Die am 27. August 1999 eröffnete Wahlbörse des Sonderforschungsbereiches 373 der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt- Universität zu Berlin lieferte bereits nach kurzer Zeit eine erste Wahlprognose. Die Wahlboerse, welche von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität und dem Graduiertenkolleg "Das Neues Europa" in Zusammenarbeit mit der Berliner Zeitung und der Berliner Volksbank durchgeführt wird, sieht am 31. August 1999 um 16.00 Uhr die CDU mit 38,7% in Führung vor der SPD mit 23%, der PDS mit 16,13% und B90/Grüne mit 12,25%. Die FDP würde nach dieser ersten Prognose den Ein-zug in das Abgeortnetenhaus mit 3,98% verfehlen. Auf die sonstigen zur Wahl antretenden Parteien entfallen nach den ersten Marktvorhersagen 7,4% der Stimmen. Da die Summe der einzelnen Aktien über 100% ergibt, ist damit zu rechnen, dass der im Moment überbewertete Markt in den nächsten Tagen noch leichte Verluste hinnehmen muss.
Die Wahlprognose kommt durch den Handel mit Aktien der verschiedenen Parteien zustande. Hierbei nutzt der einzelne Händler alle Informationen, die er aus seinem Umfeld über die einzelnen Parteien erhalten kann. Ungleich einer Umfrage, bei der nur die persönliche politische Auffassung eines Befragten eingeht, sind es hier also eine Vielzahl von Meinungen, die sich in der Handlung des Teilnehmenden ausdrücken. Der Theorie solcher Märkte folgend, sollte schon eine sehr geringe Anzahl an Marktteilnehmern zu einem effizienten Marktergebnis, also in diesem Fall einer möglichst genauen Vorhersage des Wahlergebnisses gelangen.
Bisher haben sich bereits über 170 Personen für den virtuellen Aktienhandel registrieren lassen. Um die Aussagekraft der wissenschaftlichen Untersuchung zu verbessern, hoffen die beteiligten Veranstalter jedoch auf weitere Anmeldungen. Die Wahlprognose des Marktes dürfte allerdings bereits mit der bereits erreichten Teilnehmerzahl als zuverlässig angesehen werden. Die Anmeldung und Teilnahme ist jederzeit unter der Internetadresse http://wahlboerse-berlin.de möglich.
Das Neue an dem Wahlmarkt zu den Abgeortnetenhauswahlen ist, dass versucht werden soll, auch die Reaktion des Marktes auf verschiedene politische Ereignisse zu untersuchen. Hierzu bietet sich diese Wahl geradezu ideal an. Durch die im Vorfeld der Wahl stattfindenden vier Landtags- bzw. Kommunalwahlen bietet sich eine gute Gelegenheit, die Reaktion des Marktes auf die Ergebnisse dieser Wahlen zu ermitteln. Da in Berlin zusätzlich lokalpolitische Ereignisse eine Rolle spielen, hoffen die an diesem Projekt beteiligten Sozialwissenschaftler Aussagen darüber treffen zu können, inwieweit der Markt durch landespolitische oder aber durch bundespolitische Themen beeinflusst wird.
Begründer der Idee waren Wissenschaftler der Universität Iowa/USA, die Wahlmärkte erstmals einsetzten, um das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl 1988 vorherzusagen. Dies gelang ihnen mit erstaunlichem Erfolg: Der Wahlsieg von George Bush über Michael Dukakis konnte bis auf die Stelle hinter dem Komma genau vorhergesagt werden. In Deutschland werden Wahlmärkte wis-senschaftlich durch die German Election Market Workgroup - einer Arbeitsgruppe von Forschern ver-schiedener Universitäten - untersucht. Auch hier mit Erfolg: So konnte der Wahlmarkt zu den Landtags-wahlen in Hessen das Wahlergebnis besser als die meisten Meinungsforschungsinstitute vorhersagen.
Kontakt: Jan Hansen, jan.hansen@rz.hu-berlin.de , Telefon: 030 - 29 00 19 84, Fax: 2093-5704, Stichwort: Wahlbörse
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Informationstechnik, Politik, Recht, Wirtschaft
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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