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07.11.2005 11:45

Die "Schätze von Qatna" in Syrien werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Die "Schätze von Qatna" in Syrien werden erstmals der
    Öffentlichkeit präsentiert

    Sensationelle archäologische Funde der Universität Tübingen werden in Damaskus ausgestellt

    Die Ausstellung "Schätze von Qatna" wird am heutigen 7. November im Nationalmuseum von Damaskus durch die Gattin des syrischen Staatspräsidenten Assad eröffnet. Zum ersten Mal kann die Öffentlichkeit die archäologischen Schätze bewundern, die Tübinger Wissen-schaftler im Sommer 2002 in Syrien entdeckten. Syrische Regierungsmitglieder, Botschafter ausländischer Staaten und die an der Entdeckung beteiligten Archäologen aus Tübingen, Damaskus und Udine werden an der feierlichen Zeremonie teilnehmen.

    Das archäologische Team des Altorientalischen Seminars der Universität Tübingen, dessen Grabungen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt werden, machte 2002 überraschend einen sensationellen Fund: die Kanzlei der Könige und die königliche Grabanlage in der altsyrischen Metropole Qatna. Es ist das erste ungeplünderte Königsgrab der Könige Altsyriens, die zeitgleich zu den ägyptischen Pharaonen und den Herrschern Assyriens und Babyloniens große Teile des Alten Vorderen Orients beherrschten. Die Entdeckung der Grabanlage sorgte weltweit für großes Aufsehen.

    Eigentlich war das Tübinger Archäologenteam in Syrien unter der Leitung von Peter Pfälzner mit der Ausgrabung eines Palastes aus der Bronzezeit beschäftigt. Der Palast stammt aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend und gehörte den Königen von Qatna. Die altsyrische Großstadt Qatna befindet sich unter dem heutigen Dorf Mischrife in der Provinz Homs, etwa 180 Kilometer nördlich von Damaskus. Die Palastanlage war bereits siebzig Jahre vorher von einem französischen Forscher entdeckt und ausgegraben worden. Daher hatten die Tübinger Archäologen mit keiner allzu wertvollen Entdeckung gerechnet. Umso größer war die Überraschung, als das Team auf die königliche Kanzlei und die Grabanlage stieß.

    Annähernd 2000 Fundstücke mussten restauriert, fotografiert, analysiert und ausgewertet werden. An den naturwissenschaftlichen Analysen waren neben den Tübinger Forschern auch die Universitäten Köln, Giessen, Basel, Bristol und Philadelphia sowie Institute in Lyon und Athen beteiligt. Die endgültige wissenschaftliche Auswertung wird voraussichtlich noch einige Jahre dauern. Die aufwendigen Dokumentationsaufgaben konnten aber in diesem Jahr fast abgeschlossen werden.

    Die syrische Antikendirektion bezeichnete den Fund der Tübinger als den archäologisch bedeutsamsten im letzten Vierteljahrhundert. Für Syrien, dessen internationaler Ruf in letzter Zeit immer wieder politisch belastet wurde, sind die entdeckten "Schätze" nicht nur ein Symbol eigener kultureller Identität. Vielmehr sind die Entdeckungen von Qatna auch ein internationales Aushängeschild, das die Bedeutung des reichen syrischen Kulturerbes unterstreicht.

    Nach zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen bereiteten das Tübinger Archäologenteam, die Antikendirektion Syriens und Archäologen der italienischen Universität Udine schließlich eine Ausstellung über das alte Qatna vor. Zunächst wurden die Fundstücke in einem restaurierten mittelalterlichen Stadtpalast in Homs präsentiert. In der syrischen Bevölkerung stieß die Ausstellung aber auf so großes Interesse, dass die syrische Regierung beschloss, die archäologischen Schätze im Nationalmuseum von Damaskus zu zeigen.

    Später werden die Stücke auch ins Ausland reisen. Das weltberühmte New Yorker Metropolitan Museum hat bereits sein Interesse angemeldet und eine Ausstellungserlaubnis beantragt. Diese kulturelle Anfrage weckt in den Zeiten des "Kalten Krieges" zwischen den USA und Syrien natürlich auch die Hoffnung, dass die Kultur eine Brücke der Verständigung schlagen kann. Voraussichtlich im Jahr 2008 werden die Funde aus Qatna in New York zu sehen sein. Wann es eine Ausstellung in Deutschland geben wird ist aber noch unklar.

    Wer nicht gerade nach Damaskus reisen will, um die "Schätze von Qatna" zu bewundern, muss aber dennoch nicht ganz auf die kulturelle Sensation verzichten. Das ZDF strahlt am 20. November um 19.30 Uhr im Magazin "Terra X" eine Fernsehdokumentation mit dem Titel "Flammen über Qatna. Ein versunkener Palast in Syrien" aus. Der 45-minütige Beitrag wurde vom ZDF in Auftrag gegeben und unter der wissenschaftlichen Beratung der Tübinger Archäologen hergestellt.

    Für Nachfragen:
    Prof. Dr. Peter Pfälzner
    Altorientalisches Seminar
    Tel.: (07071) 29-76771
    Fax: (07071) 29-5056
    peter.pfaelzner@uni-tuebingen.de

    Bildmaterial ist einzusehen unter: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/index.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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