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04.11.2005 10:51

MHH ehrt heute 102 Doktoranden

Dr. Arnd Schweitzer Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Freundegesellschaft und VHV vergeben Preise und Stipendium

    Große Stunde für den medizinischen Nachwuchs: Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) lädt am Freitag, 4. November, zum elften Mal Doktoranden und deren Angehörige in den Hörsaal F zur Promotionsfeier. Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann wird die Urkunden für die erfolgreich beendeten Doktorarbeiten 93 jungen Ärztinnen und Ärzten, acht Zahnmedizinerinnen und Zahnmedizinern sowie einem Humanbiologen überreichen; acht von ihnen haben ihre Promotionen "mit Auszeichnung" abgeschlossen. Unter den 102 Doktorranden sind 53 Frauen und 49 Männer.

    Die beiden Promotionspreise gehen an Dr. med. Sina Maren Coldewey, MHH-Abteilung Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, und an Dr. med. Marc Schröder, MHH-Abteilung Transfusionsmedizin. Die Auszeichnungen sind mit je 2.500 Euro dotiert und werden von der Gesellschaft der Freunde der Medizinischen Hochschule Hannover e. V. vergeben - wie auch das mit 12.500 Euro dotierte Hannelore-Munke-Forschungs-Stipendium zur Förderung der Krebsforschung. Stipendiatin ist Dr. med. Andreas Meyer, MHH-Abteilung Strahlentherapie und spezielle Onkologie. Die Freundesgesellschaft verleiht den mit 2.500 Euro dotierten Promotionspreis Tumorforschung an Dr. rer. nat. Cornelia Rudolph aus der MHH-Abteilung Zell- und Molekularpathologie.

    Der mit 10.000 Euro dotierte Sir Hans Krebs-Preis geht an sieben Forscher der Arbeitsgruppe Experimentelle Zelltherapie der MHH-Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie sowie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf: Professor Dr. Christopher Baum, Olga S. Kustikova (PhD), Dr. rer. nat. Nils von Neuhoff, Zhixiong Li (MD), Dr. med. vet. Ute Modlich (PhD), Dr. rer. nat. Boris Fehse und Min Yang (BA of Medcine). Den Preis überreicht Frank Hilbert, Vorstandssprecher Leben der VHV-Gruppe, die den Preis gestiftet hat, gemeinsam mit dem MHH-Präsidenten Professor Bitter-Suermann.

    Promotionspreise

    Gefährlichen Darmbakterien auf der Spur - wie bewältigen EHEC Stress?

    Dr. med. Sina Coldewey konnte mit ihrer Doktorarbeit neue Erkenntnisse über den Lebensmittel-Erreger EHEC gewinnen. Enterohämorrhagische Escherichia coli - kurz EHEC genannt - sind eine gefährliche Variante des harmlosen Darmbewohners E. coli und werden meist mit kontaminierter Nahrung aufgenommen. EHEC verursachen einerseits harmlose Durchfälle, können andererseits aber auch zu blutigen Darmentzündungen führen, die in schweren Fällen von Nierenversagen und Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems begleitet sind. Dieser lebensbedrohliche Krankheitsverlauf wird als hämolytisch-urämisches Syndrom bezeichnet und betrifft fast ausschließlich Kinder. Mit sehr niedrigen pH-Werten bietet der Magen eine der unwirtlichsten Umgebungen des menschlichen Körpers, denen sich EHEC bei der Aufnahme durch den Mund innerhalb von Augenblicken anpassen müssen. Da schon 100 bis 1.000 Bakterien für eine Infektion ausreichen, wird deutlich, wie wichtig Säureresistenz als Virulenzfaktor von EHEC ist. Bei E. coli und verwandten Darmbakterien sieht man den so genannten alternativen Faktor Sigma S, kodiert durch das rpoS-Gen, als einen Masterregulator der Stressbewältigung an, zum Beispiel wenn es darum geht, den niedrigen pH-Wert im Magen zu überleben. Die molekulargenetischen Arbeiten konnten einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der komplexen Funktion von Sigma S bei EHEC leisten. Die Ergebnisse belegen seine zentrale Rolle bei der Regulation der Stressabwehr enterohämorrhagischer E. coli. Darüber hinaus konnte Dr. Coldewey zeigten, dass der von der Stammsammlung ATCC vertriebene Klon des sequenzierten Prototyp-EHEC-Stamms EDL 933 ein defektes rpoS-Gen trägt. Diese Information ist für alle von großer Bedeutung, die mit diesem Isolat Experimente planen.

