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19.08.1999 16:19

Löwer: "Überflüssiger Bürokratismus und Erziehung zur Stechkartenmentalität"

Dr. Kristijan Domiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutscher Hochschulverband

    Bonn, den 19. August 1999

    Löwer: "Überflüssiger Bürokratismus und Erziehung zur Stechkartenmentalität"
    Deutscher Hochschulverband kritisiert neue Vorschriften für nordrhein-westfälische Professoren

    Bonn - Die Einführung einer Präsenzpflicht an vier Wochentagen und die Vorschrift, Lehrangebote auf mindestens drei Wochentage verteilt anzubieten, hat der nordrhein-westfälische Landesverbandsvorsitzende des Deutschen Hochschulverbandes, Professor Dr. Wolfgang Löwer, kritisiert. Beide Regelungen sind Bestandteil einer Verordnung, der der Ausschuss für Wissenschaft und Forschung des Nordrhein-Westfälischen Landtages heute seine Zustimmung gegeben hat. "Die Anordnung, an vier Wochentagen an der Hochschule präsent zu sein, ist der zum Scheitern verurteilte Versuch, mit einem untauglichen Instrument 'schwarze Schafe', die es auch unter Professoren gibt, zu disziplinieren", erklärte Löwer. Seriöse Untersuchungen hätten ergeben, dass die überwältigende Mehrheit der Professoren im Schnitt eine 50- bis 60-Stunden- Woche habe. Während sich in den letzten zwanzig Jahren die Zahl der Studierenden beinahe verdoppelt habe, sei die Zahl der Professorenstellen in etwa gleich geblieben. "Ministerin Behler wird diese enorme Leistungsbereitschaft der Professoren für Studierende und Gesellschaft nicht erhalten können, indem sie die Professoren an die kurze Leine legt. Vielmehr erzieht sie die Hochschullehrer mit der neuen Verordnung zu einer Stechkartenmentalität. Dies ist für den Hochschul- und Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen eine verhängnisvolle Entwicklung", warnte Löwer. Löwer wies darauf hin, dass der Deutsche Hochschulverband bereits 1998 in seiner Resolution "Leitsätze zum Beruf des Universitätsprofessors" wörtlich ausgeführt habe, dass während der Vorlesungszeit die Erfüllung der Lehrverpflichtungen grundsätzlich Vorrang vor den anderen Aufgaben des Universitätsprofessors habe. Die von Ministerin Behler angeordnete Präsenzpflicht setze hingegen ein völlig falsches Signal.
    "Den vielen Nachteilen dieser Regelung steht kein einziger Vorteil gegenüber", sagte Löwer weiter. "Schwarze Schafe werden dafür belohnt, die Beine auf den Schreibtisch zu legen. Die Forschung dagegen bleibt auf der Strecke, wenn ein Professor an jedem Wochentag für Verwaltungs- und Beratungsaktivitäten auf Zuruf zur Verfügung stehen muss. Dies läuft auf das Gegenteil zeitgemäßer Organisationslehren hinaus." Der heute mehr denn je notwendige Wissenschaftstransfer könne in so wichtigen Fächern wie etwa der Medizin oder den Ingenieurwissenschaften nicht erfolgen, wenn Professoren Zeit - nicht unbedingt Arbeitszeit - in ihrem Dienstzimmer absitzen müssten, so Löwer weiter.
    Ebenso unsinnig sei die Vorschrift, dass Hochschullehrer ihre Lehrveranstaltungen künftig immer auf mindestens drei Tage verteilt anbieten sollen. Löwer hält diese Regelung für einen überflüssigen Bürokratismus, der viel Zeit und Energie für Planung und Organisation kosten werde, jedoch keinen einzigen Vorteil bringe. "Die neue Regelung wird sich in kürzester Zeit als nicht realisierbar erweisen. In vielen Fachbereichen ist es schon aus organisatorischen Gründen nicht möglich, dass jeder Hochschullehrer an drei Wochentagen lehrt", so Löwer abschließend.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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