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17.08.1999 12:11

Internationale Tagung "Ferroelektrische Flüssigkristalle"

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Zum ersten Mal findet die "International Conference on Ferroelectric Liquid Crystals - FLC99" in Deutschland statt. Vom 29. August bis zum 3. September 1999 kommen 25o Wissenschaftler und Vertreter der Industrie aus rund 30 Nationen an die TU Darmstadt, um neue wissenschaftliche und technologische Ansätze auf dem Gebiet der Ferroelektrischen Flüssigkristalle vorzustellen. Chairman der Tagung ist Prof. Dr. Wolfgang Haase vom Institut für Physikalische Chemie der TU Darmstadt.

    250 Wissenschaftler und Vertreter der elektronischen Industrie aus ca. 30 verschiedenen Ländern kommen vom 29. August bis 3. September 1999 nach Darmstadt, um an der "7th International Conference on Ferroelectric Liquid Crystals - FLC99" teilzunehmen; die weitaus stärkste ausländische Teilnehmergruppe stellen dabei die Japaner. Tagungsteilnehmer sind Physiker, Elektronikingenieure, Chemiker und Mathematiker aus Wissenschaft und Industrie, also eine wahrhaft interdisziplinäre Gruppierung. Die Veranstaltung findet im Auditorium Maximum der TU Darmstadt statt. Sie wurde vorbereitet von der Arbeitsgruppe Kondensierte Materie am Institut für Physikalische Chemie der TUD; Konferenzchairman ist Professor Dr. Wolfgang Haase von diesem Institut.
    Worum geht es bei dieser erstmals in Deutschland stattfindenden High-Tech-Tagung?
    Neue wissenschaftliche und technologische Ansätze auf dem Gebiet der geneigten smektischen chiralen Flüssigkristalle, sogenannte Ferroelektrische Flüssigkristalle, sollen dargelegt und diskutiert werden. Diese Ferroelektrischen Flüssigkristalle finden seit ihrer Entdeckung 1975 ein ungestümes Interesse von Anwendern und Forschern. Im Gegensatz zu den schon länger bekannten und den Anzeige-Elementemarkt in Form von LCDs (Liquid Crystal Displays) beherrschenden nematischen Flüssigkristallen sind die ferroelektrischen Flüssigkristalle um ca. 10 bis 100 mal schneller schaltbar, da ein Bildwechsel in der Zeiteinheit von 10 Mikrosekunden auch ohne aktive Halbleiter unterstützte Ansteuerung erzielbar ist. Technologische Probleme mit der sogenannten Graustufenskalierung und der mechanischen Stabilität der ferroelektrischen Flüssigkristalldisplays sind inzwischen beherrschbar. Der flache Bildschirm für Desktop- und Notebookcomputer oder für das Fernsehen in preiswerter Ausführung ist greifbar nahe. Auf der Tagung werden z. B. von der Firma CASIO Prototypen solcher Displays (AFLCD's: Antiferroelectric Liquid Crystal Displays) gezeigt. Zudem sind Vorträge von Wissenschaftlern und Technikern von Firmen wie CITIZEN, SHARP, TOSHIBA, CLARIANT, IBM, DISPLAYTECH, ROLIC Teile des Tagungsprogramms. Außer der Herstellung von Anzeige-Elementen erlauben die Ferroelektrischen Flüssigkristalle, bedingt durch deren vorzügliche Schalteigenschaften, auch eine große Reihe weiterer Anwendungen. Sie sind z. B. einsetzbar für elektrisch und optisch adressierbare Lichtmodulatoren in der dynamischen Holographie, als optische Schalter oder als Stellglieder für die Polarisation des Lichts in Glasfasernetzen. Hier ist für optische Klein- und Mittelfirmen ein großer Markt vorhersehbar.