    Gen-Allelen auf der Spur - Risikomarker für Magenlymphom

    Dr. med. Marc Schröder erforschte den bislang nicht ausreichend beschriebenen MICB-Genort und überprüfte seine Ergebnisse in einer Studie anhand des Erbguts (DANN) von Patienten mit einer bestimmten Lymphomerkrankung des Magens. Das MICB-Gen ist Teil eines beim Menschen HLA (Human Leukocyte Antigen) genannten Komplexes. Es kodiert ein Molekül, das bei verschiedenen Infektions- und Tumorerkrankungen vermehrt gebildet wird und krankheitsbedingt veränderte Zellen markiert. Spezielle Zellen des Immunsystems sind dann in der Lage, die MICB-Markierung zu erkennen und die dazugehörigen Zellen zu eliminieren. Da die MICB-Gene individuell verschieden sind, entscheidet die Variante dieses Gens, auch Allel genannt, über die Stärke der Immunantwort. In der Arbeit konnten Dr. Schröder mit molekulargenetischen Typisierungsmethoden acht neue MICB-Allele beschreiben. Zudem konnten er die Mechanismen nachvollziehen, wie im Laufe der Evolution verschiedene MICB-Allele entstanden sind. Im Hinblick auf das Magenlymphom identifizierte Dr. Schröder bestimmte MICB-Allele als Risikomarker. Auch für die Transplantationsmedizin ist die Untersuchung relevant, da die Berücksichtigung der verschiedenen MICB Allele bei der Spender-/Empfängerauswahl für Knochenmark- und Organtransplantationen eine wichtige Rolle spielen kann.


    Hannelore-Munke-Forschungs-Stipendium

    Reparaturgenen auf der Spur - Bestrahlung bei Prostatakarzinom

    Dr. med. Andreas Meyer will mit seiner Arbeit die Strahlentherapie des Prostatakarzinoms noch sicherer machen. Neben der radikalen Operation wird in der MHH-Abteilung Strahlentherapie und spezielle Onkologie in enger Kooperation mit der Urologie seit fünf Jahren eine weitere effektive Behandlungsmethode angeboten: die Bestrahlung des frühen Prostatakarzinoms mit Hilfe von winzigen radioaktiven Stiften, die dem Patienten eingepflanzt werden - der so genannten Seed-Implantation. Die Strahlung zerstört den Tumor von innen. In den meisten Fällen vertragen die Patienten diese Therapie mit den punktuell und dauernd strahlenden Stiften langfristig gut. Vereinzelt können Patienten aber erhöhte strahlenbedingte Nebenwirkungen entwickeln, die einen genetisch bedingten Hintergrund haben können. Treten Schäden am Erbgut einer gesunden Zelle, der DNA, auf, werden sie normalerweise von so genannten DNA-Reparaturproteinen behoben. Ist dieser Reparaturmechanismus genetisch bedingt eingeschränkt, können bei einer Strahlentherapie vermehrt Nebenwirkungen die Folge sein. In Tumorzellen dagegen sind gestörte Reparaturprozesse sogar erwünscht, da die therapeutische Wirkung der Bestrahlung auf diese Weise gesteigert werden kann. In dem Forschungsprojekt Will Dr. Meyer bei mehr als 300 Prostatakarzinom-Patienten bestimmte DNA-Reparaturgene analysieren und mit der Wirkung und Verträglichkeit der Seed-Implantation vergleichen.

    Promotionspreis Tumorforschung

    Chromosomalen Veränderungen auf der Spur - wie beeinflussen sie die Krebsentstehung?

