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16.03.1999 00:00

Gutes Geld für gute Projekte

Dr. Werner Boder Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Volkswagen-Stiftung bewilligt 38,9 Millionen Mark für Wissenschaft und Technik

    Hannover (vws) Die Volkswagen-Stiftung in Hannover hat in diesem Jahr bereits rund 39 Millionen Mark an wissenschaftliche Institute im In- und Ausland bewilligt. Das Kuratorium der Stiftung hatte auf seiner ersten Sitzung Mitte März über zahlreiche Anträge zu entscheiden. Der Großteil wurde zu den Schwerpunkten und Programmen eingereicht, mit denen die Stiftung selbst immer wieder wissenschaftspolitische Initiativen ergreift. Auch für einige Vorhaben außerhalb dieser Förderinitiativen wurden Bewilligungen ausgesprochen; an solche Vorhaben werden besondere Anforderungen gestellt, was Originalität und Qualität betrifft.

    Da die Stiftung ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf wissenschaftliche Innovationen richtet, sondern immer auch die allgemeine Entwicklung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im Auge hat, ist es nur natürlich, daß in einer Zeit, in der internationale Beziehungen - nicht zuletzt unter dem Stichwort Globalisierung - eine besondere Rolle spielen, nicht wenige der geförderten Projekte internationalen Charakter haben. So ein von Prof. Dr. H. P. Blossfeld geplantes Vorhaben Lebensverläufe im Globalisierungsprozeß. Veränderungen im Bildungs-, Beschäftigungs- und Familiensystem moderner Gesellschaften, für das der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld 2,74 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden. Es soll untersucht werden, in welcher Weise der Globalisierungsprozeß, von dem weltweit vergleichbare Entwicklungen erwartet werden, sich in den einzelnen Gesellschaften doch länderspezifisch auf die Bildungs-, Berufs- und Familienverläufe der Individuen auswirkt.

    Die sozialwissenschaftliche Globalisierungsdebatte zeichnet mit der Betonung einer sich verschärfenden Kluft zwischen Globalisierungsgewinnern und Globalisierungsverlierern ein Bild der Polarisierung und Fragmentierung. Eine bisher zu wenig beleuchtete Gegentendenz geht davon aus, daß der aus der Globalisierung resultierende Problemdruck die Steuerungsfähigkeit der Staaten überfordert; im OECD-Raum wird versucht, Steuerungsfähigkeit dadurch zurückzugewinnen, daß Akteure aus der Gesellschaft und der Wirtschaft in politische Entscheidungen eingebunden werden. Der Preis dafür ist eine Enthierarchisierung der Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft. Möglicherweise ist dies auch außerhalb des OECD-Raumes so. Dieser Frage wird in einem Forschungsprojekt Globalisierung als Triebfeder einer weltweiten Angleichung von Mustern und Zielen politischer Steuerung? nachgegangen, für das die Volkswagen-Stiftung dem Institut für Politikwissenschaft (Prof. Dr. K. D. Wolf) der Technischen Universität Darmstadt in ihrem Schwerpunkt "Globale Strukturen und deren Steuerung" 476.700 Mark bewilligt hat.

    Für ein Projekt Deutsch-französische Kunstvermittlung im 19. und 20. Jahrhundert - Transfer und Rezeption - Brüche und Kontinuitäten werden außerhalb der Schwerpunkte und Programme dem 1997 gegründeten Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris (Gründungsdirektor Prof. Dr. Th. W. Gaehtgens) 642.000 Mark zur Verfügung gestellt. Die gegenwärtige Fachdiskussion in Frankreich über die zeitgenössische Kunst hebt die unterschiedlichen Traditionen deutscher und französischer Kunstauffassung hervor. Danach ist die deutsche Vorstellung von Kunst, Kunstwerk und Ästhetik theoretisch begründet, philosophisch orientiert, grüblerisch, modern in einem kämpferischen Sinne, während die französische Betrachtungsweise mehr Sinnlichkeit, Streben nach idealem Ausdruck und Traditionsbewußtsein kennzeichnet. Bisher fehlen grundlegende Arbeiten darüber, wie in beiden Ländern die Kunst des jeweiligen Nachbarlandes rezipiert wurde und wird.

    Wiederum außerhalb der Förderinitiativen hat das Kuratorium der Volkswagen-Stiftung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., München (Prof. Dr. H. Markl), und dem Weizmann Institute of Science, Rehovot (Prof. Dr. H. Harari), insgesamt 3 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Damit soll den beiden Institutionen ermöglicht werden, selbständige international zusammengesetzte Nachwuchsgruppen einzurichten. Das Instrument der selbständigen Nachwuchsgruppe hat sich sowohl innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft als auch im Programm "Nachwuchsgruppen an (deutschen) Universitäten" der Volkswagen-Stiftung bestens bewährt. Es gibt jungen hochqualifizierten Nachwuchswissenschaftlern die Chance, schon früh selbständig zu arbeiten und dabei auch in Führungs- und Leitungsfunktionen hineinzuwachsen. Durch die neue exemplarische Fördermaßnahme der Volkswagen-Stiftung kann dieses Modell nun auch im internationalen Kontext erprobt werden und wichtige Anstöße für eine künftige Förderung internationaler Nachwuchsgruppen erbringen - auch etwa innerhalb der EU.

