Lübecker Mediziner sind den Ursachen von Schlafstörungen auf der Spur
Blinde Menschen haben fast immer Schlafstörungen. Vermuteter Grund: ihr Tag-Nacht-Rhythmus funktioniert nicht, weil ihr Nerven- und Hormonsystem keine Informationen über Licht und Dunkelheit erhält. Dadurch unterbleibt der abendliche Anstieg des Hormons Melatonin im Blut, der bei Einsetzen der Dunkelheit für die nötige Bettschwere sorgt.
Aufgrund früherer Forschungsergebnisse vermutet die Klinische Forschergruppe Neuroendokrinologie der Medizinischen Universität zu Lübeck unter Leitung von Prof. Dr. rer. soc. Jan Born außerdem, dass durch den gestörten Tag- und Nachtrhythmus im Schlaf zuviel Stresshormone ausgeschüttet werden (u. a. Cortisol). Ein erholsamer Schlaf ist dann unmöglich.
Die Neuroendokrinologische Arbeitsgruppe führt deshalb zur Zeit mit finanzieller Unterstützung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und des Deutschen Blindenverbandes e.V. eine Studie an 15 Blinden durch. Diese erhalten das Hormon Melatonin als "Schlafmittel". Neben dem Schlafverhalten wird bei den Versuchspersonen auch die Stresshormonausschüttung untersucht.
Sollte sich bewahrheiten, dass sich mit Hilfe des Melatonins der Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert und die Ausschüttung von Stresshormonen abnimmt, wäre damit nicht nur vielen Blinden geholfen. Auch Schichtarbeiter oder Fernreisende mit Schlafstörungen aufgrund eines gestörten Tagesrhythmus könnten von den neuen Erkenntnissen profitieren.
Die Untersuchungen an der Lübecker Universität werden fächerübergreifend zusammen mit Internisten und Physiologen durchgeführt. Außer Prof. Born sind daran Prof. Dr. med. Horst Lorenz Fehm, Prof. Dr. med. Wolfgang Jelkmann, Dr. med. Rüdiger Smolnik und Prof. Dr. med. Günther Joseph Wiedemann beteiligt.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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