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06.09.1999 11:34

Astronomen beobachteten gigantische Sterneruption

Klaus Tornier Abteilung 2
Universität Hamburg

    Sensationelle Entdeckung eines Hamburger und eines Noordwijker Wissenschaftlers

    Beim Beobachten des Doppelsterns Algol mit dem italienischen Röntgensatelliten "BeppoSAX" stießen Prof. Dr. Jürgen Schmitt von der zur Universität gehörenden Hamburger Sternwarte und Dr. Fabio Favata vom European Space Research and Technology Center (ESTEC) in Noordwijk/Niederlande auf einen gewaltigen Strahlungsausbruch ("Flare"). Insgesamt schleuderte der Stern in diesem Ausbruch allein im Röntgenbereich eine Energie von 4x10^23 Kilowattstunden ins All - das Vieltausendfache der Energie, die bei Strahlungsausbrüchen auf unserer Sonne frei wird. Diese Energie entspricht der innerhalb von 230 000 Jahren von der Erde absorbierten Sonnenenergie. Damit zählt diese Eruption zu den heftigsten, die jemals bei einem Stern beobachtet wurden.

    Das für die Astronomen Sensationelle ist jedoch etwas anderes: Der insgesamt etwa zwei Tage dauernde Ausbruch schien für ein paar Stunden sozusagen "auszusetzen" - tatsächlich, so zeigt die Analyse von Prof. Schmitt und Dr. Favata, verschwand er hinter dem im Röntgenbereich dunklen Hauptstern des Doppelsystems. Das ist eine große Überraschung! Bisher vermuteten die Astronomen, dass derartige Riesen-Eruptionen ihre Ursache in Veränderungen des Gesamt-Magnetfeldes eines Doppelsterns haben und nicht, wie bei den kleineren Flares der Sonne, in Umgruppierungen der Feldlinien des lokalen Magnetfeldes eines Sterns. Die Algol-Beobachtungen von Schmitt und Favata zeigen jedoch, dass der Ausbruch in einer relativ kleinen Region über einem der Pole des leuchtschwächeren Algol-Sterns stattfand. Damit ähneln die gewaltigen Ausbrüche den Sonneneruptionen offenbar mehr, als die Himmelsforscher bislang geglaubt haben.
    Algol, der zweithellste Stern in der Konstellation Perseus, ist ein sogenannter "Bedeckungsveränderlicher". Bereits seit dem 17. Jahrhundert ist bekannt, dass er seine Helligkeit regelmäßig ändert. 1783 erkannte John Goodricke den Grund für das Phänomen: Algol besteht tatsächlich aus zwei Sternen, die sich gegenseitig alle zwei Tage und 22 Stunden umkreisen. Die Bahnebene der beiden Sterne liegt dabei so, dass, von der Erde aus betrachtet, jeweils ein Stern vor dem anderen vorüberzieht. Dadurch verringert sich die Gesamthelligkeit des Doppelsterns, dessen beide Komponenten selbst mit großen Fernrohren nicht getrennt zu sehen sind.

    Die Entdeckung der Astrophysiker aus Hamburg und Noordwijk bedeutet, dass die Astronomen in aller Welt noch einmal darüber nachdenken müssen, welche physikalischen Effekte diese Riesenausbrüche verursachen.
    Unter der Überschrift "Continuous heating of a giant X-ray flare on Algol" schildern die beiden Wissenschaftler ihre Beobachtungen in der neuesten Ausgabe der englischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" (2. 9. 1999).

    Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Schmitt
    E-Mail: jschmitt@hs.uni-hamburg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.hs.uni-hamburg.de/german/persons/schmitt/nerv3 html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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