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18.11.2005 10:06

Von intelligenten Autos bis zum Schutz vor Herzinfarkt

Dr. Eva-Maria Streier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

    DFG bewilligt zwölf neue Sonderforschungsbereiche

    Nr. 77
    18. November 2005

    Zum 1. Januar 2006 richtet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zwölf neue Sonderforschungsbereiche (SFB) ein. Das Themenspektrum der Projekte reicht von intelligenten Sicherheitssystemen für Autos über nicht-staatliche Regierungsmodelle bis hin zu Präventionsmethoden bei Nierenversagen oder Herzinfarkt. Zusätzlich wurden neue SFB/Nachwuchsgruppen und SFB/Transferbereiche bewilligt: Nachwuchsgruppen sollen die Selbstständigkeit von jungen Wissenschaftlern unterstützen. Transferbereiche helfen, durch Kooperation mit der Wirtschaft Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen.

    Darüber hinaus wurden 35 Sonderforschungsbereiche für eine weitere Förderperiode bewilligt. Mit den neu bewilligten Projekten fördert die DFG insgesamt 270 Sonderforschungsbereiche, darunter 24 SFB/Transregios, also Sonderforschungsbereiche an mehreren Standorten. Die Fördersumme für 2006 beläuft sich auf insgesamt rund 377 Millionen Euro.

    Die neuen Sonderforschungsbereiche im Einzelnen:

    Freie Universität Berlin
    Viele Länder, die vormals Kolonien waren, haben heute mit dem Problem des Staatszerfalls zu kämpfen. Anstatt gewählter Regierungen streiten sich Rebellenführer um die Macht auf Kosten des Wohlergehens und der Sicherheit der Bürger. Was sind hier die Ursachen und wie können sich Regierungen behaupten? Diesen Fragen geht der Sonderforschungsbereich "Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: Neue Formen des Regierens" nach. In Berlin, Potsdam und Florenz hinterfragen Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaftler sowie Juristen, politische Ökonomen und Historiker die traditionellen Formen des Regierens. Eines ihrer Ziele ist, neue Handlungskonzepte zu entwickeln, die sowohl die Zusammenarbeit von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren als auch die grenzüberschreitende Kooperation berücksichtigen. (Sprecher: Prof. Thomas Risse)

    Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
    Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Molekulare Mechanismen und chemische Modulation der lokalen Immunregulation" analysieren Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Köln und Düsseldorf Abwehrmechanismen des Körpers gegen Krankheitserreger. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen kleine Moleküle, die am Ort der Krankheit freigesetzt werden, die Bekämpfung regulieren und sogar Zellen des Immunsystems anlocken können. Sie sorgen so für eine Feinabstimmung der Immunabwehr. Für die klinische Praxis erhoffen sich die Forscher eine Verbesserung von Behandlungsmethoden, etwa bei Allergien oder Entzündungen. (Sprecher: Prof. Waldemar Kolanus)

    Technische Universität Chemnitz
    Im Zentrum des Sonderforschungsbereichs "Hochfeste aluminiumbasierte Leichtbauwerkstoffe für Sicherheitsbauteile" stehen die Entwicklung, Herstellung und Einsatzanalyse neuer Materialien auf Aluminiumbasis, die für unterschiedliche Bauteile genutzt werden können, wie zum Beispiel Schiffschrauben oder Sicherheitsösen. Dabei wollen die Wissenschaftler der TU Chemnitz gemeinsam mit dem dortigen Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik nach neuen Wegen suchen, die hochfesten Leichtbauwerkstoffe in anderen industriellen Produktionszweigen zu nutzen. Es sollen neuartige Verarbeitungsprozesse entwickelt werden, um die Langlebigkeit der Materialien zu steigern und die hohen Anforderungen an Sicherheitsbauteile zu gewährleisten. (Sprecher: Prof. Bernhard Wielage)

    Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
    Moderne Automobile sind mit einer Vielzahl mechanischer und elektronischer Funktionen ausgestattet, die immer komplexer zusammenwirken. Der Sonderforschungsbereich "Integration elektronischer Komponenten in mobile Systeme" möchte Methoden erarbeiten, welche die Produktion solcher "intelligenter" Komponenten und deren Einbau in das Auto direkt am Wirkungsort ermöglichen. Hierbei streben die Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg an, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie sowie de Bayerischen Laserzentrum (beide Erlangen) die Elektronik zu vereinfachen und gleichzeitig ihre Zuverlässigkeit zu steigern. (Sprecher: Prof. Albert Weckenmann)

    Universität Hamburg
    Die Entdeckung der Nanotechnologie und die damit verbundene Betrachtung von minimalsten Größenordnungen hat die Wissenschaft vor neue Fragen über die Wirkungsweise des Magnetismus gestellt. Diesen will der Sonderforschungsbereich "Magnetismus vom Einzelatom zur Nanostruktur" nachgehen. Die Wissenschaftler an den Universitäten Hamburg und Kiel sowie am GKSS Forschungszentrum Geesthacht studieren dabei das magnetische Verhalten von Atomen, Molekülen und Nanoteilchen. Die Erkenntnisse sollen unter anderem klären, inwieweit die magnetische Eigenschaft kleinster Teilchen für neue Formen der Datenspeicherung genutzt werden kann. (Sprecher: Prof. Roland Wiesendanger)

    Universität Karlsruhe
    Ein utopisch anmutendes Szenario: Ein Auto erkennt eine Unfallgefahr und reagiert sofort ohne Eingreifen des Fahrers auf die Situation. Was momentan noch nicht realisierbar scheint, ist Ziel des SFB/Transregios "Kognitive Automobile". In Karlsruhe und München untersuchen Ingenieure und Informatiker Methoden im Bereich der maschinellen Wahrnehmung, die als Grundlage für sinnvolles maschinelles Handeln dienen können. Beispielsweise werden Fahrzeuge befähigt, eine komplexe Situation im Straßenverkehr richtig einzuschätzen und sich angemessen zu verhalten. Dabei sollen sie sowohl zu individuellem als auch zu kooperativem Wahrnehmen und Handeln fähig sein. "Kognitive Automobile" sind sicherer, fahren ökonomischer und können damit für die deutsche Automobilindustrie langfristig einen technologischen Vorsprung im internationalen Wettbewerb schaffen. (Sprecher: Prof. Christoph Stiller)

    Universität zu Köln
    In der Evolution passen sich Lebewesen auf vielfältige Art und Weise an eine neue Umgebung an. Die Fähigkeit zur Veränderung, Anpassung und Innovation scheint genetisch bedingt zu sein. Der Sonderforschungsbereich "Molekulare Grundlagen evolutionärer Innovationen" will nun konkrete Beweise für diese Vermutung liefern. Die Wissenschaftler der Universität zu Köln planen gemeinsam mit ihren Kollegen von der Universität Rotterdam, der New York University und dem Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln, empirische Feldstudien und umfassende bioinformatische Datenanalysen. Somit soll nicht nur die Verbindung zwischen genetischer Information und der Fähigkeit zur Anpassung hergestellt, sondern auch die Vielgestaltigkeit des Lebens besser erklärbar werden. (Sprecher: Prof. Diethard Tautz)

    Ludwig-Maximilians-Universität München
    Die stetig steigende Zahl krebskranker Menschen macht es dringend erforderlich, die Früherkennung und die Therapien bei Tumorerkrankungen zu verbessern. Im Sonderforschungsbereich "Molekulare Mechanismen der normalen und malignen Hämatopoese" steht deshalb die normale und die krankhafte Zellentwicklung bei der Blutbildung im Zentrum der Untersuchungen. Die Wissenschaftler aus München wollen die gewonnenen Erkenntnisse über die allgemeinen Mechanismen der Blutzellenentwicklung mittelfristig zur Entwicklung neuer Therapieansätze für eine effektivere Behandlung von Leukämien einsetzen. (Sprecher: Prof. Wolfgang Hiddemann)

