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13.10.2005 14:18

Akademie Leopoldina veröffentlicht Empfehlungen zur Arzneimitteltherapie im Kindesalter

Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

    Akademie Leopoldina sieht Gefahr durch nicht geprüfte Medikamente und stellt Forderungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen

    Über 50 Prozent der in Deutschland und weltweit zur Behandlung von Kindern eingesetzten Arzneimittel sind, anders als Arzneimittel für Erwachsene, nicht an Kindern geprüft und auch nicht eigens für die Verwendung an Kindern zugelassen. Das Präsidium der Leopoldina sieht mit Besorgnis, dass kranke Kinder bei notwendiger Pharmakotherapie unter Umständen gefährdet sind, wenn nicht zugelassene Arzneimittel eingesetzt werden müssen. Denn Studien aus England und Frankreich haben gezeigt, dass durch die Verordnung von Arzneimitteln, die nicht an Kindern und Jugendlichen geprüft wurden, sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich die unerwarteten bzw. unerwünschten Arzneimittelwirkungen doppelt so häufig sind, wie im Falle von Arzneimitteln, die an Kindern und Jugendlichen geprüft wurden.

    Das Präsidium hatte daher im vergangenen Jahr eine Ad-hoc-Kommission unter Vorsitz ihres pädiatrischen Mitglieds Professor Dr. Lothar Pelz, Rostock, eingesetzt, die die Ergebnisse zweier wissenschaftlicher Symposien analysieren und Empfehlungen für die künftige Arzneimitteltherapie im Kindesalter formulieren sollte. Die erste Tagung war eine gemeinsame Veranstaltung der Paul-Martini-Stiftung und der Leopoldina zum Thema "Arzneimitteltherapie bei Kindern und Jugendlichen - Probleme und Perspektiven" (12. - 13. November 2004 in Berlin). Die zweite Tagung hatte das Thema "Priority Medicine for the Citizens of Europe and the World" (18. November 2004 in Den Haag), und war vom niederländischen Gesundheitsministerium organisiert worden.

    Diese "Empfehlungen zur Arzneimitteltherapie im Kindesalter" liegen nun vor. Das Präsidium der Leopoldina fordert mit diesen Empfehlungen die gesellschaftlich und politisch Verantwortlichen u.a. dazu auf, zum Schutz der Kinder sowie zur Optimierung der Prävention bei allen Lebensaltern den Vorschlag der EU-Kommission zu einer Europäischen Verordnung über Kinderarzneimittel zu unterstützen, die die Entwicklung und Erprobung von Arzneimitteln für Kinder und Jugendliche zum Ziele hat. Sie regt außerdem den schnellstmöglichen Aufbau einer Infrastruktur in der klinischen Medizin für die Entwicklung und Prüfung von Arzneimitteln zur Anwendung bei Kindern an.

    Die Empfehlungen sind im Internet unter http://www.leopoldina-halle.de/arzn_kind.pdf abrufbar.

    Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina
    Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle an der Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie fördert inter- und transdisziplinäre Diskussionen durch öffentliche Symposien, Meetings, Vorträge, die Arbeit von Arbeitsgruppen, verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse, berät die Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche durch Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen, fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, und sie betreibt wissenschaftshistorische Forschung.

    Die Leopoldina ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Ihr gehören etwa 1 200 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen sowie aus den Kultur- und den Empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben. Unter den derzeit lebenden Nobelpreisträgern sind 32 Mitglieder der Leopoldina.

    Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident ist Professor Dr. Volker ter Meulen, klinischer Virologe und Immunologe aus Würzburg. Vizepräsidenten sind der Psychologie-Professor Dr. Paul B. Baltes (Berlin), der Chemie-Professor Dr. Gunter S. Fischer (Halle/Saale), die Mikrobiologie-Professorin Dr. Bärbel Friedrich (Berlin) und der Virologie-Professor Dr. Harald zur Hausen (Heidelberg). Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologie-Professorin Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.


    Weitere Informationen:

    http://www.leopoldina-halle.de/arzn_kind.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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