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26.08.1999 10:10

Jenaer Uni-Herzzentrum schließt schmerzliche Versorgungslücke in Thüringen

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jena. (26.08.99) Auf rund 1.000 Operationen pro Jahr am neuen Herzzentrum des Uniklinkums Jena bereiten sich der neuberufene Spezialist Prof. Dr. Thorsten Wahlers und sein Team vor. Eine schmerzliche Versorgungslücke im Freistaat Thüringen wird mit dem Aufbau der neuen chirurgischen Abteilung geschlossen, die am 2. September ihre Einweihung feiert.

    Rund 1.250 Eingriffe am offenen Herzen jährlich verzeichnet die bundesweite Medizinstatistik auf eine Million Einwohner, die ca. 3.000 Operationen für Thüringer Patienten sind bislang nicht hinreichend durch Kliniken im Freistaat abgedeckt. Zudem mussten Patienten für schwierige Eingriffe wie Transplantationen, minimalinvasive, komplexe oder Kombinations-OPs in auswärtige Spezialkliniken verlegt werden. Nun gibt es endlich eine herzchirurgische Vollversorgung für Thüringen. Damit komplettiert Jena als letztes großes deutsches Uniklinikum sein chirurgisches Leistungsspektrum.

    Prof. Thorsten Wahlers, der zuletzt an der Medizinischen Hochschule Hannover arbeitete, freut sich insbesondere auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den neuen Kollegen. In Jena wird er mit der Organverpflanzung von Herz und Lungen das erfolgreiche Transplantationsprogramm von Leber, Niere und Knochenmark ergänzen. Gemeinsam mit Kardiologen, Anästhesisten, Internisten, Pneumologen und Thorax- und Gefäßchirurgen will er besondere Akzente auch in Forschung und Lehre setzen. "Wir können den Studenten nun den Patienten in seiner Gesamtheit vorstellen, nicht bloß als Summe fachspezifischer Probleme", erläutert der alerte Mediziner.

    In der Forschung will er sich auf die Verbesserung klinischer OP-Verfahren, etwa minimalinvasive Eingriffe, konzentrieren, die die Patienten geringer belasten, weniger künstliche Ersatzmaterialien verwenden und auch noch für Risikopatientengruppen eine Versorgung erschließen. Außerdem steht der Aufbau einer Klappen- und Gefäßbank sowie die Entwicklung von verbesserten Organkonservierungsverfahren auf seinem Programm.

    Mit der Ausstattung der neuen Abteilung ist Thorsten Wahlers sehr zufrieden. "In Thüringen ist wie überall das Geld sehr knapp", bemerkt er, "aber unsere Gerätetechnik ist auf dem neuesten Stand der modernen Entwicklung." Besonders in der Herzchirurgie sei der Technikeinfluss enorm, schildert Wahlers. Viele etablierte Kliniken hätten Probleme, mit den kurzen Innovationszyklen mitzuhalten. In Jena, wo auch alternative Bereitstellungs-, Wartungs- und Betriebskonzepte für die teure Medizin-Hightech umgesetzt wurden, muss er sich darüber jedoch auf absehbare Zeit keine Sorgen machen.

    Die Kernmannschaft mit sechs Ärzten, einem Kardiotechniker und einer Fachpflegekraft brachte Wahlers mit. Jedes OP-Team arbeite nur so gut wie das schwächste Glied in der Kette, so der Herzspezialist: "Unsere Thüringer Patienten müssen von Beginn an darauf vertrauen können, von einem erfahrenen und eingespielten Team operiert zu werden." Experimente am offenen Herzen könne sich niemand leisten. Zudem werde der Aufbau seiner Abteilung insgesamt zwischen 50 und 100 neue Arbeitsplätze in Thüringen schaffen, nicht nur unmittelbar in der Herzchirurgie, sondern auch in fachlich benachbarten Kliniken, im Pflege- und im Kardiotechnikbereich.

    Der Bedarf an herzchirurgischer Versorgung wird bundesweit weiter wachsen. Medizinstatistiker diagnostizieren jährliche Steigerungsraten zwischen zwei und fünf Prozent. "Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Lebenserwartung in Deutschland allgemein größer wird, und auch immer älteren Patienten mit einer Herz-OP noch eine lebenswerte Perspektive eröffnet werden kann", erläutert Wahlers, "andererseits nimmt der medizinische Fortschritt gerade in der jungen Fachdisziplin der Herzchirurgie fulminante Entwicklungssprünge. Wir können heute Patienten helfen, die noch vor zehn Jahren unweigerlich hätten sterben müssen." Dass die Menschen in Thüringen nun an diesem Fortschritt teilhaben, ist für Prof. Thorsten Wahlers eine Selbstverständlichkeit.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Thorsten Wahlers
    Herzchirurgische Abteilung im Uniklinikum Jena, Bachstraße 18
    Tel.: 03641/934801, Fax 934802



    Ad personam: Mit Herz und Hand in Jena

    Jena. (26.08.99) Nur zehn Minuten entfernt von seinem neuen Arbeits-platz hat Herzchirurg Prof. Dr. Thorsten Wahlers samt Familie Quartier bezogen. Eine rasche Übersiedelung von Hannover nach Jena hält ihm privat den Rücken frei für den Aufbau der neuen chirurgischen Abteilung, und seine beiden Söhne (9 u. 11) waren pünktlich zum Schuljahresbeginn vor Ort. Dass seine Frau einen gutdotierten Job in der niedersächsischen Landeshauptstadt aufgeben musste, nennt Wahlers eine "selbstverständliche persönliche Investition".

    Pioniergeist trieb den 41jährigen gebürtigen Schleswig-Holsteiner dazu, die Berufung ans Jenaer Uniklinikum anzunehmen: "Eine moderne Herzchirurgie von Grund auf neu aufzubauen, ist eine große Herausforderung." Er verschweigt nicht, dass dabei das Vorbild seiner akademischen Lehrer eine Rolle gespielt haben mag. Er hat noch bei Hans-Georg Borst studiert, der an der Medizinischen Hochschule Hannover die maßgeblichen Fundamente für diese junge chirurgische Disziplin gelegt hat. Außerdem wird Prof. Wahlers nach der Emeritierung von Prof. Martin Bartel die kommissarische Leitung der Thorax- und Gefäßchirurgie übernehmen.

    Wahlers studierte Humanmedizin in Bonn, Düsseldorf und Köln und promovierte 1983 mit einer Dissertation über Herzrhythmusstörungen. Die chirurgische Facharztausbildung absolvierte er dann in Hannover und schloss einen Auslandsaufenthalt am Harefield and National Heart Hospital in London bei dem international renommierten Herzspezialisten Prof. Sir Maghdi Yacoub an. Zurück an der Leine wurde Wahlers 1990 Oberarzt in der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und habilitierte sich 1992 mit einem Thema der Organkonservierung im Rahmen der Transplantation. 1996 wurde er apl. Professor und baute eine herzchirurgische Abteilung im Oststadtkrankenhaus Hannover auf. Beim Start in Jena wird ihm diese Erfahrung sicherlich nützen.

    Friedrich-Schiller-Universität
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Wolfgang Hirsch
    Fürstengraben 1
    07743 Jena
    Tel.: 03641/931031
    Fax: 03641/931032
    e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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