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10.11.2005 11:41

Jeder zweite Augsburger Erstklässler hat Migrationshintergrund

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Ergebnisse aus Augsburger Pädagogik-Projekten zu Fragen interkultureller Erziehung und geschlechtsspezifischer Sozialisation
    ---

    Jeder zweite Erstklässler in Augsburg hat einen Migrationshintergrund. Die Situation an Augsburgs Grundschulen ist damit typisch großstädtisch. Dies ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts "Sozialisation und Akkulturation in Erfahrungsräumen von Kindern mit Migrationshintergrund - Schule und Familie" (SOKKE), das derzeit in der Arbeitsgruppe der Augsburger Pädagogin Dr. Leonie Herwartz-Emden läuft. Amtliche Statistiken der Schulbehörden geben die Zusammensetzung der Klassen nach Aussage von Herwartz-Emden verzerrt wieder, da sie nur Kinder ohne deutsche Staatsbürgerschaft erfassen. Das wären in Augsburg etwa 30 Prozent. Insbesondere Aussiedlerkinder fallen dabei durchs Raster.

    PROBLEME INSBESONDERE IN DEUTSCH UND MATHEMATIK

    In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt geht es insbesondere um die Frage, welchen Schulerfolg Kinder mit Migrationshintergrund in der Grundschule erzielen. Dazu wurden Daten von 532 Kindern aus 24 Klassen an neun Grundschulen ausgewertet. Wie die Projektmitarbeiterinnen Julia Landgraf und Yvonne Aumüller sagten, deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass die Leistungen von Migrantenkindern in Deutsch und Mathematik unterdurchschnittlich sind, wenn Deutsch in der Familie nicht die vorherrschende Sprache ist. In Mathematik haben die Schüler besonders mit Textaufgaben Probleme. Allerdings kommen die Schüler selbst dann, wenn in der Familie Deutsch gesprochen wird, im Fach Deutsch nicht an die Leistungen von einheimischen Schülern heran.

    EVANGELISCHE TRÄGER BEI INTERKULTURELLER VORSCHULERZIEHUNG FÜHREND

    Im Forschungsprojekt "Interkulturelle Erziehungs- und Sprachförderkonzepte im Elementarbereich" (IKO) wird derzeit untersucht, wie die Konzepte von Kindergärten und Kindertagesstätten zur Sprachförderung und zur interkulturellen Erziehung aussehen. Die Befragung von 76 Augsburger Einrichtungen ergab, dass evangelische Träger deutlich mehr tun als katholische und die Stadt. Laut Herwartz-Emden ist die evangelische Kirche länger und stärker in der Migrationsarbeit engagiert als die katholische. Den Zahlen ist außerdem zu entnehmen, dass Sprachförderangebote im Vorschulbereich mit dem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund zunehmen. Steigt der Anteil jedoch über 75 Prozent, gehen die Bemühungen um Sprachförderung laut Mitarbeiterin Michaela Hopf wieder zurück. Vermutlich sind die Erzieherinnen dann damit überfordert.

    POSITIVERES ERLEBEN DES UNTERRICHTS IN REINEN MÄDCHENSCHULEN

    Erste Ergebnisse liegen auch in einem dritten Forschungsprojekt vor, das sich mit Augsburger Mädchenschulen beschäftigt. Diese Schulform ist deutschlandweit inzwischen fast nur noch in Bayern verbreitet. Die pädagogische Forschung zu Vor- und Nachteilen monoedukativer Bildung im Vergleich zur Koedukation ist laut Herwartz-Emden widersprüchlich. Die bisherigen Ergebnisse des Projekts "Schulkultur, Geschlechtersegregation und Mädchensozialisation ? die Augsburger Mädchenschulen" (DIAM) deuten darauf hin, dass Mädchen hier vom unterstützenden Umfeld profitieren, bessere Schulleistungen erbringen und sich beruflich breiter orientieren. Wie die Doktorandin Kathrin Bauer sagte, sind vor allem die besseren Noten im eigentlich männlich konnotierten Fach Physik auffällig. Allgemein wird der Unterricht positiver erlebt. Durch biografische Interviews wird derzeit untersucht, wie Frauen den Besuch einer Mädchenschule im Nachhinein beurteilen.

    Die drei Forschungsprojekte SOKKE, IKO und DIAM wurden kürzlich im Dienstagskolloquium des Augsburger Zentralinstituts für Didaktische Forschung und Lehre (ZDFL) erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das ZDFL-Kolloquium dient insbesondere dem Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und pädagogischer Praxis.
    _________________________________________

    ANSPRECHPARTNERIN:
    Prof. Dr. Leonie-Herwartz-Emden, Telefon 0821/598-5604, leonie.herwartz-emden@phil.uni-augsburg.de

    ZU DEN PROJEKTEN:
    http://www.philso.uni-augsburg.de/de/lehrstuehle/paedagogik/paed3/forschung/lauf...

    ZUM ZDFL:
    http://www.uni-augsburg.de/de/institute/ZdFL/


    Bilder

    Die geschlechtsspezifische Sozialisation in der Kindheit und interkulturell-vergleichende Fragestellungen mit einem Schwerpunkt in der Migrationsforschung prägen das Forschungsinteresse der Augsburger Pädagogin Leonie Herwartz-Emden.
    Die geschlechtsspezifische Sozialisation in der Kindheit und interkulturell-vergleichende Fragestell ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die geschlechtsspezifische Sozialisation in der Kindheit und interkulturell-vergleichende Fragestellungen mit einem Schwerpunkt in der Migrationsforschung prägen das Forschungsinteresse der Augsburger Pädagogin Leonie Herwartz-Emden.


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