    Dr. rer. nat. Cornelia Rudolph untersuchte in ihrer Doktorarbeit das Verhalten von Chromosomen während der Entwicklung und des Wachsens eines Tumors. Das gesamte Erbgut eines Individuums ist auf bestimmte Untereinheiten im Zellkern verteilt, die Chromosomen. In den Untersuchungen hat Dr. Rudolph mit der so genannten spektralen Karyotypisierung (SKY) eine neue Methode genutzt, mit der chromosomale Veränderungen präzise identifiziert werden können. Aus diesen Ergebnissen können Hinweise auf die Lokalisation von Genen abgeleitet werden, die in der Krebsentstehung und -progression eine entscheidende Rolle spielen. Zudem hat Dr. Rudolph erstmals experimentell nachgewiesen, wodurch es bei der so genannten Suizidgentherapie zu Resistenzen kommen kann: Ein bestimmtes Chromosom geht verloren und damit die Information eines in die Krebszelle eingeschleusten Gens, das eigentlich den Zelltod auslösen soll. Dr. Rudolph konnte erstmals auch an Mäusen zeigen, dass nach einem Gentransfer eine chromosomale Instabilität in Tumorzellen ausgelöst werden kann, die erklären könnte, warum sich nach einer Gentherapie Leukämien entwickeln. Diese Arbeiten tragen wesentlich zum Verständnis bei, wie Veränderungen der Chromosomen die Krebsentstehung beeinflussen.


    Sir Hans Krebs-Preis 2005

    Genmarkern auf der Spur - Stammzellen reagieren auf Markierungstechnik

    Professor Dr. Christopher Baum und sechs weitere Forscher der Arbeitsgruppe Experimentelle Zelltherapie der MHH-Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie sowie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) werden mit dem Preis geehrt. Seit Jahren werden Blutstammzellen genetisch markiert, um so die Stammzellbiologie zu erforschen. Die Idee dahinter: Eine markierte Stammzelle kann auch nach Monaten oder sogar Jahren anhand einer stabilen, vererbbaren Veränderung in ihren Chromosomen wieder aufgespürt werden. Das erlaubt dann Rückschlüsse auf die Lebenserwartung der Stammzelle wie auch die Funktion ihrer Nachkommen im Körper. Die Arbeit zeigt, dass die derzeit verwendete Technik der Genmarkierung deutliche Auswirkungen auf das Verhalten der Stammzellen hat, da es zur Änderung der Aktivität wichtiger Gene kommen kann. Mithin gilt das aus der Quantenphysik bekannte Heisenberg'sche Unschärfeprinzip auch in der Biologie: Die Messapparatur kann den Messgegenstand nachhaltig beeinflussen. Die Bedeutung der Arbeit geht aber über die methodische Kritik an früheren Arbeiten weit hinaus: Sie zeigt auch, dass die Genmarkierung dazu führt, Gene zu entdecken, die das Langzeitüberleben von Stammzellen ohne bösartige Entartung gewährleisten können. Die Identifikation solcher Stammzellgene eröffnet neue Perspektiven für den Einsatz adulter Stammzellen in der regenerativen Medizin. Der Erfolg ist auch ein Ausdruck einer erfolgreichen, langjährigen Kooperation verschiedener MHH-Abteilungen mit dem UKE.

    ____________________________________________________________________

    Zeitablauf der MHH-Promotionsfeier am Freitag, 4. November 2005, Hörsaal F

    15.15 Uhr Musikalische Einleitung (MHH-Chor)

    15.20 Uhr Begrüßung durch MHH-Präsident Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann

    15.30 Uhr Verleihung der Promotionspreise der Gesellschaft der Freunde der MHH

    (überreicht durch MHH-Forschungsdekan Professor Dr. Karl Welte und Professor Dr. Hartmut Küppers, Vorsitzender der Freundegesellschaft)

    Verleihung des Hannelore-Munke-Forschungs-Stipendiums

    (überreicht durch Professor Dr. Arnold Ganser, Vorsitzender des MHH-Tumorzentrums, und Professor Dr. Hartmut Küppers, Vorsitzender der Freundegesellschaft)

    Verleihung des Promotionspreises Tumorforschung

    (überreicht durch Professor Dr. Arnold Ganser, Vorsitzender des MHH-Tumorzentrums, und Professor Dr. Hartmut Küppers, Vorsitzender der Freundegesellschaft)

    15.45 Uhr Persönliche Aushändigung der Promotionsurkunden durch Professor Dr. Bitter-Suermann

    16.30 Uhr Verleihung des Sir Hans Krebs-Preises

    (überreicht durch Professor Dr. Bitter-Suermann und Frank Hilbert, Vorstandssprecher Leben der VHV-Gruppe)

    16.40 Uhr Abschluss

    16.45 Uhr Musikalischer Ausklang (MHH-Chor)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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