Walter-Clawiter-Preis für Dr. med. Sven Waßmann
Für neue Erkenntnisse in der Bluthochdruck-Forschung hat Dr. med. Sven Waßmann (Klinik für Innere Medizin III des Universitätsklinikums des Saarlandes) den Walter-Clawiter-Preis für das Jahr 2004 erhalten. Verliehen wurde der Preis kürzlich von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Rahmen der Promotionsfeier der Medizinischen Fakultät.
Waßmann konnte in experimentellen Arbeiten und anschließend in klinischen Therapiestudien nachweisen, dass Cholesterin senkende Medikamente - die so genannten Statine - auch bei Patienten mit Bluthochdruck ohne Fettstoffwechselstörung zu einer Verringerung von freien Sauerstoffradikalen in der Gefäßwand und zu einer verbesserten Gefäßfunktion führen. Sie wirken bei dieser Patientengruppe arteriosklerotischen Gefäßveränderungen entgegen und senken das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Unter Arteriosklerose - auch bekannt als Arterienverkalkung oder Gefäßentzündung - versteht man eine Veränderung der Blutgefäße, die über viele Jahre entsteht und im Frühstadium zunächst unerkannt verläuft. Diese schleichende Schädigung der innersten Schicht der arteriellen Blutgefäße fängt mit der "endothelialen Dysfunktion" an. Die Endothelzellen, die die Gefäßwand auskleiden, verändern sich. Die Gefäße lagern immer mehr Fett ein, verkalken, entzünden sich, verlieren ihre Elastizität und der Gefäßdurchmesser verengt sich. Die Folge: Das Blut kann nicht mehr ungehindert fließen. Sind die Herzkranzgefäße betroffen, besteht auch ohne Vorliegen von Gefäßverengungen ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte. Neben hohem Cholesterin gilt auch der Bluthochdruck als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung der Arteriosklerose. Besonders der Hochdruck führt häufig zur Ausbildung einer schweren endothelialen Dysfunktion. Eine vermehrte Produktion freier Sauerstoffradikale in der Gefäßwand, so genannter oxidativer Stress, ist hierbei ausschlaggebend. Im Übermaß schädigen diese gesunde Zellen wie die Endothelzellen.
Medikamente aus der Klasse der HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren - so genannte Statine - bewirken bei Patienten mit Fettstoffwechselstörungen eine Senkung der Cholesterinspiegel und haben bei diesen Patienten auch einen positiven Einfluss auf die Gefäßinnenwände. Dr. Waßmann hat nun untersucht, ob Statine auch einen Einfluss auf die endotheliale Dysfunktion bei Patienten mit Bluthochdruck aber ohne Fettstoffwechselstörung haben. Ihn haben vor allem die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen interessiert.
Im Tiermodell konnte Dr. Waßmann zeigen, dass die Behandlung mit einem Statin zu einer deutlichen Verbesserung der endothelialen Dysfunktion und zu einer Senkung des Blutdrucks führte. In Zellkulturversuchen hat er mit Hilfe molekularbiologischer Methoden nachgewiesen, dass Statine eine Verminderung von oxidativem Stress und eine verstärkte Freisetzung von gefäßschützendem Stickstoffmonoxid (NO) in der Gefäßwand bewirken. Mechanistisch gesehen liegen dieser Wirkung direkte, von der Cholesterinsenkung unabhängige Effekte zugrunde, die Enzymsysteme der Gefäßwand (NADPH-Oxidase, endotheliale NO-Synthase, Catalase, AT1-Rezeptor) positiv beeinflussen.
Der in der Zellkultur und im Tiermodell nachgewiesene therapeutische Mechanismus konnte auf den Menschen übertragen werden: In zwei klinischen Therapiestudien bei Patienten mit endothelialer Dysfunktion aufgrund Bluthochdruck, aber ohne Fettstoffwechselstörung, hat Dr. Waßmann gezeigt, dass Statine auch beim Menschen zu einer Verbesserung der Gefäßfunktion von Arterien und Herzkranzgefäßen sowie zu einer Verminderung von oxidativem Stress und Entzündungsmarkern im Blut führt. Der Therapieeffekt war bereits nach 24 Stunden nachweisbar, ohne dass zu diesem Zeitpunkt eine messbare Cholesterinsenkung vorlag.
"Da die Bluthochdruck-induzierte endotheliale Dysfunktion auch ohne manifeste Gefäßverengungen bereits mit einer schlechten Prognose einher geht, könnte eine günstige Beeinflussung dieses Krankheitsbildes durch Statine bei Patienten mit Bluthochdruck zu neuen Indikationen für die Anwendung dieser Substanzen unabhängig von einer zusätzlichen Fettstoffwechselstörung führen", beschreibt Dr. Waßmann die Bedeutung seiner Forschungsergebnisse.
Kontakt für Rückfragen:
Dr. med. Sven Waßmann
Klinik für Innere Medizin III (Direktor: Prof. Dr. Michael Böhm)
Universitätsklinikum des Saarlandes
D-66421 Homburg/Saar
Tel.: 06841-16- 23000 (Pforte)
E-Mail: wassmann@med-in.uni-saarland.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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