    Universität Regensburg
    In Deutschland leiden derzeit etwa drei Millionen Menschen an einer Nierenerkrankung. Die Bandbreite der Behandlungsmöglichkeiten ist jedoch noch nicht umfassend ausgeschöpft. Der Sonderforschungsbereich "Strukturelle, physiologische und molekulare Grundlagen der Nierenfunktion" will diesem Defizit beikommen. Ziel ist es zunächst, Mechanismen und Abläufe in der Niere zu erforschen, die für das Verständnis von krankhaften Veränderungen des Körpers und der damit einhergehenden Veränderung von Körperfunktionen relevant sind. Analysen mit Patienten sollen im Anschluss klären, welche Ergebnisse in der klinischen Praxis erfolgreich Anwendung finden können. (Sprecher: Prof. Armin Kurtz)

    Universität Regensburg
    Bislang nutzte die Elektrotechnik fast ausschließlich die Ladung von Elektronen, um Schaltkreise oder Bauelemente zu konstruieren. Die so genannte Spin-Eigenschaft der Teilchen, die den Magnetismus verursacht, blieb hingegen unbeachtet. Jüngste Untersuchungen haben nun ergeben, dass die Spinelektronik ein großes Nutzungspotenzial für die Industrie bereithält. Im Sonderforschungsbereich "Spinphänomene in reduzierten Dimensionen" wollen Wissenschaftler aus Regensburg, München und Würzburg die Anwendungsmöglichkeiten der Spin-Eigenschaft unterschiedlicher Materialklassen auf der Nanometerskala ausloten. (Sprecher: Prof. Dieter Weiss)

    Universität Stuttgart
    Die umfassende Erforschung der Nutzbarmachung von Sauerstoff durch Katalyse steht im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs "Katalytische Selektivoxidationen von C-H-Bindungen mit molekularem Sauerstoff". Unter Katalyse verstehen Naturwissenschaftler die Durchführung einer chemischen Reaktion, bei der ein zusätzlicher Stoff, der so genannte Katalysator, den Prozess maßgeblich beschleunigt, ohne dabei verbraucht zu werden. Die Chemiker, Verfahrenstechniker, Mikrobiologen, Physiologen und Biotechnologen der Universitäten Stuttgart und Hohenheim wollen insbesondere Sauerstoff als Reagenz für Oxidationsprozesse von organischen Stoffen nutzbar machen und dafür ein molekulares Bild der Katalyse erarbeiten. (Sprecher: Prof. Sabine Laschat)

    Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
    Bei der Durchblutung von Organen, aber auch bei der Heilung von Erkrankungen des Herzens und der Gefäße, spielen Wechselwirkungen zwischen einzelnen Zellen im Blutkreislauf des Menschen eine zentrale Rolle. Trotzdem sind die Grundlagen dieser Interaktionen noch nicht ausreichend erforscht. Der Würzburger Sonderforschungsbereich "Mechanismen und Bildgebung von Zell-Zell-Wechselwirkungen im kardiovaskulären System" will diese Lücke schließen. Ziel der beteiligten Biochemiker, Zellbiologen, Radiologen, Pharmakologen, Physiker und Neurologen ist es, neue diagnostische und therapeutische Ansätze zur Behandlung, etwa von Herzinfarkten und Schlaganfällen, zu entwickeln (Sprecher: Prof. Ulrich Walter)

    Nähere Informationen erteilt Dr. Klaus Wehrberger (Leiter der Gruppe Sonderforschungsbereiche), Tel.: (0228) 885-2355, E-Mail: Klaus.Wehrberger@dfg.de.
    Mehr zu den Sonderforschungsbereichen der DFG unter www.dfg.de/sfb/.


    Weitere Informationen:

    http://www.dfg.de/sfb/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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