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22.11.2005 09:13

Mannheim: Bundesweit neuartiges Präventionsprojekt bei delinquenten Kindern mit hyperaktiv-antisozialen Verhaltensstörungen

Dr. med Marina Martini Referat Kommunikation und Medien
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

    In den letzten Jahren sind Gewalt und Delinquenz unter Kindern und Jugendlichen verstärkt in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. 2004 sind laut Kriminalstatistik über 600 Kinder in Mannheim delinquent geworden, wobei über das Dunkelfeld keine Zahlen vorliegen. Im Jahr 2003 untersuchte das Polizeipräsidium Mannheim die Gruppe der so genannten jugendlichen "Intensivtäter" genauer. Dabei stellte sich heraus, dass bei über 60% Symptome eines ADHS bestanden oder sogar die Diagnose gestellt war.

    Ausgehend von dieser Sachlage wurde auf Anregung des Polizeipräsidiums Mannheim mit finanzieller Unterstützung der Stadt Mannheim, des Vereins "Sicherheit in Mannheim -SiMA. e V." der Robert-Bosch-Stiftung, der Landesstiftung Baden-Württemberg und der Heinrich-Vetter-Stiftung eine Kooperation zwischen dem Polizeipräsidium und dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit aufgebaut.

    Frühes Auftreten von aggressiven und antisozialen Verhaltenweisen können Kennzeichen einer hyper-kinetischen Störung des Sozialverhaltens sein. Ca 5% aller Kinder weisen die Symptome einer hyperkinetischen Störung auf. Die Symptome sind Aufmerksamkeitsdefizit (z.B. Ablenkbarkeit, Konzentrati-onsstörung), Impulsivität (plötzliches, unüberlegtes Handeln) und motorische Unruhe (zappeln). Bei ca. 25-40% bestehen zusätzlich antisoziale Verhaltensmuster, d.h. oppositionelles Verhalten, Lügen, Stehlen, Wutausbrüche, körperliche Aggressivität, Zerstörung von Gegenständen, zündeln, Tiere quälen usw. Dann spricht man einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens. Die Kinder weisen schon früh (also vor dem 10. Lebensjahr) diese Symptomkombination aus. Des weiteren zeigen Längsschnitt-untersuchungen, dass dieses Störungsbild sehr stabil ist und bei 50% der 8 jährigen auch noch im Erwachsenenalter besteht. Die Behandlung dieser Kinder sollte möglichst frühzeitig erfolgen, um eine Verfestigung der Verhaltensmuster zu verhindern.

    Im Jahr 2003 untersuchte das Polizeipräsidium Mannheim die Gruppe der so genannten jugendlichen "Intensivtäter" genauer. Dabei stellte sich heraus, dass bei über 60% Symptome eines ADHS bestanden oder sogar die Diagnose gestellt war. Nur einer dieser Intensivtäter nahm ein Medikament in diesem Zusammenhang, die anderen Intensivtäter befanden sich nicht in Behandlung. Eine Therapie wurde oft mit den Begründungen "zu aufwändig, zu umständlich" abgelehnt. Genauso oft wurde als Begründung angegeben, dass das Kind sich einer Behandlung verweigere.

    Durch Kinder- und Jugendkriminalität entstehen der Volkswirtschaft in mehreren Ebenen Schäden, angefangen von der Zerstörung öffentlichen Eigentums, bis zur Krankenversorgung von Geschädigten, von Jugendhilfe bis Justizvollzugsanstalt, mit Beträgen in Millionenhöhe. Deshalb ist es naheliegend, eine Intervention auf die Zielgruppe der hyperaktiv-antisozialen Kinder abzustimmen. Dabei sind fol-gende Prinzipien zu berücksichtigen: Frühe Intervention ist Prävention, die Behandlung sollte im Ge-meinwesen etabliert sein, damit sie allen Familien zur Verfügung stehen kann und sie sollte sich auf den Kreis der gefährdeten Kinder konzentrieren um möglichst effektiv zu sein.

    Ausgehend von dieser Sachlage wurde auf Anregung des Polizeipräsidiums Mannheim mit finanzieller Unterstützung der Stadt Mannheim, des Vereins "Sicherheit in Mannheim -SiMA. e V." der Robert-Bosch-Stiftung, der Landesstiftung Baden-Württemberg und der Heinrich-Vetter-Stiftung eine Koope-ration zwischen dem Polizeipräsidium und dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit aufgebaut. Es wurde ein Projekt in Form einer Therapiestudie entwickelt, in dem neben bewährten Therapiebaustei-nen wie Beratung und Medikamenten, die Eltern im häuslichen Umfeld im Umgang mit ihren aggressi-ven und antisozialen Kindern gestärkt und unterstützt werden sollen. Das bundesweit neuartige Projekt startete am 1. September 2005 und wird noch bis August 2007 fortgeführt.

    Ansprechpartner:
    Dr. Gerhard Ristow
    Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
    Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
    Telefon 0621/1703-4931
    E-Mail: gerhard.ristow@zi-mannheim.de

    Claus Himburg
    Erster Polizeihauptkommissar
    Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle und Kriminalprävention
    Polizeipräsidium Mannheim
    Telefon 0621/714-3010
    E-Mail: claus.himburg@ppma.bwl.de

    Dr. med. Marina Martini, M.Sc.
    Referat Öffentlichkeitsarbeit
    Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim J 5, 68159 Mannheim
    Fon: 0621/1703-1301, -1302
    Fax: 0621/1703-1305

    E-Mail: martini@zi-mannheim.de
    http://www.zi-mannheim.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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