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15.11.2005 14:54

Japan: Reiseführer und Knigge für Frauen aus der Edo-Zeit

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    In der Edo-Zeit (1603 - 1868) erstarkte in Japan das Bürgertum. Damit einher ging ein wahrer Boom im Buchdruck, denn die Nachfrage nach Lesestoff war groß. Im Holzblockdruck hergestellte Werke aus dieser Epoche sind bis 30. Dezember in der Würzburger Universitätsbibliothek am Hubland zu sehen.

    Präsentiert wird die Ausstellung vom Lehrstuhl für Japanologie gemeinsam mit der Unibibliothek. Sie informiert zum einen über die bereits stark kommerzialisierte Buchproduktion im Japan der Edo-Zeit. Die Buchfabrikanten schnitzten damals den Text aus Holzplatten heraus, gaben schwarze Tusche darauf und bedruckten damit Papier, das aus der faserigen Rinde von Maulbeerbäumen hergestellt wurde.

    Die Ausstellung zeigt rund 30 Bücher aus dem Besitz des Japanologischen Seminars der Uni Frankfurt. Belletristik ist darunter, aber auch Sachbücher und spezielle Frauenbildungsbücher sind mit dabei. Letztere machen wie ein Knigge deutlich, was man damals von Damen aus besserem Hause erwartete, erklärt der Würzburger Japanologe Stephan Köhn. Neben moralischen Anweisungen, etwa zum Verhalten von Nicht-Verheirateten, geben diese Bücher auch handfeste Haushaltstipps zum Wäsche waschen oder zum korrekten Verfassen von Briefen.

    Unter den ausgestellten Sachbüchern finden sich Kochbücher und Rechenbücher für Händler, aber auch Reise- und Stadtführer für den Touristen der Edo-Zeit. Köhn zieht hier einen Vergleich zur heutigen Buchreihe "Lonely Planet", denn auch die Reiseführer von damals waren sehr praxisnah. Sie informierten die Leser zum Beispiel detailliert über Übernachtungsmöglichkeiten und Reisekosten.

    Besonders reich bebildert ist ein dreibändiges Werk, dessen Autor ein Erdbeben des Jahres 1855 beschreibt. Die bunten Zeichnungen zu diesem Katastrophenbericht zeigen brennende Orte und zerstörte Straßenzüge, aber auch kuriose Dinge wie ein zusammengestürztes Bordell, in dessen Ruinen halbnackte Damen zu sehen sind.

    Die ausgestellten Bücher haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie gehören zu einer Sammlung, die 1982 zufällig in den Kellerräumen der Japanologie in Frankfurt gefunden wurde. Japanreisende, Kunstliebhaber und Sammler hatten diese Bücher vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts dem damaligen China-Institut der Stadt Frankfurt geschenkt. Zu Beginn der 1960er-Jahre kamen die Werke in den Besitz der Universität, gerieten dort aber in Vergessenheit. Nach ihrer Wiederentdeckung wuchs die zunächst 70 Bücher umfassende Sammlung durch Zukäufe auf einhundert Titel an. Sie stellt heute einen repräsentativen Querschnitt durch die japanische Buchkultur der Edo-Zeit dar.

    Die Ausstellung in der Würzburger Unibibliothek ist bis 30. Dezember im Foyer im ersten Stock zu sehen. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8.30 bis 21.00 Uhr, Samstag von 9.00 bis 18.00 Uhr. Vom 27. bis 30. Dezember ist die Bibliothek von 8.30 bis 18.00 Uhr offen.


    Bilder

    Protagonisten eines japanischen Liebesromans aus den 1840er-Jahren.
    Protagonisten eines japanischen Liebesromans aus den 1840er-Jahren.
    Repro: Stephan Köhn
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    Durch ein Erdbeben im Jahr 1855 zerstörtes Bordell in Edo (Tokyo). Die Abbildung stammt aus einem Buch von 1856, das über die Katastrophe berichtet.
    Durch ein Erdbeben im Jahr 1855 zerstörtes Bordell in Edo (Tokyo). Die Abbildung stammt aus einem Bu ...
    Repro: Stephan Köhn
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Protagonisten eines japanischen Liebesromans aus den 1840er-Jahren.


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    Durch ein Erdbeben im Jahr 1855 zerstörtes Bordell in Edo (Tokyo). Die Abbildung stammt aus einem Buch von 1856, das über die Katastrophe berichtet.


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