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16.10.1997 00:00

Arbeitsvermittlung per Computer

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Wenn der Computer Jobs vermittelt - Institut Arbeit und Technik untersucht Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Arbeitsvermittlung und -beratung europaeischer Laender

    Die Computertechnik hat in den letzten Jahren auch in den Arbeitsaemtern verstaerkt Einzug gehalten. Die meisten europaeischen Laender setzen inzwischen bei der Arbeitsvermittlung "Selbstbedienungssysteme" ein, mit deren Hilfe sich Arbeitslose und Betriebe am PC ueber die Lage auf dem Arbeitsmarkt, Stellenangebote und Arbeitsgesuche informieren koennen. Die Moeglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikations-(IuK)-Technologien - etwa im Bereich der Berufsberatung oder bei der transnationalen Vernetzung - werden jedoch noch laengst nicht ausgeschoepft, geht aus einer europaweiten Untersuchung des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) ueber "IuK-Technologien in der Arbeitsvermittlung und -beratung" hervor. Neben den Chancen duerfen die Risiken nicht ignoriert werden, so die IAT-Arbeitsmarktforscherin Dr. Claudia Weinkopf: "Nur wer mit dem Computer umgehen kann, hat auch Zugang zu den neuen Informationsmoeglichkeiten. Selbstbedienungssysteme in der Arbeitsvermittlung koennen und duerfen persoenliche Beratung nur ergaenzen und keinesfalls ersetzen".

    In der deutschen Arbeitsvermittlung wurde nach den jahrelang kaum genutzten Microfiches das "Stelleninformationssystem" (SIS) eingefuehrt. Im Oktober 1996 standen im Bundesgebiet nach amtlichen Angaben 5000 Terminals in 800 Dienststellen der Arbeitsaemter den Arbeitsuchenden zur Verfuegung. In den ersten fuenf Jahren wurde SIS von etwa 6 Millionen Personen genutzt. Mit teilweise 35 bis 50 Terminals sind die SIS-Abteilungen in den deutschen Arbeitsaemtern vergleichsweise gross und hoch ausgelastet. Nach Erfahrungsberichten aus der Praxis bilden sich oft lange Warteschlangen, weshalb die Nutzer/innen gebeten werden, sich nicht laenger als 30 Minuten an den Terminals aufzuhalten. Seit 1996 kann man auch vom eigenen PC aus ueber T-Online rund 300 000 offene Stellen abfragen.

    Damit entschaerfen sich zwar die Kapazitaetsengpaesse an den Terminals in den Arbeitsaemtern, aber schaetzungsweise nur 20 Prozent der Arbeitslosen verfuegen ueber einen eigenen Computer, noch wesentlich weniger ueber einen T-Online-Anschluss. "Juengere und Hoeherqualifizierte haben hier bessere Zugangschancen als aeltere und Geringqualifizierte", vermutet Claudia Weinkopf. Wer am eigenen Computer T-Online nutzt, kann zudem auch ueberregional suchen, waehrend das SIS in den Arbeitsaemtern nur Zugang zum regionalen Stellenangebot verschafft (Ausnahme: Akademiker). Nach offziellen Angaben zur Effizienz des SIS konnten bis Ende 1995 470.000 Stellen auf diesem Wege erfolgreich besetzt werden. Seit 1996 gibt es auch einen Arbeitgeber-Informations-Service (AIS) ueber T-Online, der vor allem von Klein- und Mittelbetrieben genutzt wird. Kuenftig sollen SIS und AIS auch im Internet bereitgestellt werden.

    Die bisherigen Erfahrungen mit elektronischen Selbstbedienungssystemen zeigen, dass die oeffentliche Arbeitsvermittlung ihr Stellen- und Bewerberspektrum quantitativ und qualitativ erweitern kann. Da solche Systeme auch beschaeftigte Stellensuchende ansprechen, ist die Arbeitgeberseite oft bereit, mehr und attraktivere Stellen einzuspeisen. So ist etwa in Daenemark seit 1990 mit der Einfuehrung "offener" Stellenangebote (mit Adresse und Telefonnummer des Arbeitgebers) deren Anteil stetig gewachsen und betraegt heute etwa ein Drittel. Relativ weit entwickelt ist der Einsatz von IuK-Technologien zur Arbeitsvermittlung in den skandinavischen Laendern. In Schweden etwa informieren die Computer-Terminals in dezentralen Stadtteilbueros landesweit ueber Stellenangebote. Die Bueros bieten darueber hinaus kostenlos benutzbare Telefone und Computer, an denen Interessierte Bewerbungen schreiben koennen. Gleichzeitig gibt es Informationen ueber Schulungen und Beschaeftigungsfoerderung.

    Teilweise haben die Arbeitsaemter allerdings Bedenken, das Vermittlungsgeschaeft per Computer "ein Stueck weit aus der Hand zu geben", nicht nur, weil der eigene "Marktanteil" bei der Stellenvermittlung schrumpfen koennte, sondern auch, weil der Einfluss auf die Besetzung von Stellen - etwa bei der Vermittlung von "Problemgruppen" - schwinden wuerde.

    Fuer weitere Fragen steht Ihnen zur Verfuegung: Dr. Claudia Weinkopf Durchwahl: 1707-142


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Wirtschaft
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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