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27.08.1999 12:43

Weltkongreß in Heidelberg: Medizin und Internet

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Vom 19. bis 21. September 1999 - Experiment am Rande: Patienten, Internetexperten und Ärzte reden über das Thema "Internet-Recherche für Patienten" - Zeitalter der "Cybermedizin" schafft auch neue Probleme - Wie sollen Ärzte auf "überinformierte" Patienten reagieren?

    Am Samstag, 18. September 1999, wird am Rande des
    "Weltkongresses Medizin und Internet", der vom 19. bis 21. September im Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) stattfindet, ein Experiment gestartet: erstmals werden Patienten, Internetexperten und Ärzte zusammen über das Thema "Internet-Recherche für Patienten" reden und diskutieren. Die Veranstaltung wird von der Abteilung Klinische Sozialmedizin der Universität Heidelberg unter der Federführung von Dr. Gunther Eysenbach in Zusammenarbeit mit dem Krebsinformationsdienst des DKFZ (KID) sowie dem "Informationsnetz für Krebspatienten und ihre Angehörigen" (INKAnet) organisiert und von Glaxo-Wellcome unterstützt.

    Das Internet kann - wenn es richtig genutzt wird - Konsumenten und Patienten in die einmalige Lage versetzen, sich umfassend über ihre Erkrankung zu informieren, wobei Bürger dabei prinzipiell auf dieselbe "Wissensbasis" zurückgreifen können wie der Arzt.

    Daß Patienten zunehmend Informationen im Internet suchen, bekommt auch der Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum zu spüren. "Wir werden zunehmend mit Fragen konfrontiert wie 'Ich habe im Internet gelesen, daß x gegen y hilft' und sehen unsere Aufgabe jetzt auch als Lotse im elektronischen Informationsdschungel", berichtet Hilke Stamatiadis-Smidt, Leiterin des KID.

    Das Internet erlaubt außerdem die Vernetzung von Patienten untereinander in Selbsthilfegruppen und stärkt die Rolle des mündigen Patienten. Anja Forbriger, Begründerin des INKAnet, war selbst mit der Diagnose Krebs konfrontiert - und schöpfte erst nach ihrer "Vernetzung" mit anderen Betroffenen wieder neuen Lebensmut. "Ich habe geheult, so gerührt war ich, welche Hoffnung und Lebensgenuß! Und ich war nicht allein! Das sollten andere Patienten auch erleben dürfen!", begründet sie ihre Entscheidung, nach ihrer Heilung ein Informationsnetz für Krebspatienten im Internet aufzubauen.

    Auf der anderen Seite der Medaille ist die Qualität der Information im Internet höchst variabel. "Das Medium enthält auch unseriöse Desinformation und ist nicht völlig frei von Risiken und Nebenwirkungen", betont Dr. Gunther Eysenbach, Cybermedizinexperte an der Universität Heidelberg sowie Veranstalter der Mednet-Tagung, der mehrere wissenschaftliche Studien zu diesem Thema veröffentlicht hat. "Viele Ärzte können hier nur unzureichende Hilfestellungen geben, da sie oft mit dem Medium noch weniger vertraut sind als der Patient. Einige Ärzte sehen sich durch das Internet gar in ihrer Autorität untergraben und zucken zusammen, wenn der Patient mit Internetausdrucken in ihrer Praxis auftaucht. Zuweilen entsteht durch diesen Konflikt ein erheblicher Vertrauensverlust zwischen Patient und Arzt", berichtet der Wissenschaftler. Patienten wie Ärzte müßten daher erst lernen, mit dem neuen Medium umzugehen.

    In jedem Fall hat das Zeitalter der "Cybermedizin", das eine neue Dimension der patientenorientierten Medizin ermöglicht, aber auch neue Probleme schafft, umfassende und weitreichende Auswirkungen auf die Arzt-Patienten-Beziehung, die Qualität der Versorgung und auch das Gesundheitssystem. Wie sollen Patienten gegenüber ihrem Arzt auftreten, wenn Sie meinen, etwas im Internet gefunden zu haben, was von Bedeutung sein könnte? Wie sollen Ärzte auf den "überinformierten" Patienten oder den "Cyberhypochonder" reagieren? Wie reagieren sie nach Patientenerfahrungen in der Praxis tatsächlich? Was können beide Seiten tun, um ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis zu bewahren? Wie können die Wünsche und Präferenzen von Patienten und Konsumenten im Sinne der evidenz-basierten Medizin in Wissenschaft und praktische Medizin miteinbezogen werden? Wo finden Patienten zuverlässige Informationen im Internet, und wie können sie die Spreu vom Weizen trennen? Dies sind die Fragen, die Experten mit Betroffenen und Bürgern diskutieren wollen - beispielhaft am Thema Krebsinformation.

    Die Veranstaltung findet am Samstag, 18.9.1999, im Kommunikationszentrum des DKFZ statt. Im Anschluß an kostenlose Einführungsvorträge und die Paneldiskussion, zu der Patienten, Bürger und Mediziner eingeladen sind, finden zusätzliche Tutorien zur medizinischen Internet-Recherche statt (Voranmeldung notwendig). Weitere Informationen sind unter der Internet-Adresse http://yi.com/mednet99/patient.htm abrufbar oder bei der Abteilung Klinische Sozialmedizin der Universität Heidelberg, Tel. 06221 56 87 52, Fax 56 55 84 erhältlich.

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Gunther Eysenbach
    Universität Heidelberg
    Tel. ++49-(0)6221-56 88 97, ++49-(0)172-82 49 0 86
    Fax ++49-(0)6221-56 55 84
    http://yi.com/home/EysenbachGunther
    e-mail: ey@yi.com

    oder: Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


    Weitere Informationen:

    http://yi.com/home/EysenbachGunther


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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