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15.11.2005 14:59

Würzburger Theologie an zwei europäischen Projekten beteiligt

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Während sich die Politik mit dem Prozess der Europäisierung schwer tut, sind in der Wissenschaft europaweite Netzwerke auf dem Vormarsch - auch in der Theologie. Die Europäische Union (EU) fördert zwei neue Forschungsprojekte, an denen Professor Hans-Georg Ziebertz von der Uni Würzburg beteiligt ist.

    Zum einen unterstützt die EU das Projekt "Welfare and Values in Europe (WAVE)" mit insgesamt 1,5 Millionen Euro. Beteiligt sind Wissenschaftler von zwölf Universitäten in Europa. Ihr gemeinsames Ziel ist es, den Einfluss von Religion auf Wertstrukturen in den europäischen Gesellschaften zu erforschen, insbesondere auf Solidarität und sozialen Zusammenhalt.

    Traditionell sei die Religion ein "Brunnen für Wertorientierungen, soziale Einstellungen und Gesellschaftsordnungen" gewesen, so Ziebertz. Das Christentum habe in Europa bis zur Neuzeit das Weltbild geprägt, aber sein Einfluss sei geschwunden. Es gebe zu Recht Vorbehalte gegenüber zu viel Einfluss der Religion. "Der islamische Gottesstaat ist ein negatives Beispiel, das nicht modernitätstauglich ist, mit der Vorstellung von einem freiheitlichen Rechtsstaat nichts gemein hat", sagt der Würzburger Theologe. Aber auch in Bezug auf das Christentum müsse man anerkennen, dass Religion nicht immer nur ein Segen gewesen sei.

    Auf der anderen Seite könne die konstruktive Rolle etwa der christlichen Religionen in Europa nicht übersehen werden. In vielen europäischen Gesellschaften tragen die Kirchen noch heute ganz wesentlich das Sozial- und Erziehungssystem mit. Zugleich seien Prozesse wirksam, die in ganz Europa Religion mehr und mehr zur Privatsache machen.

    Ziebertz: "Daher taucht die Frage auf, in welchem Maße Religion zur Begründung von gesellschaftlicher Solidarität und Wertordnungen insgesamt in Anspruch genommen wird und in welchem Umfang Angehörige von Religionen ein privatisiertes oder öffentliches Verständnis von Religion haben." Wie kann eine mit der modernen Welt verträgliche Rolle der Religionen aussehen? Hierzu will das Projekt WAVE nicht nur die Großkirchen, sondern auch Minderheitsreligionen untersuchen. Die Würzburger Theologen treffen derzeit Vorbereitungen für eine empirische Erhebung. Die Daten sollen dann europaweit zusammengetragen und veröffentlicht werden.

    Das zweite Projekt läuft im Rahmen des Sokrates/Erasmus-Programms der EU. Es soll der universitären Lehre in der Theologie und Religionswissenschaft im multikulturellen Europa einen Impuls geben ("Teaching Religion in a multicultural Europe").

    Hintergrund: Die bislang nicht verabschiedete Verfassung Europas beginnt mit dem Hinweis, dass die universalen Werte Europas wesentlich auf das kulturell-religiöse Erbe zurückgehen, welches Menschenrechte, Freiheit, Würde der Person, Demokratie und Gleichheit begründet. Laut Ziebertz versteht die Theologie diesen Hinweis als Auftrag, nach einer zeitgemäßen Fortschreibung der religiösen Grundlagen der modernen Gesellschaften zu suchen.

    Dazu wollen 50 Wissenschaftler aus 25 Ländern in drei Abteilungen theologische Lehrmodule entwickeln, die der multireligiösen Situation in Europa gerecht werden. Professor Ziebertz leitet die erste Abteilung, in der bildungstheoretische Grundlagen erarbeitet werden. Die zweite Abteilung konzentriert sich auf das Thema Religion und Konflikt, die dritte auf Religion und soziales Leben.

    Während des auf drei Jahre angelegten Projekts wollen die Wissenschaftler die erarbeiteten Module auf eigenen Kongressen diskutieren. Die EU fördert das Projekt mit 750.000 Euro. Ziebertz, der dem Steuerungskomitee angehört, ist mit beiden neuen Projekten höchst zufrieden: "Unser Bestreben der Internationalisierung geht voran. Das ist gut für die Theologie in Würzburg".

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Hans-Georg Ziebertz, T (0931) 888-4839, Fax (0931) 888-4840, E-Mail:
    hg.ziebertz@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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