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24.11.2005 11:39

Tübinger/Esslinger Arbeitsgruppe macht spektakulären Fund nahe der Heuneburg

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Das Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters und das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen haben ihre Siedlungsgrabungen im Bereich der Heuneburg fortgesetzt. Bei einer Feldbegehung stießen die Forscher überraschend auf einen spektakulären Fund.

    Pressemitteilung

    Tübingen, 24. November 2005

    Gold im Maisfeld

    Das Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters und das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen haben ihre Siedlungsgrabungen im Bereich der Heuneburg fortgesetzt. Bei einer Feldbegehung stießen die Forscher überraschend auf einen spektakulären Fund: Etwa zweieinhalb Kilometer von der Heuneburg entfernt entdeckten sie auf einem nahezu verebneten Grabhügel eine goldene Fibel. Dabei handelt es sich um das Bruchstück einer mit Goldfolie überzogenen Gewandspange aus Bronze. Die Fibel stammt aus der späten Hallstattzeit zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr.

    Bei der näheren Untersuchung der Fundstelle entdeckten die Wissenschaftler eine durch Ackerbau schon weitgehend zerstörte Grabanlage mit erstaunlich reichen Beilagen: Neben einer zweiten goldenen Fibel fanden sie bronzenen Ringschmuck, mehrere kleinere Bronzegegenstände sowie Reste einer mehrteiligen Halskette. Die bedeutendsten Funde aus dem nur noch schlecht erhaltenen Grab sind aber zwei Anhänger aus Gold, deren Verzierung mit Filigranmustern auf eine etruskische Herkunft schließen lässt.

    Die Forscher stießen bei ihren Grabungen auch auf letzte Überreste der Person, die in dem entdeckten Grab bestattet worden war. Den Beigaben zufolge gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es sich dabei um eine Frau gehandelt hat, die wahrscheinlich in einem hölzernen Sarg beigesetzt wurde. Das Skelett war im sauren Boden nahezu vollständig vergangen. Anhand der erhaltenen Zahnschmelzkappen konnte jedoch die Position des Kopfes der Toten bestimmt werden. Rings um den Kopf herum wurden die Grabbeigaben gefunden, die Fibeln befanden sich im Bereich der Schultern.

    Die Restaurierung der Fundstücke wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, weil sich an einigen Metallgegenständen noch Fell-, Leder- und Textilreste befinden, die zunächst untersucht werden sollen.

    Das Forschungsprojekt ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramms zur Erforschung früheisenzeitlicher Herrschaftszentren. Das Umfeld der Heuneburg im Landkreis Sigmaringen gilt als ein bedeutender und zentraler frühkeltischer Ort an der oberen Donau. Schon häufig wurden dort eindrucksvolle archäologische Entdeckungen gemacht. Der Fundort des Grabes ist seit langem als Grabhügelfriedhof aus der späten Hallstattzeit zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Mit Ausnahme des größten Hügels, der wohl aufgrund seiner Ausmaße von den Folgen des
    Ackerbaus verschont blieb, sind aber alle Tumuli weitgehend verebnet.
    Der Friedhof ist - ebenso wie andere Grabhügelfriedhöfe im Bereich der Heuneburg -
    ein Beleg für den sozialen Aufstieg einzelner Bauernfamilien. In der damaligen Zeit verdeutlichten die führenden Familien ihren sozialen Rang durch prunkvolle Grabausstattungen. Auch die Art der Begräbnisse und die teilweise riesigen Grabhügel unterstrichen die jeweilige gesellschaftliche Position des Verstorbenen. So lassen die mit Goldblech überzogenen Bestandteile von Trachten und die goldenen Anhänger, die in dem neu entdeckten Grab gefunden wurden, erahnen, welcher Aufwand bisweilen bei solchen Bestattungen betrieben wurde.

    Bildmaterial im Internet unter: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlight.html

    Kontakt und nähere Informationen:

    Prof. Dr. Manfred K. H. Eggert
    Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
    Abteilung für Jüngere Urgeschichte und Frühgeschichte
    Universität Tübingen
    Schloss Hohentübingen
    72070 Tübingen
    Tel.: 07071/29-72406
    e-mail: manfred.eggert@uni-tuebingen.de

    Dr. Jörg Biel
    Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
    Berliner Str. 12
    73728 Esslingen
    Tel. 0711/66463-0
    e-mail: joerg.biel@rps.bwl.de

    Dr. Siegfried Kurz
    Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
    Abteilung für Jüngere Urgeschichte und Frühgeschichte
    Universität Tübingen
    Schloß Hohentübingen
    72070 Tübingen
    Teil 07071/913-210
    e-mail: siegfried.kurz@gmx.net

    EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit o Michael Seifert
    Wilhelmstr. 5 o 72074 Tübingen
    Tel.: 0 70 71 o 29 o 7 67 89 o Fax: 0 70 71 o 29 o 5566
    E-Mail: michael.seifert@verwaltung.uni-tuebingen.de
    Wir bitten um Zusendung von Belegexemplaren!


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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