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13.10.2005 09:19

Ein Zeissianer unter Amazonas-Indianern

Friederike Enke Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Romanisten der Uni Jena suchen Material zu Curt Unckel/Tagung vom 8.-10. Dezember

Jena (13.10.05) Er wanderte vor 100 Jahren nach Brasilien aus, um die im Westen des Landes lebenden Indianerstämme zu beobachten. Der Jenenser Curt Unckel - ein Abenteurer, ein Forscher, ein weißer Indianer, "der aber bis jetzt noch nicht den ihm gebührenden Platz unter den Volkskundlern einnimmt", erklärt Prof. Dr. Joachim Born von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Romanist plant nun vom 8. bis 10. Dezember in Jena eine Tagung, die die Person des "Nimuendajú", wie er von den Indianern genannt wurde, beleuchten und seinen Nachlass genauer ergründen soll. "Es ist eine nationale Tagung mit internationalen Gästen geplant", sagt Prof. Born, auch brasilianische Kollegen wurden eingeladen. "Durch die Veranstaltung möchten wir zum einen darauf hinweisen, wie viel Material Curt Unckel über die indigenen Völker Brasiliens gesammelt hat, aber wie wenig davon bisher zusammengeführt wurde", erläutert der Jenaer Hispanist. "Außerdem soll der alte Zusammenhang zwischen Jena und Brasilien unterstrichen werden", erklärt Born. Nicht zuletzt hofft der Sprachwissenschaftler, dass in manchem Jenaer Haushalt noch Material zu Curt Unckel existiert, das der Wissenschaft bislang verborgen war. Wer Material besitzt, melde sich bitte bei Prof. Born unter der E-Mail-Adresse: joachim.born@uni-jena.de oder telefonisch unter 03641-944651. Dann könnte bei der Tagung "Ein Jenenser als Pionier im brasilianischen Nord(ost)en" auch über Neufunde diskutiert werden.

Curt Unckel wurde 1883 in der Jenaer Wagnergasse geboren. Im Jahr 1905 wanderte er, nachdem er eine Ausbildung zum Feinmechaniker bei Carl Zeiss Jena gemacht hatte, nach Westbrasilien zu den Guaraní-Indianern aus. Er blieb bis zu seinem Tod 1945 in dem südamerikanischen Land. "Nur einmal kehrte er nach Deutschland zurück, Jena hat ihn jedoch nie wieder gesehen", bemerkt Prof. Born. Unckel fand eine neue Heimat bei den Indios in Brasilien, die ihm den Namen Nimuendajú - "der, der seine Heimat gefunden hat" - gaben. Er tätigte - ohne je Ethnologie oder ähnliches studiert zu haben - zahlreiche Studien über das Leben der Indianerstämme. "Nimuendajú sammelte Einrichtungsgegenstände, Kleidung, Waffen, Gefäße der indigenen Bevölkerung und betrieb ethnografische Studien zu verschiedenen Sprachen, erstellte Wortlisten und widmete sich sogar den grammatischen Strukturen der amerindischen Sprachen", hat Born ermittelt. "Auch hat er Glaube, Bräuche und Rituale der Indios beobachtet und untersucht. "Zwar verfasste und publizierte der "Indianerforscher", an den im Jenaer Paradies ein Gedenkstein erinnert, eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, führte diese aber nie zu einem Gesamtwerk zusammen. "Er betrieb Feldforschung, beobachtete die Indianervölker in West-, Nord- und Nordostbrasilien und lebte unter ihnen, so dass er sich bald selbst als ein Indianer fühlte", so Born. 1945 kam Nimuendajú - wahrscheinlich bei einer Expedition im Regenwald - ums Leben, das Wie ist umstritten.

60 Jahre später sind daher gleich zwei runde Jubiläen im Zusammenhang mit Curt Unckel zu begehen: der 100. Jahrestag der ersten Begegnung zwischen Unckel und den Apapocúva-Guaraní-Indianern in Ostbrasilien sowie sein 60. Todestag. Born möchte durch die Tagung im Dezember die Person Nimuendajú, die noch relativ unergründet ist, besser herausarbeiten. "Es existieren mehrere kleine Sammlungen in Deutschland, deren Wissen aber bisher noch nicht zusammengetragen wurde", bedauert Prof. Born. Nimuendajús Nachlass in Brasilien ist ebenfalls kaum ergründet. "Wenn dieser ausgewertet sein wird, erhält Nimuendajú wahrscheinlich die ihm zustehende Beachtung in der Ethnologie", ist sich Prof. Born sicher und will mit der Jenaer Tagung einen weiteren Anstoß geben.

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Born
Institut für Romanistik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641/944651, Fax.: 03641/944652
E-Mail: joachim.born@uni-jena.de


Bilder

Gedenkstein der Stadt Jena für Nimuendajú im Paradies
Gedenkstein der Stadt Jena für Nimuendajú im Paradies
Foto: FSU
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Ergänzung vom 27.10.2005

Das Foto stammt von Jan Weiland. Bei Rückfragen zur weiteren Verwendung wenden Sie sich bitte an den Fotografen unter: janw2@gmx.de.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch


 

Gedenkstein der Stadt Jena für Nimuendajú im Paradies


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