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06.09.1999 11:56

Ausstellung: Chanson und Vaudeville - Singen und Kommunikation im 18. und 19. Jahrhundert

Claudia Brettar Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Chanson und Vaudeville:
    Geselliges Singen und unterhaltende Kommunikation
    im 18. und 19. Jahrhundert
    Ausstellungseröffnung: 29.9.1999, 17.30 im Foyer der SULB (Campus Saarbrücken, Gebäude 3)
    Dauer: 29.9.-30.10.1999

    Die Gattungen des Chanson und des Vaudeville hatten im Frankreich des 18. und 19. Jahrhundert eine gesellschaftliche und musikalische Bedeutung, der sich niemand entziehen konnte. Allein die Verbreitung in den unterschiedlichsten Formen: vom Handzettel bis zum kunstvoll eingebundenen Folianten, sorgte für eine über die sozialen Grenzen reichende Wirkung.

    Die Liedgattung, die u.a. für die Kommunikation in allen gesellschaftlichen Bereichen und im populären Theater zur Verfügung stand, war das witzig-satirische Vaudeville, das in allen gesellschaftlichen Bereichen verbreitet war.
    Das Singen gehörte zu den täglich geübten gemeinsamen Äußerungen der Menschen. Im Alltagsleben diente es der Moral- und der politischen Kritik, als Tafel-, Trink- und Liebeslied. Weit verbreitet war das gemeinsame Singen am Ende eines Mahls. Im pädagogischen Bereich wurden z.B. Cantiques (geistliche Lieder) und Fabeln nicht nur verwendet, um das Singen zu erlernen, sondern dienten zugleich der moralischen Ertüchtigung und der Gemeinschaftsbildung. Im politischen Leben, besonders in Krisenzeiten, bedienten sich alle politischen Lager des Liedes als Kampf- und Propaganda-Instrument, so u.a. während der Fronde und der Französischen Revolution, da große Bevölkerungsteile nicht alphabetisiert waren, man sie aber für die eigenen Ziele gewinnen und emotionalisieren wollte. Die wechselnde Geschichte von Chanson und Vaudeville bewegt sich in dem weiten Spektrum von trivialer Unterhaltung bis zum engagierten politischen Kampf und zum selbstreflektiven Prolog oder zur Schlußmoral eines Theaterstücks. Der Wert der einzelnen Stücke ist ganz unterschiedlich zu bemessen. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, daß die ganze Breite der Möglichkeiten ihre Berechtigung hat.

    Die Erforschung des Vaudeville und des Chanson wurde lange Zeit vernachlässigt, da man diese Gattungen im niederen Bereich kultureller Aktivitäten angesiedelt und mit Phänomenen verbunden sah, mit denen man sich nicht auseinandersetzen wollte. Daß viele Stücke aus dem Bereich des - wenn auch mehrheitlich populären - Musiktheaters stammten, und sie im religiösen Brauchtum, in der Musikpädagogik und in der Schule eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten, wurde ebenso ignoriert wie die Tatsache, daß Chanson und Vaudeville nicht nur in Frankreich, sondern auch in der Frankophonie und darüber hinaus in anderen Ländern bekannt waren und gepflegt wurden.
    Die Stiftung Volkswagen unterstützte drei Jahre lang ein Forschungsprojekt, in dessen Rahmen eine Datenbank der Timbres wichtiger Textkorpora des 18. Jahrhunderts erstellt und die Funktionsweisen der Gattung untersucht wurden.
    Mit dem Begriff Timbre wird eine Melodie oder Weise und die mit ihr verbundene Textierung evoziert, auf die ein aktueller neugedichteter Text gesungen wird. Da der ursprüngliche Text bekannt ist und mit den Melodien selbst ein Affekt verbunden ist, ergibt sich zusammen mit dem parodierten Text ein neues intertextuelles Sinngefüge.
    Menschen aller Bevölkerungsschichten, aber auch professionelle Theaterleute und Chansonniers einschließlich des berühmtesten Chansonniers des 19. Jahrhunderts, Béranger, bedienten sich der Timbres bis zu der Zeit, als Frédéric Bérat und Pierre Dupont im 19. Jahrhundert begannen, die Verse und eine originale Musik zu komponieren und damit dem modernen Chanson den Weg zu bahnen.

    In der Ausstellung werden sowohl handschriftliche Chansonniers als auch Drucke aus der Zeit vor und während der Französischen Revolution gezeigt. Wertvoll eingebundene und illustrierte Texte und Noten werden neben Handzetteln, Chanson-Zeitschriften, und originalen Graphiken (Porträts, Titellithographien etc.) ausgestellt. Die großen Vorbilder des 18. Jahrhunderts: Favart, Collé, Panard und Laujon werden ebenso präsentiert wie im 19. Jahrhundert der große Meister des Chansons, Pierre Jean de Béranger, oder Pierre Dupont, der von Baudelaire sehr geschätzt wurde.

    Zur Ausstellungseröffnung erscheint ein Aufsatzband gleichen Titels in der Schriftenreihe der SULB, der von Professor Herbert Schneider herausgegeben wird. Er ist im Röhrig Universitätsverlag erschienen und für DM 64,- käuflich erhältlich.

    Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Frau Dr. Christine Hohnschopp
    Telefon (0681) 302-2073
    Telefax (0681) 302-2796
    E-Mail c.hohnschopp@rz.uni-saarland.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-sb.de/z-einr/ub/News/aus-23/Welcome.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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