Große Erwartungen setzen viele Menschen in die klinische Forschung, von deren Ergebnissen sie Erfolge bei der Diagnose, Therapie und Vorbeugung bedrohlicher Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhoffen. Trotz weltweiter Forschungsanstren-gungen gelten viele Krankheiten noch immer als unheilbar. In diesem Zusammenhang wird in Deutschland, aber auch in anderen Ländern die Qualität der klinischen Forschung kritisiert. Schon vor mehr als zwanzig Jahren hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine erste Denkschrift zu diesem Thema vorgelegt. Seither konnten auf dem Gebiet der klinischen Forschung erhebliche Verbesserungen erreicht werden. In vielen Bereichen ist die Qualität der klinischen Forschung auch international konkurrenzfähig.
Nach wie vor aber gibt es Defizite, die auch auf typisch deutsche Forschungsstrukturen und -traditionen zurückzuführen sind. Diese Defizite zu analysieren und Vorschläge für eine weite-re Verbesserung der Situation der klinischen Forschung zu machen, hat sich die jetzt erschie-nene neue Denkschrift der DFG zur Aufgabe gemacht. Die Denkschrift kritisiert, in Deutsch-land mangele es an einer Institutionalisierung der klinischen Forschung. Dies äußere sich bei-spielsweise an einigen Universitätskliniken im Fehlen ausreichender Räumlichkeiten für die Forschung. Auch gebe es keine von klinischen Forschern geleitete eigenständige Einheiten, die sich ganz der klinischen Forschung widmen könnten. Selbst die Freistellung forschender Mediziner von der Krankenversorgung sei noch immer keine Selbstverständlichkeit.
Die DFG fordert in der Denkschrift nicht zusätzliches Forschungsgeld für die klinische For-schung, sondern unterstreicht, daß eine nicht angemessene Verteilung der vorhandenen Mittel zu den Defiziten führe. Sie fordert daher, die vorhandenen Mittel leistungsabhängig und nicht
nach dem Gießkannenprinzip zu vergeben. Forschungsmittel würden vielfach für "Pro-forma-Forschung" vergeben, das heißt für Promotion und Habilitation, die nicht der wissenschaftli-chen Ausbildung, sondern der beruflichen Qualifikation dienen. Dagegen fehle es an geeig-neten und zielgerichteten Maßnahmen, den wissenschaftlich interessierten Nachwuchs zu för-dern. Die DFG regt daher eine Trennung der beruflichen von der wissenschaftlichen Laufbahn bei Medizinern an.
Außerdem empfiehlt die Denkschrift forschungsfreundliche Strukturen an den Hochschulen, zum Beispiel die Bildung von Departments innerhalb der medizinischen Fakultät, in denen auch kleine, selbständige und hochspezialisierte Einheiten gebildet werden können. Des wei-teren wird für die Führung einer Klinik auch eine "Tandem-Lösung" diskutiert, bei der die Leitung von je einem Kliniker und einem Wissenschaftler übernommen wird.
Die Denkschrift richtet sich in erster Linie an die Universitäten und die medizinischen Fakul-täten, denn die Vorschläge zu einer effizienteren Struktur können nur an den Hochschulen selbst umgesetzt werden. Sie ist auch an die zuständigen Politiker in Bund und Ländern ge-richtet, mit deren Hilfe die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.
Die Denkschrift richtet sich auch an die DFG selbst, indem sie Vorschläge für geeignete För-derprogramme und Mechanismen in der Klinischen Medizin macht. Diese sind spezifisch ausgerichtet auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, eine der wichtigsten Aufgaben der DFG, und auf die Förderung von Strukturmaßnahmen, die zu einer leistungsab-hängigen Verteilung der Ressourcen beitragen soll.
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Denkschrift Klinische Forschung
Wiley-VCH Verlag, Weinheim 1999,
47 Seiten, 28,-- DM
Hinweis für Redaktionen:
Die Denkschrift Klinische Forschung kann im Pressereferat der Deutschen Forschungsge-meinschaft, Kennedyallee 40, 53175 Bonn, Tel.: 0228/885-2210, Fax: 0228/885-2180, ange-fordert werden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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