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25.08.1999 10:45

Spezialblutprodukte für Organverpflanzungen

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. (25.08.99) Mit zwei voll ausgebauten Arbeitsschwerpunkten möchte die neu berufene Direktorin PD Dr. Dagmar Barz ihr Institut für Transfusionsmedizin am Jenaer Uni-Klinikum künftig ausgestattet sehen. Zum originären Bereich der Blutentnahme und -aufarbeitung soll ein Eurotransplant-Labor hinzukommen, das die immunlogische Vorbereitung von Patienten vor der Organverpflanzung übernehmen soll.

    "Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die das Klinikum bisher nicht selbst betreuen kann", bemerkt die alerte Medizinerin. Mit Blick auf die neue Herzchirurgie schätzt sie, dass die ohnehin bereits steigende Zahl an Transplantationspatienten weiter in die Höhe schnellen werde. Aber auch für die Aufbereitung von Blutprodukten will Barz weitere, noch engere Sicherheitsstandards einführen. Eine laborative Ergänzung ihres Instituts ist in ihren Augen unausweichlich.

    Nur rund 2.000 Vollblutspenden "zapfen" die Mitarbeiter in der Blutspendeannahme der Jenaer Uniklinik ihrem Stammpublikum ab. "Das ist relativ wenig", erläutert Dagmar Barz, "den Hauptbedarf an Erythrozytenkonzentraten aus roten Blutkörperchen decken die Kollegen durch Zukauf, zum Beispiel über das Deutsche Rote Kreuz, ab." Ihr Institut soll auch weniger für die Standards zuständig sein, sondern vielmehr für Spezialblutprodukte: etwa Gefrierfrischplasma, Granulozyten- oder Thrombozyten-Konzentrate, jene Blutplättchen, die für die Gerinnung entscheidend sind. Einige dieser Produkte werden z. B. für Patienten mit Immunschwäche-Problemen, z. B. nach einer schweren Sepsis oder einer Knochenmarkstransplantation benötigt.

    Vorwiegend werden sie gar nicht mehr aus einer klassischen Vollblutspende gewonnen, sondern über eine Aphereseeinheit dem Spender direkt entnommen. Meist muss es dabei schnell gehen. "Wenn mich zum Beispiel Prof. Zintl aus der Kinderklinik anruft, weil er ein Thrombozytenkonzentrat für einen Knochenmarkspatienten benötigt, dann erhält er es binnen 36 Stunden." Das Transfusionsteam wählt dann aus seiner Kartei diejenigen Stammspender aus, deren immunologisches Blutprofil am besten mit dem des Empfängers übereinstimmt.

    Dazu ist eine aufwändige Labordiagnostik erforderlich, aber nur so kann eine Antikörper-Reaktion beim Patienten eingeschränkt oder sogar ganz vermieden werden. Ohnehin ließe sich für Blutplättchenkonzentrate nur bedingt ein Vorrat anlegen, denn die Präparate sind selbst unter kontrollierten Bedingungen nur fünf Tage haltbar.

    Neben der Serologie Überwachung werden grundsätzlich alle Präparate auf Hepatitis-C-Viren untersucht. Diese gentechnische Aufgabe nimmt derzeit das Institut für Medizinische Mikrobiologie in der Semmelweisstraße wahr. "Mit Prof. Straube und natürlich auch mit den Immunologen um Prof. Jäger werden wir künftig noch enger zusammenarbeiten", blickt Dagmar Barz voraus. Es sei Aufgabe der Transfusionsmedizin, die bestmöglichen Blutkonserven - immunologisch möglichst passgenau und nebenwirkungsarm - für den Patienten zu liefern und den behandelnden Ärzten die optimale Therapiewahl zu ermöglichen.

    Die Zeiten, als Krebspatienten mit besonders sensibler Immunantwort keine angemessene massive Chemotherapie erhalten konnten, weil nicht die erforderlichen Blutpräparate zur Verfügung standen, sind vorbei. "Das A und O ist eben eine ausgefeilte Antigen- und Antikörper-Diagnostik", so Barz.

    Die maximale Sicherheit für Spender und Patienten sieht sie als eine ethische Verpflichtung an. Dazu gehöre es auch, störende Restleukozyten aus zellulären Blutpräparaten - Erythrozyten und Thrombozyten - durch ein Spezialverfahren herauszufiltern. "Diese Depletion wollen wir in Kürze bei uns konsequent für alle einführen", so Barz, "das vermindert die Antikörper-Bildung beim Empfänger erheblich." Es entstehe nicht zuletzt auch ein spürbarer Kostenvorteil in der Klinik, wenn alle durch Restleukozyten bedingten Nebenwirkungen entfallen und die Patienten schneller genesen.

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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