    Die wissenschaftliche Diskussion wird sich wesentlich um das Verständnis der Ursache der Ferroelektrizität in Flüssigkristallen drehen, eine Problematik, die in jüngster Zeit wieder verstärkt und teilweise auch sehr kontrovers behandelt wird. Galt bis vor wenigen Jahren noch die Chiralität der Moleküle, d. h. das Fehlen einer Spiegelsymmetrie, als unabdingbare Voraussetzung, um Ferroelektrizität in Flüssigkristallen zu induzieren, gibt es heute mehrere Gegenbeispiele ohne chirale Strukturen. So haben z. B. spektakuläre Forschungsergebnisse über sogenannte bananenförmig gebogene nichtchirale Moleküle unter den Fachleuten eine regelrechte "banana mania" ausgelöst. Die Entwicklung geht aber noch weiter: Inzwischen gibt es Beispiele dafür (an deren Ausarbeitung die Gruppe von Prof. Haase maßgeblich beteiligt ist), dass Flüssigkristalle wie einige Festkörper, z.B. das bekannte Bariumtitanat (BaTiO3), auch eine natürliche, also nicht induzierte, Ferroelektrizität besitzen können. Auch Überlegungen und Experimente, wonach Zustände, die Ferroelektrischen Flüssigkristallen vergleichbar sind, bei Informationsübertragungen in Lebewesen Bedeutung besitzen könnten, werden angestellt.
    Das große Interesse der deutschen Industrie an dieser Fachtagung in der TU Darmstadt dokumentiert sich nicht zuletzt an ihrer finanziellen Unterstützung. Zudem haben sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fonds der Chemischen Industrie, die Hessische Technologiestiftung, die IHK, die Stadt Darmstadt, die Vereinigung von Freunden der TUD sowie die TUD vorbildlich engagiert. Für den südhessischen Raum ist eine solche Veranstaltung von besonderer Bedeutung. Hier sind Unternehmen der Chemischen Industrie auf dem Flüssigkristallmarkt tätig (Merck KgaA in Darmstadt, Clariant GmbH in Frankfurt mit einer speziellen Palette an Ferroelektrischen Flüssigkristallen), oder stellen - wie die Optrex GmbH (Babenhausen) - Flüssigkristallanzeige-Elemente her. So ist zu erwarten, dass von dieser Tagung Impulse auf die elektronische und optische Klein- und Mittelindustrie ausgehen, die vielleicht auch zu Gründungen von startup companies führen.
    Die Konferenzen dieser Reihe finden alle zwei Jahre statt: Frühere Tagungsorte waren Arcachon, Göteborg, Boulder, Tokyo, Cambridge und Brest; 2001 ist Washington DC Austragungsort. Die FLC99 wird am Montag, 30.8.1999 um 9.00 Uhr eröffnet. Bereits vorher, am Sonntag, findet ab 13.30 Uhr ein Tutorialprogramm statt, welches in die Grundlagen von Ferroelektrischen Flüssigkristallen einführt. Über die Tagungswoche verteilt werden ca. 70 wissenschaftliche und anwendungstechnisch relevante Beiträge präsentiert und in permanenter Ausstellung ca. 160 Posterbeiträge gezeigt. Daneben werden in Form von Demonstrationen in Entwicklung befindliche Display- und Nichtdisplayobjekte gezeigt.
    Alles in allem verspricht die Tagung eine reizvolle Mischung zu werden aus Wissenschaft und Anwendung, aus Physik, Ingenieurwesen, Chemie, Mathematik sowie aus Beiträgen von jüngeren und etablierten Wissenschaftlern.
    Wann: Montag, 30. August 1999, 9.00 Uhr (Eröffnung) bis Freitag, 3. Septermber 1999
    Wo: Audimax der TU Darmstadt, Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt
    Hinweis an die Redaktionen: Die Konferenzsprache ist Englisch. Für weitere Informationen stehen im Vorfeld der Veranstaltung Prof. Dr. Wolfgang Haase (Telefon 06151/
    16 4945) und Dr. Thomas Weyrauch (Telefon: 06151/16 3497, 16 3698) zur Verfügung. Während der Tagung können über das Kongreßbüro (Telefon: 06151/16 4945) Kontakte zu den Veranstaltern und Teilnehmern aufgenommen werden. Das ausführliche Tagungsprogramm ist im Internet zu finden unter http://kondmat.pc.chemie.tu-darmstadt.de/start.htm
    17.8.1999


    Weitere Informationen:

    http://kondmat.pc.chemie.tu-darmstadt.de/start.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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