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25.10.2005 09:38

Physik, Rüstung und Abrüstung: Forschen für den Frieden

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Bereits seit 1978 macht die UNO mit der jährlichen "Woche der Abrüstung" auf die Themen Frieden und Entwaffnung aufmerksam. Ab dem 24. Oktober, dem Gründungstag der UNO, lädt sie Regierungen und Organisationen ein, sich aktiv mit Abrüstungsfragen auseinander zu setzen. Nicht nur während dieser Woche, sondern bereits seit 20 Jahren beschäftigt sich der Dortmunder Physiker und Friedensforscher Dr. Jürgen Altmann mit dem Thema.

    So erscheint im November sein aktuelles internationales Buch mit dem Titel "Military Nanotechnology: Potential applications and preventive arms control", in dem er die Ergebnisse seiner Forschung zur militärischen Nutzung der Nanotechnik, ihren Gefahren und eventuell vorbeugenden Begrenzungen darstellt. In den letzten Jahren ist die militärische Forschung und Entwicklung in diesem Bereich erheblich gesteigert worden. Mögliche Einsatzbereiche sind sehr kleine Elektronik und Computer zum Beispiel in Brillen, Uniformen und Munition. Weitere Überlegungen zielen darauf ab, dass in die Körper der Soldaten implantierte Systeme die Biochemie überwachen, auf Verwundungen reagieren und sogar Kontakt zu Nerven und Hirn herstellen. Andere Projekte zielen darauf, [ist nicht danach, sondern parallel] sollen durch die stark wachsende Rechnerleistung autonome Kampffahrzeuge zu Land, Wasser und in der Luft zu entwickeln.

    Die Problematik in der Entwicklung neuartiger Waffen sieht Altmann vor allem darin, dass sie vorhandene Rüstungskontrollverträge aushöhlen oder die militärische Lage destabilisieren können. Bewaffnete autonome Systeme stellen das geltende Kriegsvölkerrecht in Frage. Um hier die Risiken zu kontrollieren, empfiehlt der Physiker in seinem Buch sieben verschiedene[?]Begrenzungen, wie zum Beispiel das Verbot von bewaffneten autonomen Systemen oder ein allgemeines Verbot von Weltraumwaffen. Auf jeden Fall weist er eindringlich auf die Problematik des Missbrauchs von Nanotechnologie im militärischen Bereich hin und fordert hier international geltende Regelungen.

    Ein aktueller Forschungsschwerpunkt von Altmann sind die so genannten "Nicht-tödlichen Waffen", also Waffen, die eine Person zwar handlungs- oder kampfunfähig machen, aber nicht töten sollen. Dazu gehören unter anderem Waffen, die durch Elektroschocks, Laser- oder Mikrowellstrahlung wirken. Offene Fragen beziehen sich vor allem darauf, ob und wie Überdosierung sicher vermieden werden kann.

    Doch nicht nur in der Forschung sondern auch in der Lehre liegen Altmanns Schwerpunkte in den Bereichen Frieden und Abrüstung. So bietet er - zusammen mit Prof. Dieter Suter - im gerade begonnenen Wintersemester ein Seminar mit dem Titel "Physik, Rüstung und Abrüstung" an. Darin geht es um das Dilemma der Physik, die einerseits in hohem Maße zur Entwicklung neuartiger Waffen beiträgt und andererseits auch notwendig für Abrüstungsverträge und deren Überprüfung ist.

    Zur Person: Dr. Jürgen Altmann, geboren 1949 in Lübeck, beschäftigt sich seit 20 Jahren mit naturwissenschaftlicher und interdisziplinärer Forschung zu Abrüstungsfragen. Er möchte in und mit der eigenen Wissenschaft zur Stärkung des Friedens beitragen. Seit einiger Zeit beschäftigt ihn auch die Infragestellung des Menschenbildes bei militärischen Anwendungen der Nanotechnologie/konvergenten Technologien.

    Jürgen Altmann ist Physiker, hat 1980 im GKSS-Forschungszentrum promoviert und arbeitete danach bis Mitte der Achtziger Jahre in Marburg. Dort begann er sich für Abrüstungsforschung zu interessieren und arbeitet seit 1985 in diesem Bereich. 1988 gründete er das "Bochumer Verifikationsprojekt", das sich mit technischen Lösungen zur Überwachung von Abrüstungs- und Friedensabkommen beschäftigt. Weitere Arbeitsfelder sind die Folgenabschätzung militärischer Technik und präventive Rüstungskontrolle. Von 2000 bis 2003 untersuchte Altmann mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) mögliche militärische Anwendungen von Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie. Seit Mai 2004 betreibt er an der Universität Dortmund das ebenfalls von der DSF geförderte Projekt "Neue nicht-tödliche Waffen - physikalische Analysen für vorbeugende Begrenzungen". Altmann ist Mitbegründer des "Forschungsverbundes Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit" (FONAS), stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises "Physik und Abrüstung" der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) sowie Mitherausgeber der Zeitschrift "Science and Global Security".

    Kontakt:
    Dr. Jürgen Altmann
    Ruf: (02 31) 7 55 - 3520 oder -3513
    email: altmann@e3.physik.uni-dortmund.de


    Bilder

    Dr. Jürgen Altmann
    Dr. Jürgen Altmann

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Dr. Jürgen Altmann


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