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16.08.1999 00:00

Keine Eingriffe bei Früh- und Neugeborenen ohne konsequente Analgesie

Dipl. Biol. Barbara Ritzert Pressearbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Früh- und Neugeborene vergessen erlittene Schmerzen nicht wenn sie älter werden. Darum ist bei schmerzhaften Eingriffen und Erkrankungen dieser kleinsten Patienten eine konsequente Schmerzlinderung erforderlich, betonen Experten auf einem Satelliten-Symposium des Wiener Welt-Schmerzkongresses in Heidelberg.

    Noch vor 15 Jahren debattierten Wissenschaftler darüber, ob Früh- und Neugeborene aufgrund ihres noch unreifen Nervensystems bei Eingriffen überhaupt Schmerzen empfinden können und darum eine örtliche Betäubung benötigen. Diese Diskussion ist inzwischen beendet. Denn es mehren sich die Hinweise, dass Neugeborene , bei denen schmerzhafte medizinische Eingriffe erforderlich sind, in späteren Jahren bei solchen Eingriffen deutlich empfindlicher reagieren als andere Kinder.
    Dies belegt nun auch eine Untersuchung, über die eine Medizinergruppe um Professor Bernhard Roth vom Bereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Kölner Universitätskinderklinik auf dem Heidelberger Symposium berichten.
    Die Ärzte verglichen die Schmerzreaktionen von zwei Kindergruppen miteinander: Bei der einen Gruppe handelte es sich um 63 Kinder, die nach ihrer Geburt auf der Intensivstation der Klinik behandelt werden mußten. Als Kontrollgruppe dienten 78 gesunde gleichaltrige Kinder.
    Die Eltern der Kinder erhielten einen Fragebogen und wurden aufgefordert, die Reaktionen ihres Nachwuchses auf leichtere schmerzhafte Reize festzuhalten. Dazu gehörten etwa Impfungen und Blutentnahmen beim Kinderarzt, leichtere Verbrennungen oder kleine Verletzungen.
    Unterschiedlich reagierten die Kinder der beiden Gruppen nur auf medizinische Eingriffe: Bei Impfungen oder Blutentnahmen zeigten die ehemaligen kleinen Patienten der Intensivstation deutlich stärkere Reaktionen als die anderen Kinder. Bei eingeklemmten Fingerchen oder leichten Verbrennungen reagierten sie indes ähnlich wie die Kinder der Kontrollgruppe. "Offensichtlich vergessen Kinder frühere schmerzhafte Eingriffe nach der Geburt in einer Klinik nicht", folgern die Pädiater aus dieser Beobachtung. "Darum dürfen schmerzhafte Eingriffe bei Neugeborenen nicht ohne eine konsequente Analgesie durchgeführt werden", fordern die Ärzte. Nur so lassen sich Stress und negative Einflüsse auf späteres Verhalten vermeiden."
    Bei ihrer Untersuchung entdeckten die Ärzte noch andere interessante Muster der Schmerzreaktion: Im Alter von drei bis fünf Jahren reagierten die Kinder in beiden Gruppen heftiger auf leichtere Verletzungen als ältere Kinder. Dies führen die Ärzte auf bessere Mechanismen der Selbstkontrolle bei älteren Kindern zurück. Auffallend ist jedoch, daß die Jungen in der jüngeren Altersgruppe stärker reagieren als Mädchen. Erst im Alter zwischen sechs und neun Jahren kehrt sich das Geschlechterverhältnis um: Nun reagierten die Mädchen bei leichten Schmerzreizen empfindlicher als die Jungen. Dies könnte, so vermuten die Wissenschaftler, auf geschlechtsspezifische Rollenmuster zurückgeführt werden.
    Rückfragen an:
    Prof. Dr. Med. Bernhard Roth
    Bereich Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin
    Universitäts-Kinderklinik, Köln
    Tel.: 0221/478-5064
    Fax: 0221/478-3618


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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