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27.10.2005 14:07

UNIK: Wissenschaftspreis 2004 IHK - Große Forschung am kleinen Objekt

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Zum 15. Mal hat die nordhessische Wirtschaft am 27. Oktober ihren "Wissenschaftspreis" verliehen. Mit dieser Auszeichnung werden Forschungsarbeiten an der Universität Kassel gewürdigt, die von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung sind.

    Kassel. Zum 15. Mal hat die nordhessische Wirtschaft am 27. Oktober ihren "Wissenschaftspreis" verliehen. Mit dieser Auszeichnung werden Forschungsarbeiten an der Universität Kassel gewürdigt, die von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung sind. In diesem Jahr wurde mit dem Wissenschaftspreis für das Jahr 2004 die Gemeinschaftsarbeit eines fünfköpfigen Projektteams im Fachbereich Biologie prämiert. Der Förderpreis für Studierende ging an den Elektrotechnik-Ingenieur Alexander Welz für seine innovative Diplomarbeit im Bereich der Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik. IHK-Präsident Dr. Martin Viessmann ging in seiner Begrüßungsrede auf die Bedeutung der Forschung für die regionale Wirtschaft ein und machte deutlich: "Nach meiner Überzeugung setzen wir mit diesen Wissenschafts- und Förderpreisen ein richtiges und wichtiges Signal für den Stellenwert, den die akademische Lehre und Forschung für die Entwicklungsfähigkeit unserer Region und weit darüber hinausgehend darstellt." Universitäts-Präsident Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep stellte in seiner Festrede zum Thema "Die Rolle der Universität Kassel im Innovationsgeschehen Nordhessens" fest, dass in Europa und Deutschland bislang zu wenig getan werde, um über Innovation längerfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. So liege die Zahl der innovativen Unternehmen in Nordhessen unter dem Bundesdurchschnitt. Eine wesentliche Ursache dafür sei die vergleichsweise ungünstige Unternehmensgrößen- und Sektoralstruktur. Dabei sei bekannt, dass für den Innovationserfolg vor allem die Einbindung in Netzwerke, die Branchenstruktur, die betrieblichen F & E Aktivitäten und die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten verantwortlich sind. Hier liege, so der Universitätspräsident, auch eine zunehmend wichtigere Rolle der Kasseler Hochschule bei der Netzwerkbildung und Verbesserung der Qualität der Beschäftigten, vor allem durch arbeitsmarktorientierte Hochschulausbildung und durch Wissenstransfer.

    Unter Federführung von Prof. Dr. Markus Maniak, seit '99 Leiter der Abteilung Zellbiologie am Kasseler Institut, haben die Biologen Dr. Anja Drengk, Jürgen Fritsch, Christian Schmauch sowie Dipl.-Ing. Harald Rühling über drei Jahre hinweg zellbiologische Grundlagenforschung betrieben. Die Forschungsarbeit wurde unter dem Titel "A coat of filamentous actin prevents clustering of late endosomal vacuoles in vivo" veröffentlicht und stieß sowohl in Fachkreisen als auch in den Fachmedien auf ein Echo der Anerkennung.
    Neben dem Wissenschaftspreis hat die nordhessische Wirtschaft auch in diesem Jahr einen Förderpreis vergeben. Thema der im Jahr 2004 abgeschlossenen Arbeit von Alexander Welz, die den Juroren mit der Auszeichnung des Förderpreises für Studierende wert war, war die Entwicklung eines digitalen Speicheroszilloskops mit USB-Anbindung an den PC.

