberg Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.

    29. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 16. Jahrestagung der Arbeitsgruppen Herzschrittmacher und Arrhythmie; 6. bis 8. Oktober 2005 in Dresden

    Nach einem akuten Herzinfarkt zählt jede Minute, weil sonst der Herzmuskel abstirbt. Das beste Ergebnis bringt eine Behandlung innerhalb von einer Stunde. Tatsächlich beträgt jedoch in Deutschland die durchschnittliche Dauer vom Beschwerdebeginn bis zum Eintreffen im Krankenhaus 225 Minuten - vor zehn Jahren waren es noch 166 Minuten. Trotz starker Brustschmerzen wird mit einem Notruf viel zu lange gewartet, wohl um die Versorgung durch einen fremden Notarzt zu vermeiden, beobachten deutsche Herz-Spezialisten. Besonders alarmierend sei das Fehlverhalten von Herzinfarktpatienten am Wochenende und während der Nachtstunden. Dringender Rat: bei mehr als 5 Minuten Brustschmerzdauer sollte der Notarzt gerufen werden.

    Dresden, Freitag 7. Oktober 2005 - Menschen mit einem akuten Herzinfarkt warten in Deutschland viel zu lange, ehe sie ein Krankenhaus aufsuchen, kritisiert Tagungspräsident Prof. Dr. Jochen Senges, Ludwigshafen, auf dem deutschen Kardiologen-Kongress in Dresden, bei dem derzeit rund 2500 Herzspezialisten zusammen kommen. Für den Behandlungserfolg ist bei einem akuten Herzinfarkt ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn von zentraler, oft lebensrettender Bedeutung, weil ein Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß die Blutzufuhr zum Herzmuskel unterbricht, sodass dieser rasch abstirbt. Das beste Ergebnis lässt sich bei einer Behandlung innerhalb von einer Stunde ("goldene Stunde") erzielen. Tatsächlich beträgt in Deutschland jedoch die durchschnittliche Prähospitalzeit, also die Dauer vom Beschwerdebeginn bis zum Eintreffen im Krankenhaus, 225 Minuten. Prof. Senges: "Das ist meilenweit vom angestrebten Ziel entfernt."
    Daten des großen bundesweiten MITRA PLUS-Registers mit rund 30.000 Herzinfarktpatienten zeigen sogar eine kontinuierliche Zunahme der Prähospitalzeit im vergangenen Jahrzehnt: In den Jahren 1995/96 hatte die PHZ noch 166 Minuten betragen.
    Besonders schlimm sieht es bei der erst im Jahr 2000 neu definierten Form des Herzinfarkts aus, dem Nicht-ST-Hebungsinfarkt: Hier liegt die PHZ sogar bei 540 Minuten.
    Eine Studie am Herzzentrum Ludwigshafen konnte belegen, dass mit rund 60 Prozent der weitaus größte Anteil der Prähospitalzeit-Verlängerung durch patientenbedingte Verzögerungen entsteht. Vor allem ältere Patienten, Frauen und Patienten, die durch Begleiterkrankungen wie Diabetes und Schlaganfall ein besonderes Risiko für Koronarerkrankungen tragen, haben eine längere PHZ. Auch Patienten nach Bypass-Operation kommen später in die Klinik.
    Besonders alarmierend ist das Fehlverhalten von Herzinfarktpatienten am Wochenende und während der Nachtstunden. Trotz starker Brustschmerzen wird mit einem Notruf viel zu lange zugewartet, um die Versorgung durch einen fremden Notarzt zu vermeiden. Hier besteht besonders dringlicher Aufklärungsbedarf. Längere Prähospitalzeiten finden sich auch in Regionen mit geringerer Bevölkerungsdichte.
    Prof. Senges: "Weitere Kampagnen unter Einbeziehung der Medien sind dringend erforderlich, um unter anderem den Slogan "Brustschmerz mehr als 5 Minuten - Notarzt rufen" in den Köpfen der Bevölkerung zu verankern und so den ungünstigen Trend zu stoppen und eine Verkürzung der Prähospitalzeit zu erreichen."

    Kontakt:
    Prof. Dr. Eckart Fleck, Berlin (Pressesprecher der DGK)
    Christiane Limberg, Düsseldorf (Pressereferentin der DGK), D-40237 Düsseldorf, Achenbachstr. 43, Tel.: 0211 / 600 692 - 61; Fax: 0211 / 600 692 - 67 ; Mail: limberg@dgk.org
    Roland Bettschart, Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH; Mo-bil: 0043-676-6356775; bettschart@bkkommunikation.at


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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