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14.10.2005 12:45

Mythen über Frauen im Wandel der Jahrhunderte: Tagung in der Akademie Sankelmark

Julia Boecker Hochschulkommunikation
Universität Flensburg

    "Weibergeschichten - Mythen über Frauen im Wandel der Jahrhunderte" stehen im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Tagung, zu der die Universität Flensburg vom 18. bis 20. November 2005 in die Akademie Sankelmark einlädt. Die Veranstaltung wird organisiert von Prof. Dr. Bea Lundt, Professorin am Institut für Geschichte und ihre Didaktik der Uni Flensburg, und dem Historiker Prof. Dr. Michael Salewski, der bis 2003 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel lehrte.

    Europa bestimmt sich über die Tradition der gemeinsamen Mythen, so betonte es der Historiker Jacques Le Goff 2004. Welche Rolle spielen die Frauen innerhalb dieser Überlieferungen? Wie ist weibliches Handeln in den Geschichten definiert, die sich durch die Jahrhunderte erhalten haben? Und warum interessieren sie uns noch heute? Die Tagung gibt mit Fallbeispielen einen Überblick über Entstehung, Geschichte und aktuelle Bedeutung einiger Frauengeschichten: zwei biblische Exemplare mit Lilith, dem Urweib noch vor Eva, sowie der wehrhaften Judith, weiter die keltisch beeinflußte "Nixe" Melusine, die regional bedeutsame Telse von Dithmarschen, die aus dem Orient stammende Rahmenerzählung "Die Sieben Weisen Meister" mit einer gefährlichen Stiefmutter und die künstlerisch inspirierte "Femme Fatale" der Jahrhundertwende. Ein eigener Block wird Jeanne d' Arc gewidmet, deren vielfältige Gesichter auch im Spielfilm beleuchtet werden sollen.

    "Die Geschichten, die in den vergangenen Jahrhunderten über Frauen erzählt wurden, prägen unser Bild von Weiblichkeit bis heute", so Bea Lundt. Die Vorsitzende des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung geht seit Jahren dem historischen Sinn von Mythen und Märchen nach. "Es gibt ein eigenes Forschungsgebiet, das die 'Imaginationen', die Vorstellungen der Menschen als Teil des historisch überlieferten Wissens untersucht. Wir wollen nicht nur die Texte vorstellen, sondern auch Filme und Bilder zeigen und diskutieren, welche Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit in ihnen zum Ausdruck kommen. Dass dieses Forschungsgebiet zunehmend auf Interesse stößt, sieht man daran, dass wir einen renommierten Historiker für die Mitarbeit gewinnen konnten."

    Der Militärhistoriker Michael Salewski befasst sich seit zwei Jahren intensiv mit der Frauen- und Geschlechtergeschichte. Für ihn sind beide Forschungsgebiete untrennbar miteinander verbunden: "Militärgeschichte wird meist mit dem Männlichen assoziiert, und so ist sie lange betrieben worden. In Wahrheit lässt sie sich ohne das Weibliche gar nicht erklären, konnten Männer doch schon immer nur dann ihren Kriegen frönen, wenn das ihre Frauen mitmachten. Will man den weiblichen Anteil an der Geschichte besser als früher bestimmen, kommt man nicht umhin, sich mit den Ergebnissen der Genderforschung zu befassen. Unsere Tagung soll dazu beitragen. Sie wird viel Neues bringen und manche alten Vorurteile - hoffentlich - abbauen. Unter anderen auch jenes, das in der Militär- und Gendergeschichte einen unvereinbaren Gegensatz sieht."

    Darüber hinaus solle die Tagung ein "Signal" dafür sein, dass auch in Schleswig-Holstein die andernorts, besonders im Ausland, geführten Diskurse aufgenommen und weitergeführt würden. "Obwohl das Präsidium des Arbeitskreises für Historische Frauen- und Geschlechterforschung in Flensburg residiert, hat die Öffentlichkeit dieses Landes bisher wenig davon wahrgenommen", sagt Michael Salewski. "In Sankelmark wollen wir das Frauenbild der Moderne auf seine historischen, aber auch mythischen Voraussetzungen hin untersuchen. Das hat es bisher so nicht gegeben. Darum erhoffen wir uns viele neue Erkenntnisse und fruchtbare Diskussionen mit den Tagungsteilnehmern und Tagungsteilnehmerinnen. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht notwendig, um sich in diese Diskussionen einzubringen - sondern die Bereitschaft, sich mit 'dem Weiblichen', aber auch 'dem Männlichen' in Geschichte, Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen."

    Bea Lundt und Michael Salewski haben bereits ein Buch zum Thema zusammen herausgegeben: "Frauen in Europa. Mythos und Realität" (Schriftenreihe der Europäischen Akademie Otzenhausen, Bd. 129) ist vor wenigen Wochen erschienen.

    Anmeldungen zur Tagung nimmt Katy Johannsen, Akademie Sankelmark, unter Tel. 04630 - 55112 entgegen.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Bea Lundt, Tel. 0461 - 805 2246, Email: lundt@uni-flensburg.de
    Julia Boecker, Tel. 0461 - 14 44 916, Email: presse@uni-flensburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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