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10.08.1999 08:26

Vom 15. bis 18. August 1999 in Heidelberg: Kongreß "Nervous System Plasticity and Chronic Pain"

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Internationale Meinungsführer diskutieren Stand der Forschung - Nervensystem selbst kann Ursache von chronischen Schmerzen werden - Bereits Ungeborene können Schmerzen erleben: Ihr Nervensystem muß ganz besonders vor Schmerzreizen geschützt werden - Thema auch: Bürokratische Hürden bei der Verschreibung stark wirksamer Schmerzmittel müssen in Deutschland beseitigt werden

    Vom 15. bis 18. August 1999 findet in Heidelberg der Kongreß "Nervous System Plasticity and Chronic Pain: Concepts and Clinical Applications" statt, bei dem der heutige Stand der Forschung auf dem Gebiet der Chronifizierung von Schmerzen durch internationale Meinungsführer vorgestellt wird. Ärzte, Schmerztherapeuten und Grundlagenwissenschaftler aus aller Welt diskutieren neue Konzepte zur Prävention und Therapie chronischer Schmerzen.

    Chronische Schmerzen werden von den Betroffenen oft wie eine schicksalhafte Zerstörung ihrer Lebensqualität empfunden. Chronische Schmerzen können bei jedem von uns und in jedem Alter auftreten und uns unter ungünstigen Umständen für den Rest des Lebens schwer belasten. Im Gegensatz zum chronischen Schmerz sind akute Schmerzen ein wichtiges Warnsignal für Schäden oder Verletzungen. Das Nervensystem leitet diese Information normalerweise sehr zuverlässig vom Ort der Schädigung, zum Beispiel einer Hautwunde oder einer Gelenkentzündung, bis zum Gehirn, wo es zur bewußten Schmerzempfindung wird. Neue Forschungsergebnisse belegen, daß das Nervensystem selbst auch zur Ursache von chronischen Schmerzen werden und die Intensität von Schmerzen steigern und ihre Dauer verlängern kann. Auslöser für diese krankhaften Veränderungen des Nervensystems können starke, unzureichend behandelte Schmerzen sein, die bleibende Spuren im Nervensystem hinterlassen. Dieser Schmerz hat dann seine Warnfunktion für Krankheiten eingebüßt und ist selbst zu einer Krankheit geworden. Man spricht deshalb von der "Schmerzkrankheit".

    Arzt muß rechtzeitig eine wirksame Schmerztherapie einleiten

    Der Mensch besitzt eine sehr wirksame körpereigene Schmerzabwehr. Dabei werden Substanzen im Nervensystem freigesetzt, die ähnlich wie Morphium schmerzlindernd wirken und daher Endorphine genannt werden. Die körpereigene Schmerzabwehr verhindert übermäßige Schmerzreaktionen. Bei starken Schmerzreizen, wie sie zum Beispiel bei größeren chirurgischen Eingriffen auftreten, und besonders bei Patienten mit einer ungenügenden körpereigenen Schmerzabwehr ist das Nervensystem jedoch unzureichend durch Endorphine geschützt, und es kann sich eine krankhafte Überempfindlichkeit für Schmerzreize oder Spontanschmerzen entwickeln. Der Arzt kann dies jedoch verhindern, wenn er rechtzeitig, das heißt präventiv, eine wirksame Schmerztherapie einleitet.

    Die krankhaften Veränderungen, die sich bei der Chronifizierung von Schmerzen im Gehirn des Patienten abspielen, lassen sich heute mit bildgebenden Verfahren sichtbar machen. Die Ursachen dieser Veränderungen werden mit modernen neurobiologischen Techniken von der Ebene einzelner Nervenzellen bis auf die Ebene einzelner Moleküle und der Erbsubstanz untersucht. Wir wissen heute, daß sich die Eigenschaften von Nervenzellen und die Kommunikation zwischen den Nervenzellen durch starke Schmerzreize verändern. Das Nervensystem wird dadurch überempfindlich und wirkt wie ein Verstärker, der bereits aus harmlosen Reizen starke Schmerzempfindungen werden läßt.

    Heidelberger Symposium diskutiert auch praktische Konsequenzen

    Das Heidelberger Symposium stellt den heutigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der Chronifizierung von Schmerzen vor. Mit Ärzten, Schmerztherapeuten und Grundlagenwissenschaftlern aus aller Welt werden neue Konzepte zur Prävention und Therapie chronischer Schmerzen diskutiert. Mehrere Vorträge decken die Veränderungen auf, die sich bei Schmerzkranken im Gehirn abspielen. Es werden wissenschaftliche Beweise vorgelegt die zeigen, daß bereits Ungeborene Schmerzen erleben können und daß ihr Nervensystem ganz besonders vor Schmerzreizen geschützt werden muß. Auch werden die neurobiologischen Veränderungen, die zu den Überempfindlichkeitsreaktionen des Nervensystems führen, von der Erbsubstanz bis hin zum Gesamtorganismus dargestellt. Das Heidelberger Symposium diskutiert auch die praktischen Konsequenzen, die sich aus diesen neuen Forschungsergebnissen für die Behandlung von Schmerzpatienten ergeben. Risikopatienten, bei denen die Chronifizierung von Schmerzen droht, müssen rechtzeitig erkannt und adäquat behandelt werden. Heute dauert es oftmals noch zu lange, bis gesicherte Erkenntnisse der Forschung den Patienten zugute kommen. Eine kontinuierliche Fortbildung und die Beseitigung bürokratischer Hürden, vor allem bei der Verschreibung von stark wirksamen Schmerzmitteln wie Morphium, sind notwendig für eine bessere Schmerztherapie in Deutschland. Die Diskussionen während des Heidelberger Symposiums werden zusätzliche Schubkraft für notwendige Verbesserungen dieser Rahmenbedingungen liefern.

    Das Symposium wird in Zusammenarbeit mit dem Forschungsschwerpunkt "Multidimensionalität des chronifizierenden Schmerzes" veranstaltet, der zu Beginn dieses Jahres von der Medizinischen Fakultät Heidelberg eingerichtet wurde. Hier arbeiten Schmerztherapeuten und Schmerzforscher aus zahlreichen Universitätskliniken und Instituten miteinander über die Grenzen ihrer Fächer hinweg an gemeinsamen Projekten über den Schmerz. Sprecher Prof. Dr. Jürgen Sandkühler: "Es bleibt zu hoffen, daß die gemeinsamen Anstrengungen schon sehr bald in praktische Erfolge zum Wohle der Schmerzpatienten münden."

    Rückfragen bitte an:
    Professor Dr. med. Jürgen Sandkühler
    Universität Heidelberg
    Kongreßpräsident
    Tel. 06221 544052 oder 544692, Fax 544047
    af8@ix.urz.uni-heidelberg.de

    oder: Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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