    Von den zahlreichen weiteren Bewilligungen können hier nur einige wenige herausgegriffen werden. So wurde im Schwerpunkt "Konformationelle Kontrolle biomolekularer Funktionen" unter anderem über 1 Million Mark an die Abteilung Spektroskopie und Photochemische Kinetik (Dr. C. Seidel), die Abteilung Neurobiologie (Prof. Dr. R. Jahn) und die Arbeitsgruppe für theoretische molekulare Biophysik (Dr. H. Grubmüller) des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie, Göttingen, sowie an das Cell Biology and Biophysics Programme (Dr. E.-L. Florin) des EMBL - Europäisches Laboratorium für Molekularbiologie, Heidelberg, bewilligt. In dem Gemeinschaftsvorhaben geht es um die Bildung von biologischen Membranen. Dazu müssen zwei Phospholipid-Doppelschichten in wäßriger Umgebung zusammenschmelzen; dies kann nicht spontan erfolgen, da die Abstoßungsenergie zwischen den beiden Schichten sehr hoch ist. Besonders geeignet, diese abstoßenden Kräfte zu überwinden, sind Familien von kleinen Membranproteinen, die sogenannten SNAREs. Es gibt bereits ein breit akzeptiertes, allerdings noch nicht bewiesenes Modell, wie diese Proteine die Membranfusion initiieren. Ziel des Vorhabens ist es, dieses Modell in interdisziplinärem Vorgehen zu überprüfen.

    Für ein Projekt "Kinder- und Jugenddelinquenz im Spannungsfeld informeller und formeller Reaktionen insbesondere der Jugendhilfe" erhält das Institut für Sozialpädagogik (Prof. Dr. J. Münder) der Technischen Universität Berlin 751.200 Mark, für eine Untersuchung "Patientenaufklärung, Informationsbedürfnis und Informationspraxis in der Kinder- und Jugendpsychiatrie" erhalten die Medizinische Fakultät (Prof. Dr. J. Fegert) der Universität Rostock und der Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozeßrecht (Prof. Dr. Gabriele Wolfslast) der Universität Gießen insgesamt 541.700 Mark. Beide Bewilligungen erfolgten im Schwerpunkt "Recht und Verhalten: Entstehung, Wirkung und Fortentwicklung von Recht im Kontext menschlichen Verhaltens".

    Mit 800.800 Mark wird im Schwerpunkt "Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts: Strukturen, Erfahrungen, Überwindung und Vergleich" ein Vorhaben gefördert, das gemeinsam vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (Prof. Dr. Ch. Kleßmann, Prof. Dr. K. H. Jarausch) und vom Department of Germanic Languages (Prof. Dr. D. Pike) der University of North Carolina at Chapel Hill durchgeführt wird. Gegenstand des deutsch-russisch-amerikanischen Kooperationsvorhabens sind die "Befehlssammlungen" der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), die im Staatsarchiv der Russischen Föderation mit wenigen Ausnahmen vollständig überliefert sind und als "Konzentrat sowjetischer Besatzungspolitik" gelten können. Geplant ist die Erstellung einer CD-ROM-Edition, die alle Texte verfügbar macht und durch einen - deutsch- und russischsprachigen - Index erschließt; ergänzend ist die Herausgabe eines wissenschaftlichen Begleitbandes mit Beiträgen von Wissenschaftlern aller drei Länder vorgesehen.

    Für eine Untersuchung Biographische Hintergründe und Motivationen fremdenfeindlicher Gewalttäter werden im Schwerpunkt "Das Fremde und das Eigene - Probleme und Möglichkeiten interkulturellen Verstehens" dem Institut für Psychologie (Prof. Dr. W. Frindte und Dipl.-Psych. J. Neumann) der Universität Jena zusammen mit Dr. habil. K. Wahl und Dr. H. Willems vom Deutschen Jugendinstitut e.V., München, insgesamt 493.600 Mark zur Verfügung gestellt. Laut Verfassungsschutzbericht 1997 haben rechtsextremistische und fremdenfeindliche Gewalttaten in Deutschland erheblich zugenommen. Bisherige Untersuchungen zu den Gründen hierfür waren entweder statistisch umfassend, ließen aber nur ein oberflächliches Bild der Täter sichtbar werden, oder boten durch qualitative Studien Einsichten in die Komplexität der Einzelfälle, waren dann aber nicht in der Lage, die Vielfalt der unterschiedlichen Biographien, Motivationsprozesse und Tätertypen ausreichend zu beleuchten. In dem geförderten Vorhaben sollen nun beide Perspektiven miteinander kombiniert werden.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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