idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.09.1999 13:44

Mehr Arzneimittelsicherheit für Kinder!

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Nur etwa 20 Prozent der auf dem Markt befindlichen Arzneimittel sind für Kinder geprüft und zugelassen. Dies betrifft besonders die Früh- und Neugeborenen, bei denen vor allem auf der Intensivstation über 90 Prozent der Arzneimittel ohne genaue Dosierungsempfehlung, ohne Warnung vor unerwünschten Arzneimittelwirkungen, ohne Angaben über mögliche Arzneimittelinteraktionen und vor allem auch ohne kindgerechte Darreichungsform von Seiten des Arzneimittelhersteller zur Anwendung kommen.

    Dieser Sachverhalt trifft für alle westlichen medizinisch hochentwickelten Länder zu, wie Prof. Dr. Hannsjörg Seyberth, Leiter der Universitäts-Kinderklinik in Marburg, und Vorsitzender der Komm. Arzneimittelsicherheit der DGKJ, in seinem Eingangsreferat zum 8. Europäischen Workshop über Neugeborenenmedizin vom 02. bis 04. September 1999 in Magdeburg feststellte. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sondern sie unterscheiden sich von diesen ganz wesentlich im Aufbau und in der Funktion des Körpers. Werden diese entwicklungsbedingten Besonderheiten der Früh- und Neugeborenen nicht berücksichtigt, kam es bereits in der Vergangenheit zu schwerwiegenden und teilweise lebensbedrohenden Arzneimittelschäden. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin sowie die Deutsche Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin unter der Präsidentschaft von Prof. Dr. Gerhard Jorch, Leiter der Universitäts-Kinderklinik Magdeburg, fordern daher - wie andere ausländische Fachgesellschaften in Europa und Nordamerika - daß Arzneimittel, die in den kritischen Entwicklungsphasen des Neugeborenen, des Kleinkindes, des Schulkindes und des Jugendlichen eingesetzt werden, auch in diesen Entwicklungsstadien des Kindes nach international gültigen Richtlinien geprüft werden. Neben der Verträglichkeit spielt auch die Wirksamkeit eine ganz entscheidende Rolle, damit es zu gerechtfertigt ist, diese Behandlungen zu empfehlen. Die häufig durchgeführten unkontrollierten Heilversuche können keineswegs sorgfältig geplante Arzneimittel-Prüfstudien ersetzen.

    Die amerikanische (FDA), die europäische (EMEA) und die deutsche Zulassungsbehörde (BfArM) haben sich diesen Forderungen der kinderärztlichen Fachgesellschaften angeschlossen. In den USA geht man unter dem Motto "better drugs for children" noch einen Schritt weiter und unterstreicht diese Forderung durch das zusätzliche Angebot an die Arzneimittelhersteller, ihnen für die finanziell nicht attraktiven Arzneimittelprüfungen bei Kindern patentrechtliche Vergünstigungen einzuräumen. Dies könnte auch den Europäern den Weg weisen, denn bereits nach Inkrafttreten dieser Vergünstigung vor 18 Monaten ist es zu einer verstärkten Prüftätigkeit in speziell hierfür ausgewiesenen Kinderkliniken, die in einem Netzwerk zusammenarbeiten, in den USA gekommen. Diesem Vorbild folgend, hat sich im November 1997 in Paris eine Gruppe von Kinderärzten und klinischen Pharmakologen zu dem European Network of Drug Investigation in Children (ENDIC) zusammengeschlossen, wie in einem Brief im Lancet im Mai d. J. mitgeteilt wurde. Auch in Deutschland besteht seit Anfang d. J. eine Projektgruppe für Arzneimittelprüfungen bei Kindern, die durch die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und durch die Arbeitsgemeinschaft für Angewandte Humanpharmakologie getragen wird. Es ist zu hoffen, daß sich dieser Initiative in Deutschland auch die Arzneimittelhersteller, Kostenträger und die beiden Bundesministerien für Gesundheit und Bildung und Forschung anschließen werden.

    Ansprechpartner bei Rückfragen:
    - Tagungspräsident Prof. Dr. Gerhard Jorch, Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,
    Tel. 0391- 67 17000 oder Funktel. 0172- 387 0016,
    e-mail: gerhard.jorch@medizin.uni-magdeburg.de
    - Prof. Dr. Hannsjörg Seyberth, Vorsitzender der Kommission für Arzneimittelsicherheit im Kindesalter der DGKJ, Zentrum für Kinderheilkunde der Philipps-Universität Marburg, Deutschhausstraße 12, 35033 Marburg,
    Telefon: 06421-28-66225, Telefax: 06421-28-68956,
    E-mail: seyberth@mailer.uni-marburg.de und


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).