    Von 2000 bis 2003 stand für das Projektteam, das den Wissenschaftspreis 2004 für seine Arbeit in Empfang nehmen durfte, ein Winzling im Mittelpunkt - die Bodenamöbe Dictyostelium. Der Einzeller hatte sich seinerzeit im Rahmen der Doktorarbeit von Zellbiologe Prof. Dr. Maniak bereits als ein ideales Modellsystem erwiesen, um molekulargenetisch zu forschen. Wichtigstes Kriterium: die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen. Seit 1999 an der Uni Kassel, kehrte Maniak hier mit anderen Fragestellungen zur Bodenamöbe zurück. Unterstützt wurde er dabei von einem ausgewiesenen Experten in den modernsten Mikroskopieverfahren, Dipl.-Ing. Harald Rühling, der zum Beispiel beim Einsatz des Rasterelektronenmikroskops in Europa ein "Mann der ersten Stunde" war. Bereits seit 1976 ist Rühling als technischer Angestellter im Fachbereich Biologie an der Universität Kassel tätig.
    Für sein Forschungsanliegen gewinnen konnte Markus Maniak im Jahr 2000 schließlich die damalige Doktorandin Anja Drengk. Etwas später stießen die Diplomanden Christian Schmauch und Jürgen Fritsch dazu. Ganz allgemein interessierte das Team, wie Zellen essen, trinken und ihre Nahrung verarbeiten und welche Rolle die Actin-Moleküle des Zellskeletts bei diesen Vorgängen spielen. Im Speziellen richtete man den Focus auf die Funktion von Actin-Molekülen, die sich - so hatte man beobachtet - wie ein Mantel um einzelne Verdauungsbläschen in der Zelle legen. - Das Forschungsergebnis: Das Actin-Mäntelchen verhindert die Verklumpung der Bläschen. Vor dieser wissenschaftlichen Erkenntnis stand jedoch eine große technologische Herausforderung. Um einzelne Funktionen des Zellskeletts zu analysieren, galt es für das Kasseler Forschungsteam einen Weg zu finden, um innerhalb der Zelle zielgerichtet und punktuell einen Eingriff am Actinskelett vorzunehmen, ohne das Skelett an anderen Stellen der Zelle zu schädigen. Konventionelle Verfahren, wie z. B. Zellgifte, hatten sich als untauglich erwiesen, weil sie das gesamte Actinsystem der Zelle lahmlegen und damit eine Vielzahl von Zellfunktionen beeinträchtigen. Mit der Koppelung bestimmter Proteine kam man der Lösung schließlich auf die Spur: Ein molekulargenetisch entwickeltes Hybridprotein ist in der Lage wie ein nanometergroßes Skalpell punktuell am Zellskelett zu schneiden.

    Förderpreis für innovative Technik
    Elektrotechnik zu studieren - diese Entscheidung erscheint im Rückblick nur als die logische Fortführung einer frühen Leidenschaft: "Denn für technische Basteleien hatte ich schon immer ein Händchen", erinnert sich Dipl.-Ing. Alexander Welz. Als er in 1999 sein Studium an der Uni Kassel aufnimmt, hat der junge Student jedoch erst einmal Anlaufschwierigkeiten. "Das theorielastige Grundstudium verlangte mir viel ab", erklärt der heute 26Jährige, der sich selbst als "eher praktisch begabt" bezeichnet. Doch sobald im Hauptstudium die Anwendung in den Vordergrund rückt, läuft der aus Frankenberg stammende Welz zu seiner Höchstform auf. Praktika bei der Firma Viessmann sowie in der Entwicklungsabteilung von Siemens in München folgen und nach neun Semestern hat Alexander Welz den Bachelor of Science (früher: Diplom I) in der Tasche. Thema seiner in 2004 fertig gestellten Diplomarbeit ist die Entwicklung eines digitalen Speicher-Oszilloskops mit USB-Anbindung an den PC. Das Potenzial von USB (Universal Serial Bus) auch für die Messtechnik nutzbar zu machen - dies sei zum damaligen Zeitpunkt ein innovatives Vorhaben gewesen, begründet der junge Elektronik-Ingenieur seine Themenwahl. - "Die Messtechnik hinkte dem computertechnischen Trend einen großen Schritt hinterher". Auf Grundlagenforschung zur Nutzung der USB-Schnittstelle konnte Welz in seinem Fachbereich zurückgreifen und so entwickelte er den Prototyp eines digitalen Speicheroszilloskops (als DSO100-USB bezeichnet) unter Anwendung des USB 2.0 Standards. Die Innovation zeichnet sich nicht nur durch geringe Herstellungskosten, sondern insbesondere durch hohe Flexibilität, einen schnellen Datentransfer und zusätzliche Möglichkeiten, wie z.B. Echtzeitsysteme, aus.

    Infos
    Industrie- und Handelskammer Kassel
    Walter Ruß
    tel (0561) 7891-268
    eMail russ@kassel.ihk.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik
    regional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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