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22.11.2005 14:27

Neuer Verbreitungsatlas belegt gravierende Veränderungen der Vogeldiversität im Rheinland

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Der Vogelatlas, von dem Heidelberger Professor Michael Wink zusammen mit seinen Mitarbeitern Christian Dietzen und Benedikt Gießing publiziert, illustriert und interpretiert die aktuelle Verbreitung und Arealveränderung von 241 Brut- und Wintervogelarten

    Ein neuer Vogelatlas, der von dem Heidelberger Professor Michael Wink zusammen mit seinen Mitarbeitern Christian Dietzen und Benedikt Gießing publiziert wurde, illustriert und interpretiert die aktuelle Verbreitung und Arealveränderung von 241 Brut- und Wintervogelarten (Die Vögel des Rheinlandes: Ein Atlas zur Brut- und Wintervogelverbreitung 1990-2000).

    Die Vogelverbreitung des Rheinlandes (Teil Nordrhein) wurde zwischen 1990 und 2000 von mehr als 250 ehrenamtlichen Mitarbeitern (die meisten Mitglieder der nordrhein-westfälischen Ornithologen-Gesellschaft) systematisch erfasst. Koordiniert wurde das Projekt von Prof. Michael Wink (Universität Heidelberg). Kartierungseinheit war ein Quadrant von 33 Quadratkilometern Größe. Insgesamt wurde das Vorkommen von 241 Vogelarten halbquantitativ auf einer Gesamtfläche von über 13000 qkm kartiert. Die erhaltenen Kartierungsergebnisse können mit den Ergebnissen früherer Erfassungen (Wink 1987, 1990) verglichen werden. Dadurch kann man ablesen, welche Vogelarten ihr Verbreitungsgebiet in den letzten 30 Jahren gravierend verändert haben.

    33 Vogelarten zeigen deutlich rückläufige Bestandsentwicklungen; in diese Gruppe fallen vor allem Bewohner der offenen Agrarlandschaft (z.B. Rebhuhn, Grauammer, Raubwürger), Feuchtgebietsarten (z.B. Bekassine, Trauerseeschwalbe) und insektenfressende Zugvogelarten (z.B. Wendehals, Braunkehlchen, Steinschmätzer, Gartenrotschwanz, Ortolan, Drosselrohrsänger). Diese Arten nehmen nicht nur im Rheinland ab, sondern in vielen Gebieten Mitteleuropas.

    Den negativen Entwicklungen steht erfreulicherweise eine Arealzunahme bei 75 Vogelarten gegenüber. Darunter fallen Arten, die noch vor wenigen Jahrzehnten als besonders bedroht galten. Zu den Gewinnern zählen viele Wasservogelarten, Greifvögel, Eulen, nichtziehende Waldvögel und Bewohner menschlicher Siedlungen. Auffällig ist das Auftreten von Neozoen (Neubürgern) wie Halsbandsittich, Kanadagans, Nilgans oder Rostgans. Auch diese Trends werden nicht nur im Rheinland sondern vielfach in Mitteleuropa beobachtet.

    Ursachen sind in der Einstellung der Jagd auf viele Wasser- und Greifvögel seit 1970, im Rückgang von Umweltgiften (insbesondere DDT), Naturschutzmaßnahmen und in den milden Wintern der letzten Jahrzehnte zu suchen. Die Biodiversität ist offenbar nicht stabil, sondern immer im Fluss - diese Erkenntnis entspricht nicht dem Wunschvorstellung vieler Menschen und Naturschützer nach einem Gleichgewicht in der Natur.

    Der gerade publizierte Atlas ist in seiner Art für Deutschland einzigartig. Denn er enthält für jede Vogelart eine Verbreitungskarte der Brut- und/oder Winterverbreitung. Bei Brutvögeln illustriert eine zusätzliche Karte die Veränderung der aktuellen Verbreitung im Vergleich zu einer ersten Kartierung von 1974-1984 (Wink 1987). Neben einer Interpretation der Ergebnisse erfolgt eine Abschätzung der Brut- bzw. Wintervogelbestände. Abgerundet wird jede Artmonographie durch ein treffendes Farbfoto der jeweiligen Vogelart.

    Dieser Atlas wird nicht nur für Ornithologen und Vogelbeobachter in Nordrhein-Westfalen interessant sein. Er ist ein wichtiges Referenzwerk für Mitteleuropa. Ornithologen, Natur-/Artenschützer und Landschaftsplaner werden darin wichtige Basisinformationen finden.

    Zu den Autoren:
    Prof. Dr. Michael Wink (*1951) studierte Biologie und Chemie an der Universität Bonn und promovierte 1980 an der TU Braunschweig. Nach Habilitation in Fach Pharmazeutische Biologie (1984) erhielt er ein Heisenberg-Stipendium der DFG, mit dem er zunächst an das MPI für Züchtungsforschung nach Köln und danach bis 1988 an das Genzentrum der LMU München ging. Nach einem einjährigen Intermezzo als C3-Professor an der Uni Mainz nahm Prof. Wink 1989 den Ruf als Ordinarius für Pharmazeutische Biologie an der Universität Heidelberg an und leitet seitdem die Abteilung Biologie am Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie. Seine Hauptforschungsgebiete betreffen Pharmaforschung, Molekulare Biotechnologie, Evolutions- und Biodiversitätsforschung. Michael Wink ist Autor/Herausgeber von über 20 Büchern und Autor/Ko-Autor von über 460 Originalarbeiten.

    Christian Dietzen (*1974) studierte Biologie an der Universität Heidelberg und promoviert zurzeit am IPMB über die Molekulare Phylogeographie von Singvögeln der Kanarischen Inseln. Er befasst sich seit 15 Jahren mit der Biodiversität der Vogelwelt in Rheinland-Pfalz. Er ist Autor einer Reihe von avifaunistischen Arbeiten.

    Dr. Benedikt Gießing (*1967) studierte Biologie an der Universität zu Köln und promovierte 2003 über das Paarungssystem und Populationsgenetik des Seggenrohrsängers. Seit 25 Jahren beobachtet und kartiert er die Vogelwelt des Rheinlandes. Er ist Autor einer Reihe von avifaunistischen Arbeiten.

    Angaben zum Buch
    M. Wink, C. Dietzen und B. Gießing, B.: Die Vögel des Rheinlandes. Atlas zur Brut- und Wintervogelverbreitung 1990-2000. (Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd.36). In Kooperation erschienen im Romneya Verlag und Verlag NIBUK, 419 Seiten, 2005, 29 €; ISBN 3-934502-05-9 und 3-931921-07-7

    Bezug über Verlag NIBUK, D. Prestel, Hermerather Str. 9, 53819 Neunkirchen

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. M. Wink
    Universität Heidelberg
    Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie, Abt. Biologie
    Im Neuenheimer Feld 364, 69120 Heidelberg
    wink@uni-hd.de

    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse

    und
    Irene Thewalt
    Pressestelle der Universität
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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